Karma Automotive offenbar vor Insolvenzantrag
Karma Automotive wird laut einem Medienbericht bald einen Insolvenzantrag nach Chapter 11 stellen. Bereits vor einigen Monaten hatte es Berichte gegeben, die starke Zweifel am Geschäftsmodell des Unternehmens geschürt hatten.
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Wie „Jalopnik“ unter Berufung auf mehrere Quellen innerhalb des Unternehmens berichtet, habe es Mitte Mai weitere Entlassungen gegeben und Karma Automotive plane, seine Belegschaft bis zum Zeitpunkt der Eröffnung des Insolvenzverfahren auf 38 Mitarbeiter zu reduzieren.
Eine Reaktion des Unternehmens auf den Bericht gibt es nicht, eine Bitte um Kommentar gegenüber „Jalopnik“ wurde offenbar nicht beantwortet. Die Insolvenz nach Chapter 11 soll eine Neustrukturierung in Eigenverwaltung, aber unter gerichtlicher Aufsicht, ermöglichen. In der Finanzkrise 2009 hatten Chrysler und General Motors ebenfalls Insolvenz nach Chapter 11 angemeldet. Neben Chapter 11 mit dem Ziel einer Sanierung gibt es noch eine Insolvenz nach Chapter 7, welche die Liquidierung eines zahlungsunfähigen Unternehmens zum Ziel hat.
Bereits im April hatte „Jalopnik“ berichtet, dass die technischen Spezifikationen in den Ankündigungen des Herstellers „erfunden“ und die präsentierten E-Flex-Plattformen lediglich „Filmrequisiten“ seien. Als möglicher Hintergrund wurde damals genannt, dass Karma Automotive seinem Investor aus China, der Wanxiang Group, eine „Zaubershow“ bieten wolle – als letzter Versuch, die Finanzierung am Laufen zu halten.
Kurz vor dem damaligen Bericht hatte Karma Automotive seine elektrifizierte Plattform E-Flex vorgestellt und sein erstes BEV-Modell angekündigt. Leitende Mitarbeiter, die sich damals noch zu der Plattform geäußert hatten – wie etwa COO Kevin Pavlov – sollen das Unternehmen inzwischen verlassen haben.
Wie „Jalopnik“ nun schreibt, hätten sich nach dem damaligen Bericht viele Karma-Mitarbeiter bei der Redaktion gemeldet, die die Informationen bestätigt hätten. Darin sei von „alarmierender Litanei“ die Rede, von schlechter Behandlung der Mitarbeiter über schlechte Verarbeitungsqualität bis hin zu regelrechter Täuschung und sogar einem Problem mit Fruchtfliegen in ihrer Cafeteria. Auch seitens der Firma gab es eine Reaktion, in einem internen Schreiben an die Mitarbeiter äußerte das Unternehmen, dass viele Fakten falsch dargestellt worden seien.
Karma Automotive ist aus dem von Henrik Fisker gegründeten Unternehmen Fisker Automotive hervorgegangen und gehört seit 2015 zu dem chinesischen Autozulieferer Wanxiang, der nun offenbar die Unterstützung eingestellt hat. Henrik Fisker selbst ist inzwischen mit seiner neuen Firma Fisker Inc. aktiv und will mit dem Ocean ein neues E-SUV auf den Markt bringen. Der Revero basiert im Grunde genommen immer noch auf dem Layout des Fisker Karma als Elektroauto mit Range Extender.
Update 01.07.2020: Inzwischen hat Karma Automotive auf den Artikel von „Jalopnik“ reagiert und dementiert, dass man eine Insolvenz nach Chapter 11 und den massiven Stellenabbau plane. „Dieser Beitrag enthält zusammen mit einem ähnlichen Artikel, der am 23. April 2020 veröffentlicht wurde, sowohl Unwahrheiten als auch falsche Darstellungen“, so das Unternehmen. Die „fiktive Natur dieses Inhalts“ könne leicht identifiziert werden.
Dennoch gesteht Karma ein, dass die Lage derzeit kompliziert ist. „Die gesamte Autoindustrie war von der Pandemie außerordentlich stark betroffen. Trotz dieser herausfordernden Bedingungen wird sich Karma aggressiv darauf konzentrieren, ehrgeizige und aufregende Möglichkeiten zu verfolgen, die von seinen einzigartigen Technologien, Produkten und Lösungen profitieren“, heißt es in dem Statemtent. Die Wanxiang Group stimme diesen Aktivitäten „voll und ganz zu und hat zusätzliche finanzielle Unterstützung gewährt“.
Das Statement, das keinem Manager persönlich zugeschrieben ist, schließt mit den Worten: „Wir sind heute hier, wir werden morgen hier sein und wir werden besser sein als je zuvor. Wir freuen uns darauf, diese Zukunft gemeinsam mit Dir aufzubauen.“
jalopnik.com, Info per E-Mail (Update)
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