VW-Chef Diess verschärft offenbar Sparkurs
Volkswagen-Chef Herbert Diess hat laut einem Medienbericht den Sparkurs des Konzerns in der Coronakrise massiv verschärft und wählte demnach intern dramatische Worte. Diess’ Ziel: Die E-Mobilität darf kein Zuschussgeschäft bleiben.
Bei einer internen Rede vor Topmanagern des Konzerns soll Diess laut der „Automobilwoche“ gesagt haben: „Wir müssen die F+E-Ausgaben, Investitionen und Fixkosten gegenüber bisherigem Planungsstand deutlich kappen.“ Kurzfristig muss der Mehrmarken-Konzern wohl noch die Auswirkungen der Coronakrise abfedern, denn Diess warnte auch, dass die Nettoliquiditat „mindestens noch bis Juli wegen schwacher Nachfrage weiter abnehmen“ werde.
Als Sparziel wurde etwa für die Marke VW Pkw festgelegt, dass die Sachgemeinkosten um 20 Prozent sinken sollen, so die Fachzeitung unter Berufung auf Teilnehmer. Jede Ausgabe sei laut Diess zu begründen.
Das Problem sind aber nicht nur hohe Ausgaben, sondern zum Teil auch negative Deckungsbeiträge bei einigen der aktuellen Elektro-Modelle. Mit jedem verkauften e-Up muss VW laut Diess’ Worten „bis zu 5.000 Euro pro Auto“ zuschießen, beim e-Golf falle ein ähnlicher Fehlbetrag an. Diese negativen Deckungsbeiträge haben freilich nichts mit der aktuellen wirtschaftlichen Lage zu tun, sondern sind das Ergebnis der früheren Modell- und Einkaufspolitik der Wolfsburger, bei ihren E-Modellen lieber auf umgerüstete Verbrenner zu setzen und das auch nur zu überschaubaren Stückzahlen. Fehleinschätzungen, die jetzt bei einem anziehenden Markt ins Geld gehen. Und den Druck auf den ID.3 weiter erhöhen: Das erste MEB-Modell soll nicht nur zeugen, dass VW Elektroautos bauen kann, sondern er soll auch von Anfang an Geld verdienen.
Aber auch unabhängig vom Erfolg des ID.3, der auch Herbert Diess unter Druck setzt, mahnte der VW-Chef zu mehr Einsatz. „Zu den unangenehmen Wahrheiten gehört auch, dass in China unsere Marktführerschaft kein Naturgesetz ist“, so Diess. „Bei E-Autos heißt in China der Marktführer jetzt Tesla.“ Und nennenswertes Wachstum sei im Reich der Mitte nur noch mit E-Autos zu erreichen.
Auch das „Handelsblatt“ hatte in der vergangenen Woche berichtet, dass der interne Druck auf Diess wachse – nicht nur wegen der stockenden Transformation in das Elektrozeitalter, sondern auch wegen Managementfehlern. Der Aufsichtsrat halte Diess aber noch zu Gute, dass er den Umstieg von Verbrennern auf E-Autos eingeleitet und in die Digitalisierung investiert habe. Doch die Kritik wird lauter, teils wegen Personalentscheidungen, teils aber auch wegen der Art von Diess, zwar viele Projekte anzustoßen, aber kaum eines zu Ende zu bringen.
Eines der neuen Projekte hört auf den Namen „Rakete“: In einem streng vertraulichen Workshop prüfte der Konzern jüngst, wie man bis 2024 zu Tesla aufholen kann. Unter Führung des Audi-Chefs Markus Duesmann soll „Rakete“ die Software des Konzerns voranbringen, Kernelement ist ein neu aufgelegtes Software-Paket namens „E³ 2.0“. Diess bemängelte vor den Führungskräften, dass „noch heute kaum eine Zeile Software-Code von uns“ komme. Aus diesem Grund soll VWs neue Car-Software-Organisation „am 1. Juli vom virtuellen zum realen Player werden“.
automobilwoche.de, handelsblatt.com
5 Kommentare