Volkswagen entzieht Seat den MEB-Kleinwagen
Volkswagen hat seiner Marke Seat laut einem Medienbericht die Verantwortung für die Entwicklung des geplanten MEB-Kleinwagens für unter 20.000 Euro entzogen. Die Entscheidung hänge damit zusammen, dass Seat seinen Markteintritt in China auf unbestimmte Zeit verschoben hat.
Das berichtet „Automotive News“ unter Berufung auf eine Seat nahestehende Quelle. Denn Seat sollte den MEB-Kleinwagen zusammen mit JAC, dem China-Partner von Volkswagen, entwickeln. Die Marke VW könnte nun die Entwicklung übernehmen, entschieden sei dies aber noch nicht.
Volkswagen arbeitet seit Längerem an einem günstigen MEB-Kleinwagen, zuletzt war von einer Premiere im Jahr 2023 die Rede. „Es ist wirklich schwierig, eine angemessene Reichweite für ein Auto unter 20.000 Euro zu erreichen“, sagte VW-Chef Herbert Diess Ende 2019. „Es ist noch ein langer Weg.“
Bereits im März 2019 hatte Wolfsburg das Projekt in die Hände von Seat gelegt. „Zum ersten Mal wird das Technische Zentrum von Seat eine Fahrzeuggruppe entwickeln, die von mehreren Marken weltweit genutzt werden kann“, sagte der damalige Seat-Chef Luca de Meo. Auch Diess sah laut seinen Äußerungen Seat innerhalb der Gruppe in einer neuen Rolle. „Die diesjährigen Erfolge unterstreichen das Potenzial von Seat, Wachstumschancen zu nutzen und neue Märkte zu erschließen“, so Diess. „Seat wird das erste Elektrofahrzeug umsetzen, das speziell für den Stadtverkehr konzipiert ist.“
Knapp 14 Monate und einige strategische Entscheidungen später ist die Lage eine andere. Wie die „Automotive News“ unter Berufung auf ihren Seat-nahen Informanten schreibt, glauben Führungskräfte in Wolfsburg, dass eine von VW geleitete Entwicklung „effizienter in Bezug auf Synergien“ sein werde. Ein VW-Sprecher gab aber an, dass es noch keine Entscheidung gebe, welche Marke die Verantwortung für die MEB Entry-Plattform übernehmen würde.
Auf Nachfrage von „Automotive News“ bestätigte Seat, dass die Marke das Projekt nicht mehr leitet. Die Entscheidung sei „im Rahmen der Überarbeitung der Strategie des globalen Konzerns in Bezug auf Marken, Produktionssysteme und Märkte durch den Volkswagen Konzern getroffen worden“.
Die kleinen Elektrofahrzeuge sollen auf einer stark modifizierten Version des MEB aufbauen, die auf eine Fahrzeuglänge von rund vier Metern (also in etwa der Größe eines VW Polo) gekürzt wird. Die Herausforderungen sind jedoch die Kosten, da diese um rund ein Drittel geringer ausfallen müssen als beim ID.3, damit ein solches Kleinwagen-Modell auch kommerziell ein Erfolg werden kann.
Seat wollte eigentlich ab 2021 mit Hilfe von JAC Volkswagen in China als reine Elektro-Marke starten. Die ersten E-Seat in China sollten noch auf JAC-Technologie basieren, später dann die MEB-Modelle kommen. Dieser Entschluss wurde aber inzwischen revidiert.
Offen ist noch, wie VW nun den mit Seat anvisierten Markt für kleine Elektrofahrzeuge in China bedienen will. Möglich wäre, dass die tschechische Marke Škoda übernimmt, im Gegensatz zu Seat ist Škoda bereits in China aktiv – wenn auch vornehmlich mit SUV-Modellen. Oder eben VW selbst – klammert man den inzwischen bei Seat gebauten Audi A1 aus, haben andere Konzernmarken keine Kleinwagen im Angebot.
autonews.com
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