E-Flugtaxi-Startup Lilium nimmt 240 Millionen Dollar ein
Das bayerische Unternehmen Lilium hat eine Finanzierungsrunde über mehr als 240 Millionen Dollar abgeschlossen. Die Runde wird vom chinesischen Internetkonzern Tencent angeführt. Teilgenommen haben auch weitere bestehende Investoren wie Atomico, Freigeist und LGT.
++ Dieser Beitrag wurde aktualisiert. Sie finden die neuen Infos ganz unten. ++
Das frische Kapital will das Startup aus Weßling bei München für die weitere Entwicklung des Lilium-Jets und für Vorbereitungen der Serienproduktion in den kürzlich fertiggestellten Produktionsanlagen verwenden. Das neue Werk liegt mit einer Fläche von 3.000 Quadratmetern unmittelbar neben dem Hauptsitz des Unternehmens in Weßling, an dem aktuell mehr als 400 Mitarbeiter beschäftigt sind. Ihm soll bald ein zweites, noch deutlich größeres Werk am gleichen Standort folgen. Mit den beiden Werken kann Lilium nach eigenen Angaben zum geplanten Betriebsstart 2025 hunderte Flugzeuge im Jahr produzieren.
Wir erinnern uns: Lilium strebt an, bis 2025 eine Flotte von E-Flugzeugen in Städten auf der ganzen Welt zu positionieren. Konkret will das Unternehmen mit dem Betrieb des eigenen Lilium Jets einen On-Demand-Flugtaxi-Service aufbauen, der dank eines dichten Netzes an Landeplätzen Flüge gewährleisten soll, „die im Preis mit einem Taxi vergleichbar, aber viermal so schnell sind“. Der Probebetrieb an mehreren Standorten wird laut Lilium schon vor 2025 beginnen. Die dabei zum Einsatz kommenden fünfsitzigen VOTL werden nach Unternehmensangaben über 36 elektrische Triebwerke verfügen, bis zu 300 km/h schnell sein und eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern erreichen. Das Ziel sei es, so ganze Regionen miteinander zu verbinden und sich nicht nur auf Kurzstrecken innerhalb eines Stadtgebiets zu beschränken, lässt Lilium wissen.
Die Flugtests der Bayern werden derweil zunehmend komplexer: Im September veröffentlichte Lilium zuletzt anlässlich der jüngsten, beendeten Phase von Flugtests neue Aufnahmen. Diese zeigen das Flugzeug zum ersten Mal über 100 km/h schnell und beim Übergang vom senkrechten in den horizontalen Flug. Laut Lilium „eine der größten Herausforderungen der Luftfahrt“. Weltpremiere feierte der Jet im Mai 2019. Um diese Zeit herum absolvierte Lilium mit der Maschine auch den Jungfernflug. Allerdings musste Lilium im März einen Rückschlag hinnehmen: Einer der beiden E-Flugtaxi-Prototypen wurde bei einem Brand irreparabel beschädigt. Der Brand war während einer Routine-Wartung im Inneren des Fluggerätes ausgebrochen, die Ursache ist noch nicht bekannt. Bis dies geklärt ist, sollen auch keine Testflüge mit dem zweiten Prototyp stattfinden.
In Europa hat das Startup im Frühjahr 2019 den Zulassungsprozess für den neuen Senkrechtstarter angestoßen. Daneben gelten die USA mit einer Vielzahl an Hubschrauberlande- und Flugplätzen als entscheidender Markt, weshalb Lilium auch dort behördlich Fuß fassen will. Vor der aktuellen Finanzierungsrunde hatte das Startup bereits rund 100 Millionen Dollar eingesammelt – Tencent war auch seinerzeit schon mit von der Partie. Insgesamt haben die Bayern inzwischen also rund 340 Millionen Dollar generiert. Lilium-Finanzchef Christopher Delbrück betont, dass die neue, zusätzliche Finanzierung „das tiefe Vertrauen unserer Investoren sowohl in unser physisches Produkt als auch in unseren Business Case unterstreicht“.
Update 10.06.2020: Nachdem das E-Flugtaxi-Startup Lilium Ende März eine Finanzierungsrunde über mehr als 240 Millionen Dollar abgeschlossen hat, konnte die bayerische Firma nun vom Investment-Unternehmen Baillie Gifford weitere 35 Millionen Dollar (umgerechnet 31 Millionen Euro) an Kapital einwerben, wie Lilium nun in einer Mitteilung bestätigte. Baillie Gifford habe bisher unter anderem in Amazon, Tesla, Airbnb, Spotify und SpaceX investiert, heißt es in der Mitteilung.
Zusammen mit dem Engagement des britischen Investors hat Lilium damit nun also 375 Millionen US-Dollar eingesammelt. Mit dem Geld will Lilium den Jet weiterentwickeln und auch die Serienproduktion in den neu fertiggestellten Produktionsstätten voranbringen.
„Baillie Gifford ist einer der weltweit einflussreichsten Technologieinvestoren, und ihr Engagement für Lilium ist ein wichtiges Vertrauensvotum sowohl für unser physisches Produkt als auch für unser Geschäftsmodell“, sagt Christopher Delbrück, Finanzvorstand von Lilium. Gerade an dem „physischen Produkt“ gab es zuletzt wachsende Zweifel – nicht nur wegen des Brandes, zu dem Lilium in der aktuellen Mitteilung kein Wort verliert. Anfang diesen Jahres gab es in Deutschland heftige Kritik an Lilium, dass die versprochenen Daten nicht zu halten seien. Luftfahrt-Ingenieure rechneten vor, dass Lilium für den wichtigen Schwebeflug mit einem unrealistischen Wirkungsgrad kalkuliere.
Baillie Gifford zeigt sich davon unbeeindruckt. „Noch in einem frühen Stadium glauben wir, dass diese Technologie in einer kohlenstoffarmen Zukunft tiefgreifende und weitreichende Vorteile haben könnte, und wir sind gespannt auf die Fortschritte von Lilium in den kommenden Jahren“, sagt Michael Pye, Investment Manager bei Baillie Gifford, laut der Lilium-Mitteilung.
lilium.com, heise.de, cleanthinking.de, lilium.com (alle drei Update)
0 Kommentare