Ladenetzwerk von Bosch erreicht 150.000 Ladepunkte

Das europaweite Ladenetzwerk von Bosch hat aktuell die Marke von 150.000 Ladepunkten überschritten und soll bis Ende 2020 auf rund 200.000 Ladepunkte ausgebaut werden. Dabei setzt der schwäbische Konzern vor allem auf Roaming-Abkommen.

Bosch schließt dafür Verträge mit den Betreibern, sorgt für eine technische Anbindung der Ladepunkte beispielsweise über Roaming und macht die Ladepunkte über die eigene App „Charge My EV“ auffindbar – in Deutschland sind es laut der Mitteilung des Unternehmens mehr als 27.500 Ladepunkte. Erst kürzlich hatte Enel X ein Roaming-Abkommen mit Bosch angekündigt.

Nutzer zahlen mit der zuvor hinterlegten Kreditkarte und erhalten via App Monat für Monat einen Überblick über ihre Ladekosten. Eine physische Ladekarte gibt es nicht. Auf einen einheitlichen Preis pro Kilowattstunde verzichtet Bosch aber. Die App solle den Nutzern dabei helfen, „böse Überraschungen bei der Abrechnung“ zu vermeiden. „Bosch nimmt Nutzern die lästige Recherchearbeit ab und listet übersichtlich auf, was das Laden an einzelnen Ladesäulen kostet und welche Nutzungsbedingungen gelten“, so das Unternehmen. Bosch begründet seinen Service damit, dass es alleine im Mai 2020 laut einer Erhebung von EuPD Research 288 Autostromtarife in Deutschland gibt. Und laut einer Umfrage von NewMotion nutzen 15 Prozent aller E-Auto-Fahrer mindestens fünf Ladekarten, bei 45 Prozent aller E-Auto-Fahrer sind es noch zwei bis vier Ladekarten.

Eine Stichprobe in verschiedenen Städten und bei verschiedenen Betreibern zeigt aber, dass der Bosch-Dienst nicht immer die günstigste Lösung an einer Ladesäule ist. Bei vielen Betreibern – von lokalen Stadtwerken bis hin zu deutschlandweit aktiven CPO wie Allego und Innogy – werden oft 37 Cent Startgebühr pro Ladevorgang fällig, zudem eine kWh- und Zeitkomponente. Auch ein Ladevorgang bei Ionity kostet 0,37 Euro Startgebühr, danach gibt Bosch den Ionity-Preis von 0,79 Euro/kWh an seine Kunden weiter – selbst das Laden bei Ionity direkt ist also 37 Cent günstiger. An einer AC-Ladesäule von Innogy in Berlin kostet der Ladevorgang die genannten 0,37 Euro Startgebühr, jede Kilowattstunde wird mit 0,418 Euro berechnet, dazu kommt eine Pauschale von 0,597 Euro pro 60 Minuten – bei Innogy direkt kostet die kWh 0,39 Euro, ohne Startgebühr und Zeitkomponente. Wer in Berlin an einer Ladestation von Heldele lädt, zahlt neben den 37 Cent 0,119 Euro/kWh und 0,06 Euro/min. Sprich: Mit dem Bosch-Dienst bekommt man zwar Zugang zu vielen Ladepunkten. Wer aber möglichst günstig laden will, muss für jede Ladesäule weiterhin mehrere Anbieter vergleichen.

„Das Laden muss für Jedermann unkompliziert und nahtlos funktionieren. Die intelligenten Ladedienste von Bosch sind ein wichtiger Schlüssel für eine breite Akzeptanz der Elektromobilität“, sagt Elmar Pritsch, Vorsitzender des Bereichsvorstandes Connected Mobility Solutions bei der Robert Bosch GmbH. „Mit unseren Ladediensten entwickeln wir die universelle Eintrittskarte zu einem der europaweit größten Netzwerke von Ladestationen. Damit machen wir die Elektromobilität noch alltagstauglicher.“

Zudem arbeitet Bosch an einer Funktion namens „Convenience Charging“, welche als vernetzte Navigations- und Ladelösung das Infotainment des Autos eng mit dem Laden verbinden soll. Autobauer und Betreiber von Elektroflotten sollen sich so durch ein „neues Nutzererlebnis vom Wettbewerb abheben“ können. Bosch beschreibt die Funktion so, dass Ladestand, Reichweite und die Verfügbarkeit der Ladestationen in Echtzeit aufeinander angepasst werden. Ist beispielsweise eine in der Route eingeplante Ladestation bei der voraussichtlichen Ankunft belegt, soll das System die Routenführung automatisch umplanen. Dabei soll der Fahrer auch eigene Präferenzen hinterlegen können, etwa die Ladegeschwindigkeit, Ladepreise, aber auch Ladestationen mit nahegelegenen Restaurants oder kostenlosem Wifi-Zugang.

Mit maschinellen Lernverfahren soll die Software hinzulernen und somit die Empfehlungen und individuellen Services „mit jedem Ladevorgang treffsicherer“ werden. Ab wann „Convenience Charging“ eingesetzt werden soll und ob es bereits erste Kunden für die Lösung gibt, nennt Bosch in der Mitteilung nicht.
bosch-presse.de

7 Kommentare

zu „Ladenetzwerk von Bosch erreicht 150.000 Ladepunkte“
exi
15.06.2020 um 13:40
Kunden, die diesen Artikel kauften, kauften auch überteuerte Luxusjachten in der Adria. ; )
Michael
15.06.2020 um 20:43
„Convenience Charging“, 'Nutzererlebnis' - was soll denn das sein? Ist das der neue Anstrich für etwas, was vor 50++ Jahren schon bei ARAL funktioniert hat, nämlich das simple Auffüllen des Energievorrats?
Stefan Balz
15.06.2020 um 22:11
Die Witzbolde sind offensichtlich grade daran was zu Erfinden was bei Tesla schon lange einwandfrei funktioniert. Ob die Erfindung gelingt ist aber noch nicht sicher. Da wirds wohl immer noch eine Karte, einen Code, eine App oder was auch immer dazu brauchen.
makis
15.06.2020 um 23:11
Oha, das ist das Problem in Deutschland! Jetzt kommt der 289 Anbieter der meint, der kompetenteste Versager am Markt zu sein. Der Vorsitzender des Bereichsvorstandes Connected Mobility Solutions bei der Robert Bosch GmbH sollte sich selbst hinterfragen was er ab Start verkehrt gemacht hat bzw. noch machen wird!Eine weitere Karte die niemand braucht. Ich frage mich wirklich wie diese marktfremde Preisfindung und Preisdeklaration erarbeitet wurde, armes Deutschland!!!!!@ electrive.net warum hinterfragt und kommentiert ihr so was nicht aus Sichtweise eine E-Auto Nutzers, oder habt ihr copy@paste aus der Bosch Pressemappe gemacht!?
Peter Schwierz
16.06.2020 um 09:38
Hallo Makis, wir sind ein Fachmagazin für Elektromobilität, das in erster Linie für die Branche und nicht aus Sicht der Nutzer publiziert. Und dass in diesem Fall eine Kommentierung unsererseits überflüssig ist, beweisen ja die Leserkommentare hier unten. Es ist ein Nachrichtenbeitrag, nicht mehr und nicht weniger. Beste Grüße, Peter Schwierz
Oliver S.
16.06.2020 um 09:58
„Das Laden muss für Jedermann unkompliziert und nahtlos funktionieren."Startgebühr, kWh-Preis, Minutenpreis...Lächerlich, was Bosch hier abliefert.
Joni
30.08.2021 um 11:04
Ich sehe das genauso mit den Minutenpreisen, natürlich habe ich mir das Preismodell angesehen und direkt wieder Deinstalliert die app! ein Lächerliches Konzept! Wer einen alten Leaf z.b. hat der weiß warum, das Laden kann mitunter schon mal 50Min dauern wenn die Batterie sehr kalt ist, dafür Zahlt man dann Kräftig drauf Klasse Idee! So etwas nennt sich dann nachhaltige Mobilität oder sagen wir besser leicht gemachte abzocke:) Danke Bosch

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