CAM-Studie: Deutsches Premium-Trio verkauft überdurchschnittlich viele PHEV

Eine neue Analyse des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach hat ergeben, dass BMW, Mercedes und Audi zwischen 7,0 und 8,3 Prozent ihrer Fahrzeuge als PHEV verkaufen – und damit fast doppelt so viel wie im Bundesdurchschnitt.

Dieser liegt laut der Studie „E-Mobilität in Deutschland – Bilanz der Automobilhersteller Januar-Mai 2020“ bei nur 3,9 Prozent. Dagegen ist beim Absatz von BEV in Deutschland VW der Marktführer. Die Marke VW konnte von Januar bis Mai 9.090 reine Elektrofahrzeuge absetzen und damit bereits mehr als im gesamten Jahr 2019. Die Wolfsburger erreichen damit einen BEV-Anteil von 4,9 Prozent an allen VW-Verkäufen in Deutschland. Bei Audi macht der BEV-Anteil 3,3, bei BMW 2,6 und bei Mercedes lediglich 0,4 Prozent aus.

Würde der BEV-Anteil an den Gesamtverkäufen zugrunde gelegt, läge natürlich Tesla mit 100 Prozent vorne. Es würden aber noch einige andere Marken vor VW landen: Smart kommt nach dem Aus der Verbrenner-Modelle auf stolze 99,6 Prozent. Von den Marken, die hauptsächlich noch von Verbrennern leben, liegt Renault laut dem CAM bei 15,1 Prozent E-Anteil. Porsche kommt alleine mit dem Taycan auf 9,5 Prozent, gefolgt von Nissan mit 8,7 Prozent, Jaguar mit 7,3 Prozent und Hyundai mit 7,0 Prozent.

Die Anteile sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, in Verbindung mit den absoluten Zahlen ergibt sich ein anderes Bild: Hier sind die 7,3 Prozent von Jaguar nur schwer mit den 7,0 Prozent von Hyundai zu vergleichen. Die Balken in der Grafik des CAM machen aber deutlich, wo die Unterschiede zwischen dem deutschen Premium-Trio und Volumen-Marken wie Hyundai, Kia, Opel und Skoda liegen:

cam mai 2020 01

Mit Blick auf die gleiche Grafik für den PHEV-Absatz und den PHEV-Anteil der jeweiligen Hersteller zeigt sich, wo der Fokus des Premium-Trios liegt: BMW und Mercedes liegen mit jeweils fast 6.700 PHEV vorne, Audi folgt mit 5.782 Plug-in-Hybriden – und den eingangs genannten Anteilen.

cam mai 2020 02

In dieser Grafik werden auch gut die unterschiedlichen Strategien der Hersteller bei den umstrittenen PHEV deutlich: Während das deutsche Premium-Trio vor allem mit Dienstwagen und der attraktiven Besteuerung auf hohe Stückzahlen kommt, zeigt sich bei Volvo der konsequentere Schwenk weg vom Diesel hin zu extern aufladbaren Autos: 22,9 Prozent der in Deutschland verkauften Volvos sind ein PHEV. Auch bei Mitsubishi ist wegen des Outlander PHEV der Anteil mit 14,8 Prozent entsprechend hoch. Porsche kommt mit dem Verzicht auf den Diesel und der Einführung weiterer PHEV-Varianten bei Panamera und Cayenne auf 10,9 Prozent. Rechnet man die 9,5 Prozent BEV-Anteil dazu, verfügt jeder fünfte Porsche über einen (teil-)elektrischen Antrieb – mit 20,4 Prozent kommt die Stuttgarter Sportwagen-Marke hinter Tesla und Smart auf Rang 3.

Die Marke VW, die verstärkt auf rein Batterie-elektrische Autos setzt, kommt mit dem Plug-in-Hybriden von Golf und Passat auf einen Anteil von 1,9 Prozent. Bei Toyota, die bekanntlich auf Hybride und FCEV setzen, kommt der PHEV nur auf 0,7 Prozent – sowohl bei den Anteilen als auch den Stückzahlen kommen die Japaner auf den letzten Rang.

Insgesamt rechnet das CAM damit, dass sich der Absatz von BEV und PHEV über das gesamte Jahr weiter so positiv entwickelt wie der Jahresauftakt. Für Januar bis Mai führt das CAM 74.980 neue Elektrofahrzeuge, was einem Zuwachs von 92 Prozent entspricht. „Die Absatzzahlen in Deutschland zeigen, dass die deutschen Automobilhersteller bei der Elektromobilität besser sind als ihr Ruf und auch weiterhin vom Markthochlauf profitieren können“, sagt Studienleiter Stefan Bratzel.

Besonders die PHEV haben in diesem Zeitraum zugelegt, was das CAM kritisch sieht. „Allerdings liegt mit Ausnahme von VW der Fokus derzeit noch stark bei Plug-in-Hybriden, bei denen die deutschen Premiumhersteller bereits ein breites Modellangebot besitzen“, so Bratzel weiter. „Plug-in-Hybride, die vielfach als Dienstwagen verkauft werden, leisten jedoch häufig keinen positiven Klimabeitrag aufgrund der großen Diskrepanz zwischen den Norm- und Realverbräuchen. Entsprechend muss durch künftige Regulation sichergestellt werden, dass PHEV-Käufer Förderungen und Steuervorteile nur erhalten, wenn diese Fahrzeuge durch ein entsprechendes Fahr- und Ladeverhalten niedrige CO2-Realemissionen aufweisen.“
Quelle: Info per E-Mail

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