EnBW nimmt Ionity aus dem Lade-Angebot
Der Energieversorger EnBW nimmt mit Wirkung zum 2. April 2020 die Ladesäulen von Ionity aus seinem Ladedienst „mobility+“. Hintergrund ist die Preiserhöhung von Ionity aus dem Januar, die EnBW nun nicht mehr mittragen will.
Ionity hatte damals den Preis für Kunden ohne Vertrag auf 79 Cent pro Kilowattstunde erhöht. Auch der B2B-Preis, den andere Ladekarten-Anbieter im Einkauf zahlen, ist offenbar deutlich gestiegen – auch wenn dieser Preis selbst nicht öffentlich kommuniziert wurde. Beobachter vermuten aber, dass er in der Nähe des Endkundenpreises von 0,79 €/kWh liegt. Da das DC-Laden mit der „mobility+“-Karte oder -App jedoch nur 49 Cent je kWh kostet (im Viellader-Tarif für 4,99 Euro pro Monat noch 39 Cent), hat EnBW wohl bei jedem Ladevorgang seiner Kunden an Ionity-Säulen draufgezahlt.
Die Wirtschaftlichkeit alleine war dabei offenbar nicht der einzige Grund. „Einen Preis von 79 Cent je Kilowattstunde halten wir zur Förderung der Marktentwicklung nicht für zielführend“, schreibt EnBW in einer aktuellen Info-Mail. „Wir sind der festen Überzeugung, dass die Elektromobilität zunächst aus Sicht der Verbraucher betrachtet werden muss. Hier braucht es in der aktuellen Marktwachstumsphase vor allem zwei Dinge, um Menschen zu einer nachhaltigeren Mobilität zu bewegen: Einfachheit und Wirtschaftlichkeit.“
Die Entscheidung, die Zusammenarbeit mit „dem Betreiber Ionity“ auszusetzen, sei keine Entscheidung gegen deren Angebot an die Ladeinfrastruktur, „sondern ein klares und ausdrückliches Bekenntnis zu einer alltagstauglichen und einfachen Elektromobilität für alle, bei der E-Autofahrer*innen und ihre Bedürfnisse mitberücksichtigt werden“. Um die eigenen Tarife konstant halten zu können, bittet EnBW seine Kunden, alternative Standorte zu nutzen. Pressesprecher Heiko Willrett stellt aber auch klar, dass EnBW sich die Zusammenarbeit mit Ionity wieder vorstellen kann – wenn die Konditionen stimmen.
EnBW betreibt selbst Ladeinfrastruktur und hat nach eigenen Angaben das größte Schnellladenetzwerk Deutschlands errichtet – und baue dieses mit hohem Tempo weiter aus. An vielen Autobahn-Raststätten werden derzeit neben den bestehenden 50-kW-Triple-Chargern sogenannte Hypercharger mit bis zu 300 kW installiert. Teilweise sind diese auch schon in Betrieb. Über eine Partnerschaft mit Shell werden derzeit weitere Hypercharger an Tankstellen des Mineralölkonzerns aufgebaut.
„Wir wissen, dass der Ausbau von Ladestationen eine signifikante Zukunftsinvestition bedeutet – und wir wissen, dass solche Investitionen klug und langfristig kalkuliert sein müssen“, so EnBW. Dem Unternehmen sei „mit unserer Erfahrung bei großen Infrastrukturprojekten einerseits und in Sachen Kundenbeziehungen andererseits“ bewusst, dass „alle Beteiligten sinnvoll zusammengebracht werden müssen – anstatt den Blick nur auf die eigenen Belange zu richten“. Ein eindeutiger Seitenhieb in Richtung Ionity.
Noch deutlicher wird die EnBW-Mail an einer anderen Stelle: „Sie (die auf dem Lade-Markt handelnden Akteure, Anm. d. Red.) müssen ihre Produkte a. leicht verständlich, b. einfach nutzbar und c. uneingeschränkt zugänglich machen. Wir sehen beim oben genannten Betreiber von Ladeinfrastruktur keinen dieser Punkte gegeben.“
In Folge der Preiserhöhung hatten andere Ladekarten-Anbieter ihre Preise allgemein erhöht oder zumindest für das Laden an Ionity-Säulen angepasst. Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass sich EnBW so deutlich zu den Ionity-Preisen äußert. Im Februar hatte EnBW angekündigt, die Preise konstant halten zu wollen – aber schon damals den Kunden empfohlen, wenn möglich Alternativ-Standorte zu nutzen. „Wir können die Intention dahinter sowohl in unserer Rolle als CPO sowie als EMP mit Blick auf die Kosten des Ladeinfrastrukturausbaus nachvollziehen“, schrieb EnBW damals. „Gleichzeitig sind wir davon überzeugt, dass eine Preispolitik die Bedürfnisse aller Verbraucher berücksichtigen muss – ganz gleich in welcher Marktrolle die Akteure handeln.“
Quelle: Info per E-Mail, elektroauto-news.net, enbw.com
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