ALEC: Flughafen Erfurt testet elektrifiziertes Vorfeld

Auch in Zeiten der Corona-Pandemie arbeiten Verkehrsunternehmen weiter an emissionsarmen Lösungen. So auch das Projekt „ALEC“ aus dem Technologieprogramm „IKT für Elektromobilität“, bei dem die umweltfreundliche Vorfeldmobilität von Flughäfen im Vordergrund steht.

Denn an Flughäfen herrscht nicht nur in der Luft reges Treiben. Auch am Boden wuseln Unmengen an Fahrzeugen umher – vom Gepäckschlepper bis zum Vorfeldbus.

Den Kern bildet im Projekt „ALEC“ dabei das Prinzip des Einsatzwechsels, welches aus kommunalen Logistikflotten bekannt ist und erstmalig auf einem Flughafen eingesetzt wird: Dabei erhält ein rein elektrisches Trägerfahrzeug je nach Anforderung wechselnde Aufbauten. So sollen Flughäfen die Anzahl ihrer Vorfeldfahrzeuge senken, die Emissionen minimieren und den Geräuschpegel drastisch vermindern können. Je nach Zählung wird die Gesamtflotte der Vorfeldfahrzeuge in Deutschland auf 10.000 bis 15.000 Fahrzeuge geschätzt, darunter etwa die Hälfte Spezialfahrzeuge. Rund ein Viertel dieser Fahrzeuge könnten die 16 deutschen Verkehrsflughäfen mit dem Logistikkonzept von „ALEC“ einsparen.

Die elektrischen Geräteträger sind mit Multispannungswandlern ausgestattet, denn sie müssen mit unterschiedlichen Spannungsebenen auf internationalen Verkehrsflughäfen arbeiten können. Die Spannungswandler direkt in den Fahrzeugen erübrigen darüber hinaus den Aufbau einer separaten Ladetechnik.

Die Arbeitsgeräte werden offene Schnittstellen zur mechanischen, energetischen und IKT-seitigen Anbindung haben und mit allen Geräteträgern über eine einheitliche Nutzeroberfläche kompatibel sein. Das ermöglicht ein intelligentes Einsatz- und Lademanagement der gesamten Flotte. Die Fahrzeuge erfassen ihren Standort und dessen Umgebung sensorbasiert, wodurch sie für eine prädiktive und später autonome Fahrsteuerung gerüstet sind. Auch für eine spätere autonome Fahrsteuerung sind die Fahrzeuge gerüstet.

Bis Ende August sollen drei dieser Batterie-elektrischen Vorfeldfahrzuge und zwei Spezialaufbauten am Flughafen Erfurt-Weimar einsatzbereit sein. Trotz des coronabedingten Flughafenstillstandes können die Prototypen ab diesem Zeitpunkt ausführlich getestet werden. Dabei soll es aber nicht bleiben, denn weitere Spezialaufbauten sind bereits projektiert.

Zusammen mit einem externen lettischen Partner hat das Konsortium außerdem ein elektrisch betriebenes Gepäckförderband konstruiert, das ebenfalls ins Gesamtkonzept eingebunden ist. Während bisher ein lauter Dieselmotor die Laufbänder angetrieben hat, sollen künftig die Gepäckstücke angenehm leise im Innern des Flugzeugs verschwinden.

„Für den Dieselmotor, der bis heute das Vorfeld dominiert, ist dieser Einsatz im Teillastbetrieb eigentlich recht ungünstig“, so Matthias Cramer von der HAKO GmbH. „Während die Vorfeld-Teams das Flugzeug wieder fit für den Rück- oder Weiterflug machen, laufen die Diesel unentwegt. Das können wir mit unseren batterieelektrischen Vorfeldfahrzeugen ändern.“ Auch der Flughafen Erfurt-Weimar sieht in ALEC „ein Vorhaben mit echtem Potenzial“. Besonders dann, „wenn man auf die Arbeitsbedingungen von Vorfeldmitarbeitern oder an die Passagiere denkt“, so René Schumann, Projektleiter aufseiten des Flughafens. Zurzeit arbeitet der Flughafen mit etwa 30 dieselbetriebenen Vorfeldfahrzeugen. Insgesamt, so die Prognose des Konsortiums, könnten mit diesem Logistikkonzept an allen deutschen Verkehrsflughäfen mehr als 10.000 Fahrzeuge elektrifiziert werden.

Das Projekt „ALEC“ wird von einem mittelständischen Konsortium unter Führung der Hako GmbH betrieben. Im Erfolgsfall könnte sein Konzept nicht nur die Lärm- und Schadstoffemissionen auf dem Flughafenvorfeld erheblich reduzieren, sondern den Flughafenbetreibern auch neue finanzielle Spielräume eröffnen, weil sie nur noch höchstens halb so viele Vorfeldfahrzeuge anschaffen müssten wie heute.
inar.de, myconvento.com

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