ZEBRA: Elektrobus-Offensive in Lateinamerika
Das Projekt ZEBRA (Zero Emission Bus Rapid-deployment Accelerator) hat sich der Beschleunigung des Rollouts von Elektrobussen in Lateinamerika verschrieben. Im Fokus stehen zunächst die Großstädte Medellin, Mexico City, São Paulo und Santiago de Chile, in denen kumuliert rund 50.000 Busse verkehren.
Forciert wird das Projekt vom International Council on Clean Transportation (ICCT) und der Initiative C40 Cities, der sich weltweit 96 mit Blick auf Klimaschutzmaßnahmen ambitionierte Städte angeschlossen haben. Weitere Partner sind das World Resources Institute mit Sitz in den USA und das Centro Mario Molina in Chile. Als Koordinatorin des Projekts ist zudem die 2018 gegründete Organisation P4g (Partnering for Green Growth and the Global Goals 2030) als Motor für die Entwicklung öffentlich-privater Partnerschaften mit im Boot.
Allein Mexiko-Stadt und São Paulo haben je mehr als 20 Millionen Einwohner und gehören damit zu den Megastädten Lateinamerikas. Zusammen mit dem kolumbianischen Medellin und Santiago de Chile kommen sie auf rund 50.000 Busse, wobei in den nächsten Jahren nach Schätzungen der ZEBRA-Partner zur Flottenbestandserhaltung und -entwicklung rund 25.000 Busse neu beschafft werden dürften. Genau an dieser Stelle soll das Projekt ansetzen und die Einflottung von Elektrobussen forcieren.
Konkret verfolgt ZEBRA das Ziel, Städte zu ehrgeizigen Selbstverpflichtungen auf diesem Feld zu animieren sowie mit ihnen zusammen Einsatzstrategien und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Zudem wollen die Partner die Busindustrie dazu bewegen, auf lokale Bedingungen angepasste E-Bustechnologien zur Verfügung zu stellen, und Finanzinstitute sowie Investoren dazu bringen, bis 2021 eine Milliarde US-Dollar für die Finanzierung der E-Bus-Beschaffungen aufzubringen. Und zu guter Letzt macht sich das Projekt auch für den Wissensaustausch zwischen den Städten stark.
Statistisch betrachtet fahren aktuell weniger als ein Prozent der Stadtbusse in Lateinamerika elektrisch. Santiago de Chile ist eine Ausnahme und hat nach Angaben des Portals Sustainable Bus bis dato die größte E-Busflotte der vier Pilotstädte. Von den rund 6.800 in Santiago eingesetzten Bussen fahren mehr als 400 elektrisch, Mitte des Jahres soll die Anzahl bereits auf 550 steigen. Erst im Oktober hatten Enel X und Metbus in Kooperation mit dem chinesischen Bushersteller BYD einen Elektrobus-Korridor in der chilenischen Hauptstadt eingerichtet. Generell stammt der Großteil der in Santiago pendendeln E-Busse aus China – von BYD und Yutong.
ZEBRA will die in Santiago gewonnenen Erkenntnisse aus dem Einsatz von Elektrobussen extrahieren, um die anderen drei Städte an dem Know-how teilhaben zu lassen. Denn die stehen noch am Anfang ihrer Flottenumstellung: Medellin, die mit 2,5 Millionen Einwohnern zweitgrößte Stadt Kolumbiens, kommt auf rund 6.400 Busse. Seit vergangenem Jahr sind darunter auch 64 Elektrobusse von BYD in Betrieb. Im brasilianischen São Paulo sind rund 14.300 Busse unterwegs, wobei 15 Elektrobusse – ebenfalls von BYD – vor gut einem Jahr testweise in die Flotte aufgenommen wurden. Mexiko-Stadt verfügt schließlich mit nicht weniger als 22.300 Fahrzeugen über die größte Busflotte des Quartetts. Die mexikanische Hauptstadt hat seit Ende 2019 63 Batterie-Trolleybusse des chinesischen Herstellers Yutong in Betrieb und will nun 50 weitere Exemplare beschaffen. Die Ausschreibung dazu läuft.
sustainable-bus.com, p4gpartnerships.org
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