Tesla: Weiteres Werk in „Central USA“?
Tesla sucht laut Elon Musk derzeit einen Standort für ein weiteres Werk in den USA. Dort soll der Cybertruck produziert werden und auch das Model Y für Kunden an der US-Ostküste. Mit im Rennen ist offenbar Texas.
Laut Elon Musk hat Tesla die Suche nach einem geeigneten Gelände für die Fertigung des Cybertrucks gestartet. Geplant ist offenbar, den E-Pickup in „Central USA“ zu fertigen. Musk selbst sprach schon von der „Cybertruck Gigafactory“.
Dieser Name könnte sich wohl noch ändern, denn Musk hatte zuvor bereits über eine neue Nomenklatur für die eigenen Werke gesprochen. Anstatt die Gigafactories durchzunummerieren (wie bis zu Gigafactory 3 in Shanghai), sollen sie künftig „Giga“ gefolgt von der Region sein – das Werk in Grünheide ist also die „Giga Berlin“ und nicht wie oft angenommen die Gigafactory 4.
Während der neue Name mehr oder weniger eine Randnotiz ist, sorgt eine andere Formulierung für mehr Verwirrung: Die Suche in „Central USA“. Bisher wurde Tesla nachgesagt, bereits relativ konkrete Pläne in Texas zu verfolgen – Musk selbst hatte Anfang Februar eine Twitter-Umfrage „Giga Texas?“ gestartet. Die Produktion eines Pickups in Texas wäre aufgrund der lokalen Nachfrage naheliegend, doch Tesla liegt derzeit mir der texanischen Regierung im Clinch: Tesla darf derzeit in Texas keine Autos verkaufen. Im Kern geht es dabei um ein Gesetz, wonach Neuwagen nicht in eigenen Läden des Herstellers verkauft werden dürfen, sondern über freie Händler. Genau das macht aber Tesla mit seinen Stores und ist diese Regelung in der Vergangenheit so umgangen, dass die Bestellung eines texanischen Kunden (per Internet oder Telefon, nicht in einem Tesla Store) offiziell in einem anderen US-Bundesstaat abgewickelt wurde.
Scouting locations for Cybertruck Gigafactory. Will be central USA.
— Elon Musk (@elonmusk) March 11, 2020
Dass Tesla nun in „Central USA“ statt nur im riesigen Texas nach einem Standort sucht, könnte darauf hindeuten, dass der E-Autobauer seine Suche ernsthaft auf andere US-Bundesstaaten ausgeweitet hat – oder einfach nur den politischen Druck erhöhen will. US-Medien zufolge könnte ersteres der Fall sein: Offenbar gibt es erste Gespräche mit Vertretern der Stadt Nashville, Tennessee. „Techcrunch“ zufolge gab eine Quelle mit Kenntnis der Gespräche an, Nashville stehe auf einer kurzen Liste von Kandidaten. Tennessee könnte sich so zu einer Art E-Hub entwickeln: In Smyrna unweit von Nashville fertigt Nissan seit 2013 den Leaf für den US-Markt und im Südwesten Tennessees baut VW gerade sein Werk Chattanooga für die Produktion des ID.4 und weiterer Elektroautos aus. Auch General Motors betreibt in Tennessee ein großes Werk, bisher jedoch ohne E-Autos – Zulieferer und Fachkräfte sind in der Region aber vorhanden.
Unklar ist auch, über welche Produktionskapazitäten das neue Werk verfügen soll. Wegen seiner recht simplen Form wird dem Cybertruck nachgesagt, in der Fertigung deutlich weniger aufwändig zu sein. Ganz auf den Cybertruck und seine Bauweise wird das Werk aber nicht ausgerichtet: Via Twitter bestätigte Musk, dass in dem Werk auch das Model Y für Kunden an der US-Ostküste gebaut werden soll. Zuvor hatte Musk angedeutet, dass Tesla auch die „Model-Y-Produktion für die Ostküste“ im Auge habe. Später bestätigte er dann auf Nachfrage, dass es sich dabei um die „Cybertruck Gigafactory“ und nicht ein weiteres, eigenständiges Werk handeln soll.
Former
— Elon Musk (@elonmusk) March 11, 2020
Bei dem Aufbau des neuen Werks – wo auch immer es dann entstehen wird – muss Tesla ohne einen weiteren bewährten Produktionsmanager auskommen. Laut einem Bericht von CNBC hat Jatinder Dhillon (im Range eines Manufactoring Directors) Tesla verlassen. Er war sieben Jahre lang bei Tesla und half dem Elektroauto-Hersteller, seine eigene Produktion von Sitzen zu eröffnen und die Fertigung des Model 3 zu steigern. Seit Juli 2018 war Dhillon Leiter der Model-3-Produktion.
Im Fall der Giga Berlin hat sich gezeigt, dass es bei Tesla nicht immer von Vorteil sein muss, als Favorit in das Rennen zu gehen. Den Standort in Grünheide hatten nur wenige Experten auf dem Schirm, stattdessen wurde lange über eine mögliche Produktion in Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen spekuliert, zudem hatten sich auch Rheinland-Pfalz, das Saarland und Baden-Württemberg ins Gespräch gebracht. Musk selbst hatte einst das Saarland ins Spiel gebracht, als er sagte, „das deutsch-französische Grenzgebiet ergibt Sinn“ – auch in Hinblick auf die nahen Benelux-Länder. Am Ende hat sich Tesla aber für Brandenburg entschieden.
In Grünheide hat Tesla unterdessen eine weitere Hürde genommen: Das Landesumweltamt in Brandenburg gab grünes Licht für die Planierung eines Teils des Geländes in Grünheide. Tesla hat offenbar umgehend mit den Planierungsarbeiten begonnen – jedoch auf eigenes Risiko. Da die endgültige Genehmigung noch aussteht, könnte der Autobauer dazu verpflichtet werden, den Ursprungszustand wieder herzustellen.
Update 16.05.2020: Tesla will sein geplantes nächstes US-Werk angeblich in oder um Austin errichten. Das zumindest geht aus einem Medienbericht hervor. Darin heißt es weiter, dass der Zeitplan extrem ambitioniert sei: Noch in diesem Jahr sollen in der texanischen Hauptstadt die ersten Exemplare des Model Y vom Band laufen.
electrek.co, teslarati.com, moz.de (Grünheide), cnbc.com (Dhillon), techcrunch.com (Nashville), axios.com (Nashville)
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