Audi: DTM-Rückzug und Fokus auf Formel E
Audi verlässt mit Ende dieses Jahres die Tourenwagen-Rennserie DTM und konzentriert sich im Motorsport voll auf die Formel E. Mit dieser Entscheidung will die Marke ihren „Wandel zum Anbieter sportlicher, nachhaltiger Elektromobilität vorantreiben“.
So erklärte zumindest der neue Audi-Chef Markus Duesmann die Entscheidung des Vorstandes. „Wir fokussieren uns deshalb auch auf der Rennstrecke und fahren konsequent um den Vorsprung von morgen“, sagt Duesmann. „Die Formel E bietet dafür eine sehr attraktive Plattform.“ Auch die „wirtschaftlichen Herausforderungen infolge der Corona-Pandemie“ seien Hintergrund der Entscheidung.
Der DTM-Rückzug ist eine der ersten öffentlichkeitswirksamen Entscheidungen von Duesmann – der frühere BMW-Vorstand ist erst seit dem 1. April Vorstandsvorsitzender bei Audi. Wie das Portal „motorsport-total.com“ berichtet, sei der Entscheidung auch eine Meinungsverschiedenheit im Vorstand vorausgegangen: Ohnehin wurde die Motorsport-Abteilung mit Wirkung zum 1. Juni der Audi Sport GmbH zugeordnet – und nicht mehr dem Entwicklungsressort. Entwicklungs-Vorstand Hans-Joachim Rothenpieler verlor somit an Einfluss. Damit soll Marketing-Vorständin Hildegard Wortmann als Elektro-Fürsprecherin an Gewicht gewonnen haben. Sie soll sich verstärkt für die Formel E und gegen die DTM ausgesprochen haben.
Klar ist: Mit dem Ausstieg von Audi steht die DTM wohl vor dem Aus. Ende 2018 hatte sich bereits Mercedes-Benz zu Gunsten des Formel-E-Engagements aus der Tourenwagen-Rennserie zurückgezogen. Für 2019 nahm (relativ kurzfristig) Aston Martin mit einem eilig aufgebauten Rennwagen an der DTM teil. Die Briten erklärten aber bereits im Januar, dass man das DTM-Programm mit sofortiger Wirkung beende. Aktuell ist BMW der einzige Hersteller für 2021 – trotz einiger als „Dream Races“ vermarkteten Gast-Rennen gemeinsam mit der japanischen Super-GT-Serie hat bislang keiner der japanischen Hersteller Interesse an einem DTM-Einstieg angemeldet.
Nachdem Audi jahrelang mit der DTM und den Hybrid-Rennwagen für Le Mans und die Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC zwei große Werksteams betrieben hatte, bleibt aktuell nur noch das Engagement in der Formel E – und das Kundensport-Programm für diverse GT-Rennserien. Damit folgt Audi der Linie der Konzernmutter Volkswagen, die bereits vor einiger Zeit angekündigt hatte, sich im Motorsport nur noch rein elektrisch zu orientieren. „Ergänzend prüfen wir für die Zukunft weitere progressive Motorsport-Formate“, so Duesmann weiter.
Dabei ließ Duesmann offen, welche Rennserien Audi im Blick hat – rein elektrische Optionen gibt es derzeit nicht viele. In der World Rallyecross (WRX) wurde kürzlich der Einsatz rein elektrischer Rennwagen auf 2022 verschoben, dort kommen aber ohnehin „nur“ mit einem von Kreisel Electric entwickelten Kit umgerüstete Rennwagen zum Einsatz. Im vergangenen Herbst hatte der DTM-Vermarkter ITR ein Konzept für eine rein elektrische Rennserie vorgestellt. Ob diese jemals umgesetzt wird, ist aber unklar.
motorsport-total.com, audi-mediacenter.com
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