BMW plant angeblich Pilot-Batteriezellenfertigung nahe München
BMW plant Medienberichten zufolge eine Pilotanlage zur Produktion von Batteriezellen für Elektroautos in Parsdorf, einem Ortsteil der Gemeinde Vaterstetten im oberbayerischen Landkreis Ebersberg nahe München.
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Im November 2019 hatte BMW bereits sein neues Kompetenzzentrum Batteriezelle in München eröffnet, wo neue Batteriezellen entwickelt, im Prototypen-Maßstab gefertigt und getestet werden. Die geplante Pilotanlage in Parsdorf ist nun offenbar der nächste Schritt in der Batteriezellen-Strategie von BMW. Die neue Anlage soll so ausgelegt werden, dass eine spätere Produktionserweiterung am Standort realisierbar ist.
In der 40.000 Quadratmeter großen Halle in Parsdorf, in der Nähe des Autobahnkreuzes A99/A94 gelegen, war bisher ein Logistikzentrum geplant. Nun ist BMW den Berichten der „Süddeutschen Zeitung“ und des „Merkur“ zufolge an den Gemeinderat von Vaterstetten herangetreten, um eine Änderung des Flächennutzungs- und Bebauungsplanes zu erreichen. Demnach soll Jörg Hoffmann, Leiter der Abteilung Batteriezelle und Brennstoffzelle, persönlich vor dem Gemeindarat vorgesprochen haben. Vorerst solle ein Drittel der Halle für die Pilotfertigung umgewidmet werden. Die Halle, die sich bereits im Bau befindet, soll zwar nicht größer werden, aber anders aussehen: Da im Gegensatz zu einer reinen Logistik-Halle nun auch Büros für Entwickler geplant sind, soll eine Fassade geändert werden – in der Lagerhalle waren keine Fenster eingeplant.
Wie der „Merkur“ schreibt, soll der Gemeinderat dem Vorhaben zugestimmt haben. Baurechtlich handelt es sich nun um ein „großflächig produzierendes Gewerbe“ anstelle des bisherigen „Sondergebiet Logistik“. In den Berichten werden bereits sehr konkrete Szenarien genannt: Zunächst sollen 50 Ingenieure und Techniker in der Fertigung arbeiten, geplant sei ein Zweischichtbetrieb von 6 bis 20 Uhr. Später soll auf drei Schichten rund um die Uhr umgestellt werden, die Mitarbeiterzahl soll dann auf etwa 150 steigen.
Das Kompetenzzentrum Batteriezelle ist nicht als Fertigungsstätte gedacht, sondern als Entwicklungszentrum, das auch die wichtigen Produktionsschritte der Batteriezellen selbst untersuchen und verbessern kann. Die hier gewonnenen Erkenntnisse will BMW dann nutzen, um sie in die Verhandlungen und Entwicklungen mit den Zelllieferanten einzubringen, bei denen der Autobauer die Zellen in größeren Stückzahlen zukauft.
Die Anlage in Parsdorf soll hier offenbar als Zwischenschritt dienen: Die Erkenntnisse aus dem Münchner Prototypenbau sollen hier in Kleinserien angewendet werden. Die dort erzielten Verbesserungen sollen dann in die Massenfertigung einfließen. Wie Hoffmann laut dem Berichten betont hat, plane BMW weiterhin keine eigene Großserienproduktion von Batteriezellen. Vielmehr wolle man das technische Wissen sowohl zum Produkt als auch zu dessen Herstellung selbst entwickeln, damit die Zelllieferanten die Produkte genau nach den Spezifikationen von BMW fertigen.
Damit folgte Hoffmann der Linie von BMW-Chef Oliver Zipse, der bei der Eröffnung des Kompetenzzentrum Batteriezelle ganz ähnliche Worte gewählt hatte. Damals verteidigte Zipse die Strategie, die für E-Autos wichtigen Bauteile weiter einzukaufen. Wie der BMW-Chef jetzt in einem Interview, das in dem Presseportal des Autobauers veröffentlicht wurde, angab, soll die Zellfertigung bei den Partnern künftig sauberer werden. „Wir haben jetzt mit unseren Zellherstellern vertraglich vereinbart, dass sie bei der Produktion unserer fünften Generation von Batteriezellen nur noch Grünstrom verwenden“, so Zipse. Als „Batteriezellen der fünften Generation“ bezeichnet BMW jene Zellen, die in den künftigen E-Modellen iX3, i4 und der Serienversion des iNext eingesetzt werden sollen.
Eine Hintertür ließ sich Zipse bei seiner Rede im November allerdings offen: „Wenn es eines Tages notwendig werden sollte, werden wir reaktionsfähig sein“, sagte er zu Überlegungen, künftig die Zellen selbst zu bauen. Diese Option wollte sich nun auch Hoffmann offen halten. „Die Anlage in Parsdorf kann einen Beitrag leisten, damit wir diese Entscheidung überhaupt treffen können“, soll Hoffmann vor dem Gemeinderat gesagt haben.
Update 29.07.2020: Die Gerüchte haben sich bestätigt. BMW hat inzwischen angekündigt, in Parsdorf 110 Millionen Euro zu investieren, die Pilotanlage soll Ende 2022 den Betrieb aufnehmen und 50 Mitarbeiter beschäftigen. Einen Teil der Investitionen deckt BMW über eine Förderung des Bundes und Bayerns.
sueddeutsche.de, merkur.de (beide Parsdorf), bmwgroup.com (Zipse-Interview), bmwgroup.com (Update)
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