Coronakrise setzt Elektrotretroller-Branche massiv zu

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Immer mehr Mobilitätsanbieter geraten angesichts des derzeit vierorts zum Stillstand gekommenen, öffentlichen Lebens ins Schleudern. Neben E-Tretroller-Anbieter Lime betrifft dies auch eine Reihe weiterer Marktteilnehmer. Ihre Dienste pausieren. Auch vom drohenden Aus ist die Rede. Ein Überblick.

Der E-Tretroller-Verleiher Lime hat wegen der Coronakrise seinen Dienst in großen Teilen eingestellt, der Umsatz ist daher stark geschrumpft. Laut einem Medienbericht soll das sogar die Zukunft des Unternehmens in Frage stellen. Konkret berichtet Bloomberg, dass Lime in zwölf Wochen zahlungsunfähig sein könnte. Die auf Finanznachrichten spezialisierte Nachrichtenagentur untermauert diese Behauptung mit Zahlen: Am 14. März habe Lime weltweit noch 147.000 Fahrten mit seinen E-Tretrollern verzeichnet, drei Tage später seien es wegen der Beschränkungen des öffentlichen Lebens in vielen Ländern nur noch 52.000 Fahrten gewesen. Alleine in Paris, zu jener Zeit der größte Einzelmarkt, seien in diesen drei Tagen die Fahrten um 98 Prozent zurückgegangen.

Laut den internen Unterlagen von Lime, auf die sich Bloomberg beruft, sei somit auch der tägliche Umsatz von gut 600.000 auf weniger als 200.000 Dollar gefallen. Da die Kosten für den Betrieb offenbar über diesen 200.000 Dollar liegen, würden die Geldreserven (im Januar angeblich 50 Millionen Dollar) täglich schrumpfen – und bei aktuellem Tempo wohl noch für die genannten zwölf Wochen reichen. Seit dem 17. März haben jedoch einige US-Bundesstaaten, darunter die wichtigen Märkte Kalifornien und New York, weitere Einschränkungen beschlossen – was die Lage bei Lime noch angespannter machen dürfte.

Lime plane daher, in der Unternehmenszentrale in San Francisco 50 bis 70 Stellen zu streichen. Beschlossen ist diese Maßnahme laut der Bloomberg-Quelle jedoch noch nicht. Der E-Tretroller-Verleiher hatte sein Angebot als Reaktion auf die Coronakrise bereits ausgedünnt, dennoch sind die laufenden Kosten wohl zu hoch. In Deutschland sowie in weiteren europäischen Ländern hat Lime den Betrieb bereits eingestellt – ebenso in Israel, Kanada und einigen US-Bundesstaaten.

Bereits im Januar wurde bekannt, dass sich Lime mangels Profitabilität aus zwölf Städten zurückzog. In den USA waren dies Atlanta, Phoenix, San Diego und San Antonio, in Lateinamerika Bogotá, Buenos Aires, Montevideo, Lima, Puerto Vallarta, Rio de Janeiro und São Paulo sowie in Europa die österreichische Stadt Linz.

Dass die Lage am Markt derzeit schwierig ist, zeigt auch Voi: Der schwedische Anbieter wollte seinen Dienst anders als Lime oder Bird mit dem im Januar übernommenen Dienst Circ eigentlich weiter laufen lassen. Jetzt hat sich Voi jedoch auch dazu entschlossen, seinen Dienst in Berlin „vorübergehend zu pausieren“. In der kurzen Mitteilung wird als Begründung der „Schutz seiner Nutzer“ angeführt.

Update 01.04.2020: Auch das Geschäft von Bird in Europa „pausiert“ laut „Handelsblatt“. Außerdem hat des Unternehmen kurzfristig 30 Prozent seiner Belegschaft entlassen. Nach Informationen des Portals Techcrunch mussten 406 von 1.387 Mitarbeitern gehen – wohl vor allem aus dem operativen Bereich. „Die beispiellose Covid-19-Krise hat unser Führungsteam und den Vorstand gezwungen, viele extrem schwierige und schmerzhafte Entscheidungen mit Blick auf einige Kollegen zu treffen“, zitiert Techcrunch Bird-CEO Travis van Zanden aus einer Mitteilung an alle Mitarbeiter. Anders als bei Lime soll das Kapital von Bird aber – auch wegen der Entlassungen – noch „bis weit ins Jahr 2021“ reichen.

Nachdem Voi seinen Dienst bereits seit einigen Tagen in Berlin stillgelegt hat, haben die Schweden Ende vergangener Woche entschieden, diese Maßnahme auf ganz Deutschland auszudehnen – und darüber hinaus: Auf der Webseite hat Voi ein Update veröffentlicht, laut dem „in den meisten unserer Städte“ der Betrieb eingestellt wurde, „mit Ausnahme unserer nordischen Hauptstädte und Göteborgs“. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben noch „bis 2021 eine solide finanzielle Grundlage“, wird aber einen Teil seiner Mitarbeiter entlassen.

heise.de, bloomberg.com (beide Lime), Info per E-Mail (Voi), techcrunch.com (Bird), handelsblatt.com (Bird und Voi), voiscooters.com

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