Stresstest fürs Netz: 100 Haushalte mit 49 E-Autos in Linz
Im Rahmen des österreichischen Forschungsprojekts Urcharge bereiten die Projektpartner eine sechsmonatige Demophase vor: In einer Wohnsiedlung im Linzer Stadtteil Kleinmünchen wird ab Mitte April 2020 getestet, was passiert, wenn die Hälfte der Bewohner auf E-Autos umsteigt.
Die in das Projekt eingebundenen Bewohner geben dazu ihre Verbrenner-Autos ab und erhalten im Gegenzug insgesamt 40 Renault Zoe und neun Nissan Leaf. Auf den Tiefgaragenparkplätzen werden Wallboxen mit 11 kW installiert und durch intelligentes Lastmanagement gesteuert. Insgesamt machen rund 100 Haushalte mit. Antworten erhoffen sich die Initiatoren auf die Fragen, ob das Stromnetz die Mehrbelastung ausbalancieren kann und inwiefern Wallboxen eigene Stromanschlüsse brauchen beziehungsweise gemeinsam gesteuert werden können.
„Die Ladeleistung soll getestet und optimiert werden, um den Bewohnern möglichst netzschonend und kostengünstig die notwendige Energie zur Verfügung zu stellen“, heißt es in einer begleitenden Pressemitteilung. Erforscht werde außerdem auch das Ladeverhalten der Elektroauto-Fahrer. „Es muss kein Fahrtenbuch geführt werden und auch die GPS-Daten werden nicht erfasst. Wir schauen uns nur das Ladeverhalten an“, äußert E-Mobilitäts-Experte Gerald Mayrhofer vom Energieversorger Linz AG, der das Projekt zusammen mit der TU Wien angestoßen hat.
Neben Linz AG und Technischer Universität Wien sind bei dem Feldversuch auch die Unternehmen Keba AG (Ladestationen) und ETA (Umweltmanagement) sowie die Linzer Wohnungsgenossenschaft Neue Heimat mit an Bord. Dem Praxisteil ist bereits eine Modellstudie vorangegangen. Die Leitung des Gesamtprojekts hat die TU Wien inne. Die Kosten für Urcharge belaufen sich auf insgesamt 1,3 Millionen Euro, wobei der österreichische Klima- und Energiefonds bis zu 420.000 Euro beisteuert.
Ähnliche Feldversuche gibt es auch andernorts: So hat u.a. die EnBW-Tochter Netze BW ihr auf Einfamilienhäuser zugeschnittenes Ladeprojekt „E-Mobility-Allee“ in Ostfildern vor knapp einem halben Jahr abgeschlossen und will nun in Tamm mit dem Projekt „E-Mobility-Carré“ testen, wie sich die Elektromobilität mit Mehrfamilienhäusern verbinden lässt.
Update 29.05.2020: Das Projekt „Urcharge“ ist nach einer mehrwöchigen Verzögerung aufgrund der Coronavirus-Pandemie nun mit der Übergabe der Elektroautos an die Haushalte offiziell gestartet worden.
nachrichten.at, linzag.at; Projektstart: keba-com, sonnleitner-auto.com, oekonews.at
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