Volkswagen: Verzögern Software-Probleme den ID.3-Start?
Volkswagen hat laut einem Medienbericht weiter mit massiven Software-Problemen beim ID.3 zu kämpfen – demnach droht sogar eine Verschiebung des Marktstarts bei dem ersten MEB-Modell. Auch bei den Konzerntöchtern Audi und Porsche soll es weitere Schwierigkeiten bei den Elektroautos geben.
Wenige Wochen nach einem ersten Bericht über massive Software-Probleme beim VW ID.3 sollen laut dem „Manager Magazin“ viele Probleme immer noch nicht gelöst sein bzw. sogar jeden Tag viele neue hinzukommen. Das Magazin zitiert VW-Experten, laut denen die Grundarchitektur der Software „zu hastig“ entwickelt worden sei, in der Folge würden sich viele Systemteile nicht verstehen, was zu Aussetzern führe.
„Hunderte Testfahrer“, die bei Abend und Nacht Kilometer sammeln, würden jeden Morgen neue Fehler melden, in dem Bericht werden bis zu 300 Fehler täglich genannt – wegen des täglichen Treffpunkts der Technik- und Softwareexperten schreibt das Magazin vom „Showdown in Halle 74“. Die dramatisierende Überschrift wird im Text mit internen Negativszenarien unterlegt, die von bis zu zwölf Monaten Verzögerung ausgehen. Vertraute von Konzern- und Markenchef Herbert Diess würden dies aber als „kompletten Quatsch“ bezeichnen. Gegenüber electrive.net haben hochrangige VW-Experten zuletzt beteuert, dass es bei dem Ziel, den ID.3 „im Sommer“ auszuliefern, bleibe. Allerdings ist die Angabe der Jahreszeit eine sehr weiche. Spätsommerlich ist es auch noch im September. Im Handel plant man derzeit frühestens im August mit ersten Auslieferungen, wie electrive.net aus Gesprächen mit mehreren Autohäusern erfahren hat.
Eine mehrmonatige Verzögerung hätte natürlich auch Folgen für Diess, der als großer Treiber hinter dem MEB und somit dem ID.3 steht. Offen ist die Frage, ob der radikal neue Elektro-Baukasten nur mit einer von Grund auf neu entwickelten Software-Architektur gut funktionieren kann oder ob die neue Software ein Schritt zu viel war. Sogar die Großinvestoren aus den Familien Porsche und Piëch sollen angeblich bei „Gesprächen im kleinen Kreis“ ihren Unmut geäußert haben.
Die womöglich intern kippende Stimmung gegen die Elektro-Offensive von Diess führt das „Manager Magazin“ zu einer Personal-Spekulation: „Vorausschauend“ habe Diess den VW-Markenvorstand bereits um mehrere Köpfe erweitert – so habe etwa Entwicklungschef Frank Welsch mit Matthias Rabe einen Chief Technology Officer zur Seite gestellt bekommen. „Bei großer ID.3-Verzögerung könnte er diverse Vorstände feuern“, so das Magazin wörtlich. Sprich: Sollte im Fall von Welsch und Rabe einer seinen Hut nehmen müssen, würde in der Entwicklungsabteilung kein Machtvakuum entstehen – und Diess könnte einige Vorstände entlassen, um seine eigene Person zu schützen. So viel aus der „Manager Magazin“-Glaskugel.
Zumindest an einer Front wird aktuell nicht über Probleme beim ID.3 berichtet: die Verfügbarkeit der Batteriezellen. Dieses Problem beutelt derzeit bekanntlich die Tochter Audi und die Produktion des e-tron in Brüssel. Hauptlieferant für die Batteriezellen des e-tron mit der 95-kWh-Batterie ist LG Chem, dort gibt es Probleme beim Produktionshochlauf in dem Werk in Polen. Die Zellen für die kleinere 71-kWh-Batterie kommen von Samsung SDI, sollen laut dem „Manager Magazin“ aber „noch nicht die notwendige Qualität“ aufweisen. Aus diesem Grund hätten sich intern Audi und Porsche um die verfügbaren Batteriekapazitäten gestritten, so das Magazin. Im Konzernvorstand habe sich Diess dann für Porsche ausgesprochen, weshalb derzeit die Produktion des e-tron lahmt und nicht die des Taycan. Bestätigt sind diese Informationen allerdings nicht. Sie decken sich aber mit Angaben von Batterieexperten, mit denen die Redaktion von electrive.net gesprochen hat.
manager-magazin.de (Paywall)
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