Ford und GM: Nur fünf Prozent E-Autos bis 2026?
Trotz vollmundiger Bekenntnisse von Ford und General Motors zur E-Mobilität wollen die beiden größten US-Autohersteller im Jahr 2026 zusammen lediglich etwa 320.000 Elektrofahrzeuge in Nordamerika produzieren, was gerade mal rund fünf Prozent der kombinierten Fahrzeugproduktion beider Hersteller dort entspricht.
Das geht aus detaillierten Produktionsplänen hervor, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen. Zum Vergleich: Alleine Tesla hat im vergangenen Jahr rund 367.000 E-Autos produziert. Reuters schreibt sogar, dass die Abhängigkeit von größeren benzingetriebenen Fahrzeugen weiter steige und titelt: „Detroits nahe Zukunft basiert auf SUV, nicht EV“.
Demnach gehen die beiden Hersteller davon aus, dass sie im Jahr 2026 mehr als fünf Millionen SUV und Pickups bauen werden, aber eben nur jene genannten 320.000 Elektroautos. Setzt Tesla hingegen sein Wachstum mit dem Model Y, dem Cybertruck, der Giga Berlin und der geplanten Cybertruck-Gigafactory in den USA fort, dürfte der kalifornische E-Pionier bis dahin wohl siebenstellige Produktionszahlen erreicht haben.
Laut Reuters setzen die „Big Two“ darauf, die großen und mit geringem Aufwand entwickelten Benzin-SUV mit einer deutlich höheren Gewinnspanne zu verkaufen als die teureren Elektrofahrzeuge mit ihren hohen Anfangsinvestitionen. Verstärkt werde dieser Trend wohl noch durch die aktuelle Krise wegen des Coronavirus: Die Ölpreise sind eingebrochen, was niedrigere Energiekosten für die Kunden bedeutet – und so ein Auto mit (großem) Verbrenner finanziell attraktiver macht.
Sollten die Kunden wirklich vermehrt zu großen SUV und Pickups greifen, und diese wegen der niedrigen Spritpreise sogar noch mit einem größeren Motor bestellen, könnte das in der Masse die eigentlich erreichten niedrigeren Verbräuche und somit die gesamte Emissionsreduzierung des Autoverkehrs in den kommenden sechs Jahren zunichte machen, schreibt Reuters unter Berufung auf Branchenexperten.
Vertreter der Hersteller selbst beteuerten gegenüber Reuters, dass die verkündeten Elektrifizierungspläne ernst gemeint seien. Sie äußerten aber auch die Sorge, mit den Plänen der Nachfrage auf dem Massenmarkt zu weit voraus zu sein. „Wir versuchen, dies mit der natürlichen Nachfrage der Verbraucher in Einklang zu bringen“, sagte demnach Hau Thai-Tang, Fords Chief Product Development and Purchasing Officer. Doug Parks, Executive Vice President für die globale Produktentwicklung, Einkauf und Lieferkette bei GM, sagte: „Wir möchten die Kundennachfrage mit dem bestmöglichen (Kohlenstoff-) Fußabdruck auf dem Planeten erfüllen, um die CO2-Situation zu verbessern.“
Ford will Ende des Jahres mit dem in Mexiko gebauten Mustang Mach-E auf dem Elektro-Markt starten, zudem sollen weitere Modelle elektrifiziert werden. Dieses Modell richtet sich laut Ted Cannis, Director Global Electrification bei der Ford Motor Company, vor allem an Early Adopter. Um den Massenmarkt mit Elektroautos zu erreichen, „müssen in erster Linie die Kosten sinken“, sagte Cannis im Interview mit electrive.net.
General Motors hatte Anfang des Monats vor Investoren Details zu seiner neuen E-Plattform und dem Batterie-Baukastensystem Ultium vorgestellt. Dabei wurden auch konkrete Pläne für die ersten zehn Modelle auf Basis dieser Technik benannt. GM-CEO Mary Barra gab bei der Veranstaltung noch an „bis Mitte des Jahrzehnts“ mehr als eine Million Batterie-elektrische Autos pro Jahr zu verkaufen. Die Zahlen von Reuters sprechen da eine andere Sprache.
reuters.com
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