Lordstown Motors stellt E-Pickup Endurance vor

Lordstown Motors hat nun offiziell seinen rein elektrischen Pickup-Truck vorgestellt. Der Lordstown Endurance verfügt an jedem Rad über einen eigenen E-Motor, leistet 447 kW und wird zu Preisen ab 52.500 US-Dollar angeboten. Trotz der Präsentation des Prototypen bleiben einige Fragen offen.

Bei den vier E-Motoren handelt es sich wie berichtet um Radnabenmotoren von Elaphe Propulsion Technologies. Die Motoren will Lordstown selbst in Lizenz in seinem Werk in Ohio fertigen. Bei der Vorstellung, an der auch US-Vizepräsident Mike Pence teilnahm, wurde ein angeblich voll funktionsfähiger Prototyp des Endurance auf die Bühne gerollt. Dieser soll das finale Design des E-Pickups zeigen, welches sehr nah an den bisher veröffentlichten Zeichnungen ist.

Neue technische Daten oder einen Einblick in das Cockpit gab es bei dem Event in Ohio allerdings nicht. Somit bleibt es bei der Reichweiten-Angabe von 250 Meilen im EPA-Test, umgerechnet rund 400 Kilometer. Den Energiegehalt des Akkus nennt das junge Unternehmen aber immer noch nicht. Die Höchstgeschwindigkeit des E-Pickups soll von der Software auf 80 mph (128 km/h) begrenzt werden, die Zuglast soll bei 3,4 Tonnen liegen.

Die Produktion soll im kommenden Jahr beginnen, wobei Lordstown Motors 20.000 Exemplare des Endurance in 2021 fertigen will. Laut Lordstown-Motors-CEO Steve Burns sei das erste Produktionsjahr bereits ausverkauft – Pence soll laut US-Medien später angegeben haben, dass 14.000 Bestellungen vorliegen. Bruns gab sich angesichts der sich ankündigenden Konkurrenz – Tesla, Ford und GM wollen ebenfalls bald große E-Pickups auf den Markt bringen, dazu andere Startups wie Rivian – sehr selbstbewusst: „Wir werden alle auf dem Markt schlagen.“

Trotz der Präsentation des Prototypen bleiben einige Fragen offen. So gibt es wie erwähnt immer noch keine Aufnahme des Innenraums. Lordstown gewährte zwar eine kurze Video-Tour durch die Werkshallen. Inwiefern die menschenleeren Hallen, ungenutzten Roboter und Lackieranlagen bereits auf die Serienproduktion des Endurance vorbereitet sind, wird aber nicht klar – immerhin sollen hier bald 14.000 bis 20.000 Fahrzeuge pro Jahr gefertigt werden. Und dazu bis zu 80.000 Einheiten der Radnabenmotoren.

Die speziell für Lordstown Motors entwickelten „L-1500 Endurance“-Motoren sollen laut Angaben aus dem Mai „in den nächsten sechs Monaten“ beginnen. Dabei hält Lordstown an dem Lieferbeginn 2021 fest – ein extrem kurzer Zeitraum zwischen der geplanten Fertigung der ersten Motoren und der Auslieferung. Zudem sind die Radnabenmotoren eine kritische Komponente: Wegen der hohen ungefederten Massen haben sie sich in Pkw und Nutzfahrzeugen bisher nicht durchgesetzt. Gerade für einen Pickup, der auch für den Einsatz in gröberen Gelände oder auf Baustellen ausgelegt ist, befinden sich die Radnabenmotoren an einer exponierten Stelle. Zu Robustheit und Langlebigkeit der E-Maschinen macht Lordstown noch keine Angaben. Angesichts des straffen Zeitplans für den Produktionsbeginn kommt so die Frage auf, ob die Motoren und das Fahrzeug vor dem Start ausreichend getestet werden können.

Zudem bleibt die Frage der Finanzierung. Während Startup-Konkurrent Rivian Millionen von Ford, Amazon und weiteren Investoren eingesammelt hat, gibt es rund um Lordstown Motors weniger Informationen. Im Januar wurde bekannt, dass sich Lordstown Motors um einen 200 Millionen Dollar schweren Staatskredit bemüht, um das ehemalige GM-Werk für die eigenen Belange umzurüsten.

Unklar ist auch, wie verbindlich die Vorbestellungen sind: Lordstown Motors ist bekanntlich aus dem US-Hersteller Workhorse hervorgegangen. Beide Unternehmen wurden von Steve Burns gegründet, bei Workhorse zog er sich nach finanziellen Problemen im Februar 2019 als CEO zurück. Workhorse hatte mit dem W-15 einen Pickup als Plug-in-Hybrid in der Entwicklung, das Projekt wurde aber eingestellt. Lordstown Motors hat aus diesem Projekt viel Technologie in Lizenz übernommen – und auch die Vorbestellungen für den Workhorse W-15. Ob die Kunden, die sich einst für einen Plug-in-Pickup mit Range Extender interessiert haben, nun auch einen reinen E-Pickup mit Radnabenmotoren kaufen wollen, ist offen.
electrek.co, insideevs.com, carscoops.com, lordstownmotors.com

4 Kommentare

zu „Lordstown Motors stellt E-Pickup Endurance vor“
HAF
26.06.2020 um 11:24
Ich bin gespannt ob sich Radnabenmotoren im Pkw bzw. Pickup behaupten können. Bis jetzt galt ja immer das Prinzip der "ungefederten Masse" - mal sehen wie Lordstown damit umgeht bzw. die negativen Effekte abschwächt.
Hermann Dorsch
29.06.2020 um 11:26
Die Radnaben Motoren bei Rädern mit hoher Reifenflanke ist unkritisch, da ja der Reifen eine Federfunktion erfüllt ! Anders sieht es bei den Reifen im Format xxx / 60 oder weniger aus. Grosser Vorteil sind neben den 4WD mit Vectorsteuerungen extreme Platzvorteile. Hätte BMW bei dem i3 Radnabenmotoren verwendet, und den REX nach vorne in den Kofferraum gepackt, wäre im i3 ausreichend Ladevolumen ... Was man als unnötig erachten kann sind die Leistungen, warum muss ein PKW pro Rad über 100 kW haben ? Da wären 20 kW ausreichend oder 40 schon viel ! Was dann in Summe immerhin 160 kW wären
Jogi
20.11.2020 um 10:34
Da in USA die Straßen in der Fläche so lausig sind, dass kaum jemand XXX/60 oder flacher fährt - und schon gar nicht bei PickUps. Somit sind zumindest in USA Radmotoren kein Problem. LG jogi
Wolf
13.01.2021 um 08:36
Technisch sind Radnaben Motoren beherrschbar. Ist halt eine teure und langfristig anfällige Technik. Anschluss Kühlung und Strom muss entsprechend flexibel viermal ausgeführt werden (pot. Schwachstelle), man benötigt vier Inverter, Safety-Maßnahmen sind notwendig - ggf. sogar zusätzliche Abschaltkupplungen oder ähnliches wegen pot. Einzelradblockierer usw, Man kommt deswegen immer wieder davon weg, auch wenn es funktionale Vorteile und Möglichkeiten gibt, die sehr spannend sind.

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