Stellenabbau bei Allego: Die Hälfte muss gehen
Bei dem Ladeinfrastruktur-Betreiber Allego ist nach Informationen von electrive.net ein größerer Stellenabbau im Gange. Betroffen sind vor allem die Büros in den Benelux-Ländern und Deutschland.
Nach den Informationen, die electrive.net vorliegen, trennt sich Allego von der Hälfte der Belegschaft in den genannten Ländern. Allego verfügt derzeit über Büros in Arnheim, Mechelen (Belgien), Berlin, Erkrath, Paris und London – wobei die beiden letztgenannten von den Streichungen offenbar nicht betroffen sind. Nach eigenen Angaben hat Allego ungefähr 220 Mitarbeiter.
Hintergrund sei eine größere Restrukturierung, einige Abteilungen sollen demnach beinahe komplett ausgelagert werden. Im Unternehmen selbst sollen Abteilungen wie der Vertrieb, das für den Betrieb verantwortliche Operations-Team, das für den Bau und Planung neuer Stationen verantwortliche Realisierungs-Team und der Kundenservice verbleiben – also jene Funktionen, die für das Kerngeschäft unerlässlich sind. Andere Funktionen wie das Personalwesen, Marketing, Kommunikation und zwischen den Abteilungen koordinierende Projektmanager sind hingegen von dem Stellenabbau betroffen. Das Büro in Erkrath nahe Düsseldorf stehe gar vor der Schließung.
Auf Anfrage bestätigte Allego den Stellenabbau. „Im Zuge der Neuausrichtung und Fokussierung werden auch Stellen abgebaut“, sagt Ulf Schulte, Managing Director DACH und Geschäftsführer der Allego GmbH. „Ziel ist es, langfristig am Markt zu bestehen, daher müssen wir alle Kostenstrukturen angehen.“ Eine genaue Zahl der betroffenen Stellen wollte er aber nicht nennen, bestätigte aber, dass der Standort Erkrath geschlossen wird.
„Für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, der Produkte und insbesondere unserer IT Backends der ‚EV Cloud‘ haben wir auch kräftig in Mitarbeiter investiert“, so Schulte weiter. „Leider mussten wir jedoch feststellen, dass sich der Markt dann doch nicht so schnell entwickelt hat und die Unternehmensergebnisse hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Daher sind wir seit Ende des letzten Jahres dabei, die Allego Gruppe neu auszurichten.“
Klar ist: Mit der Corona-Pandemie hat die Entscheidung nichts zu tun. Intern wurde das Restrukturierungsprogramm offenbar bereits Ende Februar angestoßen – also noch bevor die gesellschaftlichen Einschränkungen der Corona-Krise das Geschäft der Ladeanbieter belastet haben.
Noch Ende März hatte Schulte in der ersten Ausgabe des electrive.net Studios gesagt, dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur bei Allego trotz der Corona-Krise weitergehe. „Wir spüren auch den Effekt der Krise“, so Schulte damals. Diese Aussage bezog er aber auf den Rückgang der Ladevorgänge (im März rund 40 Prozent weniger), nicht aber auf tiefgreifendere Auswirkungen auf das Unternehmen.
Erst im Dezember 2019 gab es hingegen einen Wechsel an der Spitze von Allego: Auf Drängen des Eigentümers, seit 2018 der französische Investor Meridiam, wechselte Anja van Niersen in den Aufsichtsrat. Auf dem CEO-Posten folgte ihr der Energie-Manager Mathieu Bonnet. In der Mitteilung zu den Spitzenpersonalien sagte van Niersen, die Allego 2013 mit gegründet hatte: „Ohne die Verantwortung für das operative Tagesgeschäft habe ich eine bessere Gelegenheit, eng mit dem Management des Unternehmens zusammenzuarbeiten, um internationale Geschäftsmöglichkeiten zu identifizieren und die Organisation im Einklang mit seiner Strategie und dem Tempo des Marktes zu entwickeln.“
Diese Entwicklung lief wohl auf eines hinaus: eine radikale Verschlankung der Organisation.
Allego betreibt zahlreiche Ladestationen in Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Das Unternehmen baut mit Ultra-E oder auch MEGA-E unter anderem eigene Netze an High-Power-Chargern auf. Zudem bietet Allego diverse Ladelösungen für Privatkunden und Unternehmen, etwa für das Laden am Arbeitsplatz. Das „Stromtankstellen Verzeichnis“ von GoingElectric führt für Allego knapp 2.100 Ladepunkte an 645 Standorten in Europa – davon lediglich vier Standorte im Großbritannien, der Rest in den Niederlanden, Belgien und Deutschland. In den Niederlanden betreibt Allego jedoch noch ein AC-Ladenetz mit nach eigenen Angaben 15.000 öffentlichen Ladepunkten, die bei GoingElectric offenbar nicht erfasst sind bzw. unter einem anderen Betreiber eingetragen sind.
An dem grundsätzlichen Geschäftsmodell will Allego wohl nichts ändern. „Der Fokus liegt für alle Kernmärkte zum einen auf dem Aufbau des HPC Ladenetzwerks MEGA-E“, sagt Deutschland-Geschäftsführer Schulte. „Zum anderen ist es das Flottengeschäft, wo wir Lösungen für home und office charging in all seiner Komplexität anbieten.“ Eine Aufgabe, die Allego nun mit einer stark zusammengestutzten Belegschaft erreichen will – und bei stark wachsender Konkurrenz.
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