Byton steht offenbar vor dem Aus
Das vielversprechend gestartete Elektroauto-Startup Byton steht wohl vor dem Aus. Ab dem 1. Juli wird das Unternehmen nach eigenen Angaben den Betrieb für ein halbes Jahr einstellen – ob es danach weiter geht, ist offen.
Nachdem im April bekannt wurde, dass Byton an seinem US-Sitz im kalifornischen Santa Clara aufgrund der Auswirkungen der Pandemie rund die Hälfte der dort arbeitenden Mitarbeiter beurlaubt hatte, bestätigt ein Sprecher nun, dass das Unternehmen seinen Betrieb am 1. Juli für sechs Monate einstellen wird.
Ein Comeback nach diesem halben Jahr erscheint eher unwahrscheinlich: Byton hat inzwischen fast alle seine Mitarbeiter weltweit entlassen, wie Sprecher Dave Buchko am Montagnachmittag gegenüber dem US-Fachportal „The DetroitBureau“ angab. „Der Verwaltungsrat und das Top-Management suchen nach einem Weg, um das Unternehmen voranzubringen.“
Byton galt als eines der vielversprechendsten Startup der Elektroauto-Branche. Das 2017 gegründete Unternehmen galt lange Zeit als solide finanziert und auch solide geführt. Während andere Unternehmen mit einem ähnlichen Konzept und Ziel, etwa Faraday Future, schnell wieder von der Bildfläche verschwanden, wurde Byton nachgesagt, den Schritt zur Serienproduktion wirklich schaffen zu können.
Erst im Januar hatte Byton den Abschluss der dritten Finanzierungsrunde abgeschlossen, im Rahmen der noch stattfindenden CES wurde bekannt, dass der japanische Mischkonzern Marubeni eingestiegen ist. Neben dem Investment wurde auch eine strategische Partnerschaft vereinbart. Ebenfalls auf der CES gab Byton-CEO Daniel Kirchert bekannt, dass 60.000 Vorbestellungen für den M-Byte vorlägen. Das E-SUV sollte in diesem Jahr in China auf den Markt kommen, 2021 dann in Nordamerika und Europa. Die Vorbestellungen sollten hierzulande ab dem zweiten Halbjahr möglich sein.
Lange Zeit schien alles auf dem richtigen Weg, im Oktober begann etwa die Vorserienproduktion in Nanjing. Der Start der Produktion und das Etablieren der Lieferkette bindet aber auch viel Kapital – und ein so einschneidendes Ereignis wie die Corona-Krise war nicht abzusehen. Das Geld saß plötzlich nicht mehr so locker, sowohl bei den potenziellen Kunden als auch den Investoren. „Ohne Einnahmequelle sind wir einfach an die Wand gestoßen“, so der Sprecher.
Neben dem E-Antrieb galt die Connectivity und das 48 Zoll große Widescreen-Display als herausragendes Merkmal des Byton M-Byte. Mit dem K-Byte, einer E-Limousine, stand bereits das zweite Modell in den Startlöchern.
Derzeit ist es unklar, wie es bei Byton weiter geht. Laut Sam Abuelsamid, Principal Auto Analyst bei Navigant Research, sei es möglich, dass ein großes chinesisches Unternehmen sich bei Byton einkauft und die Produktion doch noch startet. Schließlich hat Byton im Gegensatz zu anderen E-Auto-Startups eine beinahe voll funktionsfähige Fabrik. Aber: „Ich würde kein Geld darauf setzen.“
thedetroitbureau.com, insideevs.com
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