LEEFF-Projektpartner elektrifizieren Mercedes Sprinter
Ein österreichisches Konsortium hat im Zuge des inzwischen abgeschlossenen Projekts LEEFF („Low Emission Electric Freight Fleets“) einen eigenen Elektro-Transporter auf Basis des Mercedes Sprinter entwickelt, der nun in Kleinserie produziert werden soll.
Das Konsortium arbeitete von 2016 bis 2019 zusammen, um Lösungen für den Einsatz von Elektromobilität im urbanen Gütertransport – mit Fokus auf Paketlogistik – voranzutreiben und im Praxiseinsatz zu testen. Unter den 17 Projektpartnern waren Unternehmen wie Schachinger Logistik, Kreisel Electric, Oberaigner Powertrain, Smatrics, Voltia oder Energie Ingenieure Consulting, zu den beteiligten Forschungsinstituten gehörten u.a. die Universität für Bodenkultur, die Universität Wien und die FH Hagenberg. Gefördert wurde LEEFF durch den Klima- und Energiefonds der österreichischen Regierung.
Im Zentrum des Projekts stand die Adaption eines Mercedes Sprinter, die mittels eines optimierten Getriebes, modularer Batterietechnologie und intelligenter Ladeinfrastruktur erfolgte. „Wir haben das Auto komplett zerlegt, den Verbrennungsmotor und alle dazugehörigen Komponenten entfernt, alles genauestens vermessen und 3D-Modelle erstellt“, skizziert Markus Kreisel, CEO bei Kreisel Electric, die Startphase des LEEFF-Projekts. Auf Basis dieser 3D-Modelle habe man sowohl die Größe und Position der Akkus als auch die Getriebekonstruktion perfekt auf das Fahrwerk des Mercedes Sprinter abstimmen können. Mit dem Prototyp sei es gelungen, Knowhow für ein marktfähiges Nutzfahrzeug zu sammeln – und dies in einer Kleinserienproduktion umzusetzen, resümieren die Projektverantwortlichen.
Das Konsortium hat den umgerüsteten E-Van auf Basis des Sprinter während des knapp zweieinhalb Jahre dauernden Praxistests um drei weitere Fahrzeugtypen – MAN eTGE, SAIC Maxus sowie einen elektrifizierten Citroёn Jumper – ergänzt. Insgesamt waren elf Fahrzeuge bei sechs Praxispartnern im Einsatz, wobei der Hauptfokus auf der Paketzustellungen lag. „Im Testbetrieb wurden 158.527 km zurückgelegt, der durchschnittliche Energieverbrauch lag bei 32,2 kWh pro 100 km, die durchschnittliche Nutzlast bei 825 kg. Im Vergleich zu Nutzfahrzeugen mit Verbrennungsmotoren lag die CO2-Einsparung der Demonstrationsflotte bei 48,2 Prozent“, bilanzieren die Partner in einer Mitteilung.
Angetrieben wird der Sprinter von Kreisel Electric mit einer 125 kW starken E-Maschine, welche die Hinterachse antreibt. Die Batterie kommt auf eine Kapazität von 86 kWh und soll für eine Reichweite von bis zu 200 km reichen.
Das LEEFF-Projekt ging derweil über die Fahrzeugfrage weit hinaus: Aus den im Demobetrieb gewonnenen Daten haben die Partner einen Implementierungsleitfaden erarbeitet, der Betreiber gewerblicher Zustellflotten dabei unterstützen soll, Elektrofahrzeuge zu integrieren. Stichworte zu diesem Leitfaden sind u.a. die Ladeinfrastruktur, die Bereitstellung einer IT-Plattform und mobiler Applikationen und Trainingskonzepte für Fahrer. Außerdem stellten die Teilnehmer fest, dass bei ihnen selbst über die Projektlaufzeit hinweg mehr als 110 „Green Jobs“ hinzugekommen waren. Außerdem wurden zwei neue Unternehmen und Startups gegründet.
Nach Ablauf des Projektzeitraums wollen die Partner an mehreren Projektsträngen weiterarbeiten, etwa an der Weiterentwicklung technischer Komponenten, an der Schaffung geeigneter Geschäftsmodelle für Flottenbetreiber und an der Entwicklung temperaturgeführter E-Vans (etwa Kühltransporter). Zu Letzterem gibt es ein Folgeprojekt – das Projekt Zero. Was die Kreation von Geschäftsmodellen angeht, ist ein integriertes Konzept namens eTRANSFORMERS im Aufbau. Ziel sei es, gewerbliche Flottenbetreiber von der Ist-Analyse über die Konzeptionierung bis zur Implementierung und dem Ausrollen ganzheitlich zu begleiten, heißt es.
Ein weiterer Fokus liegt auch auf der Erarbeitung politischer und rechtlicher Handlungsempfehlungen mit dem Ziel, vorhandene Citylogistik-Strategien zu verbessern und den verstärkten Einsatz elektrifizierter Flotten zu fördern. Vor diesem Hintergrund fand vor wenigen Tagen ein Netzwerk-Treffen zwischen den LEEFF-Projektpartnern, Vertretern des Klima- und Energiefonds sowie Entscheidungsträgern statt. „Für eine flächendeckende Umsetzung sind richtige Anreize für Unternehmen zu setzen“, äußert Nikolaus Skarabela, technischer Leiter des LEEFF-Projekts. „Etwa Zufahrtsbegünstigungen, steuerliche Anreize über die Abschreibungsdauer und gezielte Förderungen. Aber auch den internen Widerständen in Unternehmen muss man entgegentreten, welches wir mit unserer erarbeiteten Migrationsstrategie und Schulungen können. Und zu guter Letzt ein ,barrierefreier‘ Zugang zur hochrangigen Ladeinfrastruktur, die meisten derzeitigen Ladestationen sind vom Platz her nicht E-Vans und -Lkw tauglich.“
klimafonds.gv.at, leeff.at (Projekt), leeff.at (Technische Daten)
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