St. Gallen erhält elf seiner Batterie-Trolleybusse verspätet
Der Schweizer Hersteller Hess wird nur einen Teil der von den Verkehrsbetrieben St. Gallen bestellten 17 Batterie-Trolleybusse bis Dezember 2020 liefern können. Auch die Installation neuer Oberleitungen zum Einsatz der erwarteten Busse verzögert sich im Zuge der Coronavirus-Krise.
Wie das „St. Galler Tagblatt“ berichtet, haben die Vertragspartner vereinbart, die sechs Gelenk-Busse für die Linie 6 rechtzeitig bis zum Fahrplanwechsel im Dezember auszuliefern, dagegen aber die Übergabe der elf Doppelgelenk-Trolleys für die Linien 3 und 4 auf Sommer 2021 zu verschieben. Allerdings gebe es auch hinter diesem Zeitplan inzwischen Fragezeichen, da Hess wegen der Coronavirus-Krise von gewissen Zulieferern abgeschnitten sei.
Als schwieriger als gedacht entpuppt sich auch die Installation von Oberleitungen in der Bogen-, Burg- und Fürstenlandstraße, zwischen dem Heiligkreuz und der Kantonalbank in Wittenbach sowie an der Gottfried-Keller-Straße. Hintergrund ist, dass die Transformatoren für die drei benötigten Gleichrichteranlagen in Italien hergestellt werden und aktuell nicht geliefert werden können. Es sei allein schon deshalb nicht ganz klar, ob die Oberleitungen rechtzeitig – für die Linie 6 also bis Ende des Jahres – bereit sein werden, heißt es in dem Bericht weiter. Schließlich habe die Stadt vom Bundesamt für Verkehr auch noch immer nicht die Plangenehmigung erhalten.
Die Bestellung der 17 Batterie-Trolleybusse des Typs lighTram 19 DC und lighTram 25 DC erfolgte im September 2019 für 23,5 Millionen Schweizer Franken (rund 21,3 Millionen Euro). Die Fahrzeuge im Tram-Design sind knapp 19 bzw. knapp 25 Meter lang. In der größeren Version finden bis zu 220 Passagiere pro Fahrzeug Platz. Laut Hess sind die Modelle mit einer sogenannten Dynamic-Charging-Technologie ausgestattet (deshalb die Abkürzung DC), die an Abschnitten mit Oberleitung eine Aufladung der Batterie für oberleitungsfreie Etappen ermöglicht. Ein „innovatives Energiemanagement“ erlaube zudem eine leichtere Bauweise, so dass mehr Passagiere befördert werden könnten als in herkömmlichen Trolleybussen.
Trotz der Lieferverzögerung wollen die Verkehrsbetriebe St. Gallen in den kommenden Jahren alle Dieselbusse auswechseln. Für die Linien 7 und 8 sollen spätestens 2025 ebenfalls Batterie-Trolleybusse beschafft werden. Die neun benötigten Fahrzeuge für diese beiden Linien waren bereits in der zurückliegenden Ausschreibung für die Linien 3,4 und 6 vermerkt worden. Auch hier hat also Hess den Zuschlag erhalten. Einen Zeitpunkt für die Busumstellung auf den Linien 7 und 8 hat St. Gallen bis dato allerdings noch nicht publik gemacht.
Auf allen anderen Linien sollen ebenfalls künftig reine E-Busse pendeln – eventuell auch solche mit Wasserstoffantrieb. Die normalen Trolleybusse, die aktuell auf den Linien 1, 2 und 5 fahren, könnten ebenfalls durch Batterie-Trolleybusse ersetzt werden. Was die Antriebstechnologie für die Busse auf den Linien 9, 10 und 11 angeht, ist noch keine Entscheidung absehbar. Auf der Linie 11 ist seit gut einem Jahr ein Elektrobus im Einsatz.
tagblatt.ch
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