Kia verschiebt US-Pläne für E-Autos wegen Batterieknappheit
Die beschränkte Versorgung mit den zugekauften Batteriezellen ist dafür verantwortlich, dass sich Kia mit seinen Elektromodellen zunächst vor allem auf Europa konzentriert und die USA hintenanstehen. Das hat jetzt ein hochrangiger US-Manager des Autobauers in einem Interview verraten.
Wie Steve Kosowski, Kias Strategiemanager für Amerika, nun in einem Interview mit Electrek sagte, könne Kia „seinem Gefühl“ zufolge in Nordamerika zwei- bis dreimal so viele E-Autos verkaufen wie dort derzeit tatsächlich abgesetzt werden, „wenn wir hier mehr Autos bekommen könnten“. Er rechne aber damit, dass das Kontingent des Niro EV (in Deutschland als Kia e-Niro im Verkauf) für den US-Markt in den zweiten Jahreshälfte 2020 stark ansteige. Gesichert sei das aber wegen den Problemen beim Batterienachschub nicht.
Diese seien auch der Grund, warum der Kia e-Soul in den USA nicht vor 2021 angeboten wird. „Wir wissen, dass die Nachfrage nach dem e-Soul besteht. Wenn wir jedoch für 2019 nur 3.000 Batterien für Nordamerika erhalten und unser Geschäft maximieren wollen, möchten wir alle unsere Chips auf den Niro EV setzen“, so Kosowski.
Der Niro EV wird aktuell in 14 US-Bundesstaaten angeboten. Das soll sich laut Kosowski auch nicht ändern, eine weitere Verbreitung – oder eben mit dem e-Soul ein zweites Modell – sind aber kurzfristig nicht umsetzbar.
Diese Verzögerung auf dem für Kia wichtigen US-Markt dürfte die von der koreanischen Zentrale ausgerufenen Pläne deutlich schwerer erreichbar machen. In der Strategie „Plan S“ hat Kia nicht nur 11 BEV bis 2025 angekündigt, sondern auch klare E-Verkaufsziele für die einzelnen Regionen definiert. Laut Kosowski sollen 2026 bereits 20 Prozent des Markenumsatzes auf BEV entfallen. Das entspreche rund 125.000 Elektro-Kias – mit den genannten Beschränkungen kam Kia in den USA 2019 auf gerade einmal 2.000 Verkäufe des Niro EV.
Von den angekündigten elf Modellen werden aber auch nicht alle in die USA kommen. „Es werden mehr als drei Modelle sein“, so Kosowski. „Es ist möglich, dass wir bis zu fünf oder sechs Elektrofahrzeuge haben.“ Er bestätigte aber, dass das Serienfahrzeug auf Basis der Studie „Imagine by Kia“ 2021 in den USA auf den Markt kommen soll. Wenn das Unternehmen beabsichtige, mehr Elektroautos und andere Modelle in dem „Zero-Carbon-Portfolio“ anzubieten, bedeute dies, dass es über die Staaten und die aktuellen Märkte hinausgehen werde. „Aber wir sind noch nicht bereit, etwas anzukündigen.“
Auf die Frage, warum Kia es versäumt habe, eine ausreichende Versorgung mit Batterien sicherzustellen, sagte Kosowski: „Die kurze Antwort lautet: Ich habe keine Antwort.“ Er ergänzte, dass es „ein wenig überraschend“ sei, dass man jetzt Versorgungsprobleme global und in Europa habe. Sprich: So ganz an den unmittelbaren Erfolg der eigenen Modelle hat Kia offenbar nicht geglaubt. Strengere Vorschriften weltweit und die Unsicherheit darüber seien „wahrscheinlich ein Faktor“. Oft ist bei ausländischen Herstellern die regionale Importorganisation in ihrem Einfluss beschränkt. Auch Kosowski gibt an: „Letztendlich trifft die Kia Motors Corporation wichtige Entscheidungen.“
Lieber E-Carshring-Autos in Europa als verkaufte BEV in den USA
Der BEV-Fokus auf Europa bei Kia hatte sich bereits im Sommer angedeutet. Da Kia wegen eines zu hohen CO2-Flottenausstoßes Strafzahlungen drohen, hatte Emilio Herrera, Chief Operating Officer von Kia Europe, bereits im August angekündigt, den Ausstoß mithilfe von Batterie-elektrischen Autos senken zu wollen – mit dem Verweis, dass die „koreanische Zentrale“ CO2-Strafen nicht akzeptieren werde. Damals umrissenen „Notfallplänen“ zufolge könnte Kia sein Carsharing-Geschäft in Spanien komplett auf E-Antriebe umstellen oder für jedes Fahrzeug emissionsärmere Reifen einführen. Zudem könnten alle Firmenwagen, Vorführwagen der Händler und die Servicefahrzeuge auf Elektroantriebe umgestellt werden. Sprich: Für die CO2-Werte werden lieber Elektroautos in die internen Flotten gebracht (Hauptsache, sie werden in Europa zugelassen) als in den USA an zahlende Kunden ausgeliefert.
Kia ist mit solchen Problemen nicht alleine, knappe Batterien (wenn auch wohl wegen Problemen beim Produktionshochlauf bei LG Chem, nicht wegen mangelnder Einkaufsvolumina) haben bereits die E-Auto-Fertigung bei Jaguar (bzw. dem Auftragsfertiger Magna) und Audi in Brüssel zum Stillstand gebracht. Mercedes wird nachgesagt, wegen knapper Batterien den US-Start des EQC verschoben zu haben, um die vorhandenen Fahrzeuge in Europa absetzten zu können. Der Konzern hingegen führte stattdessen eine „strategische Entscheidung“ für die US-Verzögerung an.
electrek.co
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