Tesla: Elon Musk trifft fahrlässige Aussagen zum Coronavirus
Elon Musk hat den Schuss nicht gehört. Die jüngsten Aussagen des Tesla-Masterminds mit Bezug zur Coronavirus-Pandemie auf Twitter und in einer E-Mail an Mitarbeiter sind unverantwortlich – bedenkt man, welch großen Einfluss die Worte Musks auf viele Menschen haben.
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Mitarbeitern des Tesla-Werks Fremont, das trotz umfangreicher Schutzmaßnahmen in der Gegend per Ausnahmegenehmigung weiter produzieren darf, wird gestattet, zu Hause zu bleiben – wenn sie sich „krank fühlen“. Das impliziert natürlich, dass all diejenigen, die noch keine Symptome zeigen, doch bitte weiter zur Arbeit erscheinen sollen. So wie Musk selbst es nach eigenen Angaben auch tut. Dass Infizierte das Virus weiter verbreiten können, bevor sie selbst Symptome zeigen und sich „krank fühlen“, ignoriert der Tesla-Vordenker dabei völlig.
Musk äußerte auch die Auffassung, dass der Schaden durch die „Panik“ rund um das Coronavirus viel größer sei als durch das Virus selbst. Er gehe davon aus, „dass die bestätigten COVID-19-Fälle (diese spezielle Form der Erkältung), basierend auf den neuesten Daten des Center for Disease Control, 0,1% der US-Bevölkerung nicht überschreiten werden“. Dass die tatsächliche Zahl der Infizierten in den USA wohl deutlich höher liegt, weil wegen fehlender Tests im Vergleich zu anderen Ländern bislang nur wenige Menschen getestet wurden, scheint Musk nicht mitbekommen zu haben. Und auch über exponentielles Wachstum sollte gerade Musk eigentlich besser Bescheid wissen.
Update 18.03.2020: Tesla muss in seiner Fabrik im kalifornischen Fremont nun doch die Fahrzeugproduktion für die nächsten drei Wochen unterbrechen, hat der zuständige Sheriff entschieden. Tesla darf in dieser Zeit nur noch minimale Betriebstätigkeiten durchführen, etwa Gehaltsabrechnungen.
Tesla: @Tesla is not an essential business as defined in the Alameda County Health Order. Tesla can maintain minimum basic operations per the Alameda County Health Order.
— Alameda County Sheriff (@ACSOSheriffs) March 17, 2020
Da das Unternehmen „kein wesentliches Geschäft im Sinne der Alameda County Health Order“ sei, könne Tesla zwar „die Mindestgrundoperationen aufrechterhalten, müsse den normalen Betrieb in seiner Fabrik in Fremont aber für drei Wochen einstellen“.
Update 19.03.2020: Ein Sprecher des Sheriff-Büros des Alameda County sagte, Tesla habe zugestimmt, seine Belegschaft zu reduzieren: „Sie versicherten mir in einem Telefonanruf, eine Reduzierung von etwa 10.000 auf 2.500 Personen vorzunehmen.“ Später hieß es vom Alameda County aber, dass der limitierte Betrieb in der Tesla-Fabrik nicht die Herstellung von Fahrzeugen beinhalten kann. Sie werden Maßnahmen ergreifen, wenn Tesla sich nicht daran hält.
Update 23.03.2020: Tesla hat bestätigt, dass das Werk in Fremont ab heute geschlossen wird. Auch in der Gigafactory 2 im US-Bundesstaat New York für die Solardächer wird die Produktion vorübergehend eingestellt. In beiden Fällen soll ein Minimal-Betrieb aufrecht erhalten werden, um etwa die Versorgung mit Teilen und Lieferungen, aber auch den Betrieb der vernetzten Tesla-Fahrzeuge sowie der Lade- und Energie-Infrastruktur zu gewährleisten – „gemäß den Anweisungen der lokalen, staatlichen und föderalen Behörden“. In der Mitteilung an die Investoren gibt Tesla auch an, dass die Fertigung in der Gigafactory 1 in Nevada weiterlaufen soll. Dabei gibt es aber für den Elektroautobauer eine neue Herausforderung: Batterie-Partner Panasonic hat seine 3.500 dort eingesetzten Mitarbeiter aus dem Werk in Nevada abgezogen.
twitter.com, electrek.co (Aussagen Musks), insideevs.com, latimes.com (Fremont-Produktion), golem.de, handelsblatt.com (beide Update I), electrek.co (Update II), tesla.com, golem.de (beide Update III)
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