E-Müllauto: Quantron setzt Mercedes Econic unter Strom
Der Nutzfahrzeug-Umrüster Quantron erweitert sein Programm auf die Abfallentsorgung und setzt den Mercedes Econic unter Strom. Möglich sind – dem Geschäftsmodell des Unternehmens entsprechend – die Elektrifizierung älterer Bestandsfahrzeuge sowie der Umbau neuer Lkw.
Kaum ein Monat vergeht ohne neue Ankündigungen des jungen Unternehmens aus Gerstenhofen bei Augsburg. Jetzt erweitert der erst 2019 gegründete Umrüster sein Sortiment um die Abfallfahrzeug-Variante des Mercedes Econic. Und das nur einige Wochen, nachdem Daimler Trucks selbst die Serienentwicklung des eEconic angekündigt hat. Sicher ist: Quantron wird schneller sein, denn Daimler peilt die Serienproduktion des E-Lkw nicht vor 2022 an.
Bei den Gerstenhofenern kann es sofort losgehen, wobei sich die Lieferzeit durch die aktuelle Covid-19-Ausnahmesituation auf vier Monate ausdehnen könnte, teilt Quantron mit. Nach Einbau des Elektroantriebsstrangs samt Batterie in die Bestands- oder Neufahrzeuge weist der Econic nach Angaben des Unternehmens eine Leistung von 350 kW und eine Batteriekapazität von 280 kWh auf. Damit kommen die Abfalleinsammler „in Abhängigkeit des Einsatzprofils circa 150 Kilometer weit“. Die Schüttung werde rein elektrisch als Niedervolt-Anlage (24 V) betrieben und ein Nebenantrieb speise die Einkreis-Hydraulik für das Presswerk. Zugeliefert wird der Aufbau von HS Fahrzeugbau, und zwar in Form des Olympus Hecklader in Kombination mit dem Terberg OmniDEKA e-Lifter.
Der Mercedes Econic wird seit 1998 gefertigt. Die zweite Generation des Nutzfahrzeugs ist seit 2013 in zwei Diesel-Motorisierungsvarianten und mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 18 bis 26 Tonnen erhältlich. Bei der Umrüstung eines Bestandsfahrzeugs sollte das Basisfahrzeug der Euro 6 Norm entsprechen, heißt es aus der Gerstenhofener Zentrale. Damit kommen nur Fahrzeuge der zweiten Generation in Frage.
Daimler Trucks geht bei der Elektrifizierung des Econic derweil einen anderen Weg: Der OEM zieht den Mercedes-Benz eActros als Basis für das Abfallsammelfahrzeug heran. Zu den technischen Daten macht Daimler Trucks keine Angaben – es heißt nur, dass der eEconic „zunächst in der Konfiguration 6×2/N NLA“ angeboten werden soll. Ob und welche Änderungen es gegenüber dem eActros gibt, ist somit offen. Diesen hatte Daimler im Jahr 2018 vorgestellt. Der eActros wird von zwei E-Motoren mit jeweils 125 kW Leistung angetrieben, die Batteriekapazität wurde mit 240 kWh angegeben. Die offizielle Reichweite des eActros liegt bei 200 Kilometern. Allerdings handelt es sich bei den bisher eingesetzten eActros um Vorserienfahrzeuge im Feldversuch.
Quantron bietet den elektrifizierten Econic unterdessen ab sofort zu verschiedenen Langzeitmiete-, Kauf-, Finanzierungs- und Leasingoptionen an. Wie kürzlich berichtet, versteht sich die Firma als neuer Akteur auf dem Markt für Elektro-Nutzfahrzeuge. Neben Fahrzeugumrüstungen (bisher allen voran des Iveco Daily) bietet sie wie oben geschildert auch Neufahrzeuge mit E-Antrieb an. Speziell die Bande zu Iveco ist eng. Denn die Idee für Quantron wurde bei dem Gersthofener Iveco-Vertragspartner und Nutzfahrzeugspezialisten Haller geboren. Von der Konkurrenz abheben will sich das Unternehmen u.a. durch vergleichsweise kurze Umrüstzeiten von im besten Fall drei Monaten. Außerdem kündigt Quantron an, auf Wunsch auch eMobility-Dienstleistungen sowie die komplette Ladeinfrastruktur – von der Ladesäule, über „grünen“ Strom bis zur Fahranalyse-App – bereitzustellen.
Einen weiteren, dem Geschäft Auftrieb gebenden Coup hat das junge Unternehmen übrigens erst Anfang des Monats verkündet: Der chinesische Batteriezellen-Hersteller CATL hat Quantron zu dessen autorisierten Batterie-Vertriebs- und Aftersales-Partner für Nutzfahrzeuge und Industrieanwendungen in Europa gekürt. Sprich: Quantron agiert seit Kurzem als Importeur der CATL-Produkte und setzt nun auch selbst bei seinen Umrüstungen auf die Batterien des neuen Partners.
vision-mobility.de, transport-online.de, inar.de
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