Ford-Marke Lincoln stoppt Kooperation mit Rivian
Lincoln hat angekündigt, doch kein Elektroauto auf Basis der EV-Plattform von Rivian zu bauen. Das überraschende Ende des Projekts kommt somit nur rund drei Monate nach seiner Ankündigung. Das erste Elektroauto will Lincoln nun alleine vorantreiben.
Erst im Januar hatte Ford angekündigt, dass seine Marke Lincoln an einem Elektro-Modell auf Basis der Plattform von Rivian arbeitet. Nun wird dieses Vorhaben überraschend beendet. Lincoln und Rivian haben beschlossen, „angesichts des aktuellen Umfelds […] die Entwicklung eines vollelektrischen Fahrzeugs auf der Basis der Rivian-Skateboardplattform nicht fortzusetzen“, wie die Ford-Marke in einer knappen Mitteilung schreibt.
Das strategische Engagement der Ford Motor Company für Lincoln, Rivian und die Elektrifizierung bleibe aber unverändert bestehen. Ford hatte im vergangenen Jahr 500 Millionen US-Dollar in Rivian investiert. Damals bezeichnete Joy Falotico, Präsident der Lincoln Motor Company, die Zusammenarbeit mit Rivian als „einen zentralen Punkt auf dem Weg zu einer Zukunft, die vollelektrische Fahrzeuge umfasst“. Das Fahrzeug werde „atemberaubend“.
Über die offizielle Mitteilung hinaus (die gerade einmal zwei Sätze lang ist), hat Ford offenbar noch intern eine Mitteilung an die Mitarbeiter verschickt. „Wir überprüfen und passen unsere Geschäfts- und Produktpläne weiter an – wie alle umsichtigen Unternehmen. Während wir uns durch den Entwicklungszyklus bewegten, entschieden wir, dass es besser ist, von der Rivian-Skateboard-Plattform zu schwenken und unsere Entwicklungsbemühungen auf Lincolns eigenes vollelektrisches Fahrzeug zu konzentrieren“, zitieren US-Medien aus diesem Schreiben.
Offen ist, wann der Elektro-Lincoln nun auf den Markt kommen soll. Lincoln lässt auch offen, ob bestehende Modelle elektrifiziert werden oder eine eigene E-Plattform entwickelt werden soll. Klar ist: Ohne die weit entwickelte Rivian-Plattform dürfte sich das Vorhaben verzögern. Immerhin gibt es schon einen Hinweis auf den Namen der elektrischen Modellfamilie: Laut dem „Mach E Club Forum“ soll sich Lincoln die Markenrechte für „eGlide“ gesichert haben.
Der Schritt von Ford überrascht dennoch. Schließlich hatte der US-Riese kaum eine Gelegenheit ausgelassen, seinen Partner und dessen Technologie zu loben – Ford selbst könne viel von Rivian lernen, sagte CEO Jim Hackett im vergangenen August. Der hochrangige Manager stellte auch in Aussicht, dass die E-SUV auf der Rivian-Basis bei dem Startup montiert werden könnten. Rivians Fabrik in Illinois erfülle „viele unserer Kriterien“, sagte Hackett damals. Und nicht zuletzt dürfte die wirtschaftliche Lage in der Corona-Pandemie Kooperationen in der Autobranche eher befördern. Offen ist allerdings, wie die finanziellen Details der Vereinbarung aussahen.
Rivian selbst hatte im Zuge der Corona-Krise den Marktstart seines E-Pickups R1T von Ende 2020 auf Anfang 2021 verschoben. Das Aus der Lincoln-Kooperation dürfte das Unternehmen treffen, aber nicht gefährden: Neben den eigenen Fahrzeugen hat schließlich noch Amazon 100.000 E-Lieferwagen mit der Rivian-Technik und einer eigenen Karosserie gestellt.
electrek.co, theverge.com, lincoln.com
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