Daimler und Volvo entwickeln zusammen Brennstoffzellen für Lkw

Daimler Trucks und die Volvo Group wollen ein Joint Venture gründen, um Brennstoffzellen für schwere Nutzfahrzeuge zu entwickeln und zu bauen. Die nun unterzeichnete Absichtserklärung ist jedoch nicht bindend, eine endgültige Vereinbarung soll bis Jahresende geschlossen werden.

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Die vorläufige Vereinbarung zwischen den beiden Nutzfahrzeugbauern sieht die Gründung eines neuen Joint Ventures vor, dessen Ziel die „serienreife Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Brennstoffzellensystemen für den Einsatz in schweren Nutzfahrzeugen und anderen Anwendungsfeldern“ ist. Daimler will der Mitteilung zufolge alle seine derzeitigen Brennstoffzellen-Aktivitäten in dem Joint Venture zusammenführen. Ein Serieneinsatz wird laut den beiden Partnern „in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts“ angepeilt.

Die nun geschlossene vorläufige Vereinbarung ist nicht bindend. Eine endgültige Vereinbarung wird bis zum 3. Quartal erwartet und soll noch vor Jahresende 2020 abgeschlossen werden. Das geplante Joint Venture umfasst Standorte in Nabern/Deutschland (derzeit Hauptsitz der Mercedes-Benz Fuel Cell GmbH) sowie weitere Produktionsstätten in Deutschland und Kanada.

An dem Gemeinschaftsunternehmen sollen beide Partner die Hälfte der Anteile halten. Um das Joint Venture zu ermöglichen, bündelt Daimler Trucks nach eigenen Angaben alle konzernweiten Brennstoffzellen-Aktivitäten in einer neuen Brennstoffzellen-Einheit. Dazu gehört die Zuordnung der Aktivitäten der Mercedes-Benz Fuel Cell GmbH zur Daimler Truck AG – das dürfte auch Folgen für die Entwicklung von Brennstoffzellen-Pkw haben, da die Kompetenz nun zunächst in die Truck AG und dann in das Gemeinschaftsunternehmen übertragen wird.  Volvo wird dann laut der Daimler-Mitteilung „50 Prozent des Joint Ventures für die Summe von etwa 0,6 Milliarden Euro auf einer barmittel- und schuldenfreien Basis erwerben“.

Martin Daum, Mitglied des Daimler-Konzernvorstands und CEO der Daimler Truck AG, sieht in der Partnerschaft einen „Meilenstein, um brennstoffzellenbetriebene Lkw und Busse nun auf unsere Straßen zu bringen“. „Ein wirklich CO2-neutraler Transport wird nur durch einen elektrischen Antriebsstrang erreicht werden, wobei die Energie aus zwei Quellen kommen kann: entweder aus Batterien oder durch die Umwandlung von Wasserstoff in Elektrizität an Bord des Fahrzeugs“, sagt Daum. „Für den Lkw-Einsatz im schweren Fernverkehr sind Brennstoffzellen eine entscheidende Lösung.“

„Die Nutzung von Wasserstoff als Träger von Ökostrom zum Antrieb von Elektro-Lkw im Fernverkehr ist eine hervorragende Ergänzung zu Batterie-elektrischen Fahrzeugen und erneuerbaren Kraftstoffen“, sagt Martin Lundstedt, Präsident und CEO der Volvo Group. „Die Erfahrung beider Unternehmen auf diesem Gebiet wird die Entwicklung beschleunigen.“ Dies sei „sowohl für unsere Kunden als auch für die Gesellschaft von Vorteil“.

Konkrete Projekte wurden auch angesichts des Zeitpunkts und der noch nicht verbindlich unterzeichneten Vereinbarung in den Mitteilungen der Unternehmen noch nicht genannt. Beide Hersteller arbeiten an E-Lkw und E-Bussen. Im Falle von Daimler ist etwa auch eine Version mit Brennstoffzellen-Range-Extender des Elektrobus-Modells eCitaro geplant. Die Daimler-Tochter Fuso hatte zudem im März angekündigt, „Ende der 2020er Jahre“ die Serienproduktion von Brennstoffzellen-Lkw aufnehmen zu wollen. Als ersten Vorboten hatt der zum Daimler-Konzern gehörende japanische Nutzfahrzeug-Hersteller zudem das Konzept des eCanter F-CELL vorgestellt. Die Volvo-Tochter Volvo Construction Equipment arbeiten auch an elektrischen Baumaschinen.

Update 22.04.2020: Wie sich in dem oben stehenden Beitrag angedeutet hat, entstehen tatsächlich konkrete Folgen für die Pkw-Projekte bei Daimler: Mercedes wird die Produktion des Brennstoffzellen-SUV GLC F-Cell laut Daimler-Truck-Chef Martin Daum bald einstellen. Es sei vorerst kein weiteres Auto mit diesem Antrieb geplant, so Daum.

Zuvor hatte bereits Daimler-CEO Ola Källenius mehrfach angedeutet, dass die Brennstoffzelle bei der Elektrifizierung des Pkw-Angebots nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Kurzfristig setzt Daimler also auf die Batterie und macht das mit diesem Schritt mehr als deutlich. Selbst als Kleinserie – wie BMW es in den kommenden Jahren machen will – wird es auf absehbare Zeit kein FCEV mit dem Stern geben.

Der GLC F-Cell war ohnehin nur eine limitierte Kleinserie, die gar nicht verkauft wurde. Die Fahrzeuge bleiben Eigentum des Konzerns, werden für 800 Euro pro Monat an ausgewählte Kunden vermietet. Der 160 kW starke Wagen verfügt anders als ein Toyota Mirai oder Hyundai Nexo auch über die Möglichkeit, die Batterie per Kabel zu laden – zudem ist sie mit 13 kWh größer als jene der asiatischen Modelle.
daimler.com, volvogroup.com, n-tv.de (Update)

1 Kommentar

zu „Daimler und Volvo entwickeln zusammen Brennstoffzellen für Lkw“
Frank
22.04.2020 um 10:49
In der Pressekonferenz hat Daum gesagt, dass der GLC f-cell nicht weitergebaut wird, und dass man auch erstmal keinen neuen Bz-PKW entwickeln wird. Man will sich stattdessen auf die LKW und Busse fokussieren. Er schloss aber nicht aus, dass man irgendwann wieder einen Bz PKW entwickeln will. Um den GLC mit seinem unausgereiften Energiekonzept ist es nicht schade. Ob es weise ist, ganz auf einen Bz PKW zu verzichten, wird sich zeigen. Energieeffizienz hin oder her: Nachfrage nach Bz PKW gibt es, Hyundai und Toyota kommen mit den Lieferungen nach Deutschland nicht hinterher.

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