Insolvenzverfahren für e.GO Mobile eröffnet
Das Amtsgericht Aachen hat nun das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung über das Vermögen des Elektroauto-Herstellers e.GO Mobile eröffnet. Das Unternehmen hatte Anfang April Antrag auf ein vorläufiges Eigenverwaltungsverfahren gestellt.
„Zur Schonung der Insolvenzmasse“ setzt e.GO Mobile für den Monat Juli die Produktion sowie alle Entwicklungstätigkeiten aus, wie das Unternehmen mitteilt. Der Verkauf der bereits produzierten e.GO Life, die Probefahrten, der Kundenservice sowie der After Sales Service werde weitergeführt, ebenso wie Gespräche mit potenziellen Investoren.
Bei dem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung bleibt der Vorstand operativ verantwortlich, seit April ist zudem Paul Fink aus der auf Restrukturierung und Insolvenzrecht spezialisierten Kanzlei FRH als Generalbevollmächtigter bei dem Aachener Unternehmen eingebunden. Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens wurde nun zudem vom Gericht ein Sachwalter bestellt, die Aufgabe übernimmt Biner Bähr von der Kanzlei White & Case.
Ohne Produktion und Entwicklung seien für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kurzarbeitsregelungen vorgesehen, so das Unternehmen. Weitere Aussagen zur nahen Zukunft vermied das Unternehmen. Da das Amtsgericht Aachen aber dem im April gestellten Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung stattgegeben hat, wurde aus Sicht von e.GO Mobile bestätigt, dass das Unternehmen weiterhin eine „positive Zukunftsprognose“ habe.
Die Zeit drängt aber, wie die „Aachener Zeitung“ schreibt: Eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft habe errechnet, dass der Vorstand bis Ende Juli einen hohen zweistelligen Millionenbetrag auftreiben müsse, um den Betrieb des Aachener E-Mobil-Herstellers e.Go wieder aufnehmen und bis Mitte nächsten Jahres fortführen zu können. „Das bekommen wir hin“, soll e.GO-Gründer Günther Schuh der Zeitung gesagt haben, ohne jedoch einen genauen Betrag zu nennen. In dem Bericht werden drei Szenarien skizziert: Ein Management-Buy-Out durch Schuh und einige Vertraute, der Einstieg und die Übernahme durch einen Großinvestor oder – falls sich kein Investor findet – die Liquidierung des Unternehmens.
In der Mitteilung des Unternehmens gibt sich Schuh etwas zurückhaltender, aber immer noch optimistisch. „In den letzten Monaten haben wir viele aussichtsreiche Gespräche sowohl mit nationalen als auch internationalen Investoren geführt“, sagt Schuh. „Wir sind daher zuversichtlich, mit etwas mehr Zeit eine gute Lösung zu finden.“ Das Interesse am e.GO Life sei nach wie vor sehr groß.
Noch Ende Juni hatte Schuh gegenüber der „Berliner Zeitung“ angegeben, dass man kurz davor gewesen sei, mit dem Life Geld zu verdienen. „Im März hätten wir, wenn Corona nicht gekommen wäre, erstmals mehr als 250 Fahrzeuge ausgeliefert“, so Schuh. In drei oder vier Monaten hätte laut dem Professor ein positives operatives Ergebnis erzielt werden können. Doch die Corona-Pandemie habe die Pläne – inklusive des angedachten Joint-Ventures für China – zunichte gemacht. Mit einem positiven operativen Ergebnis hätte der Schuh-Logik zufolge „die Tür zu ganz anderen Investoren offen gestanden“.
Andererseits wurde e.GO in der Entwicklung überholt – E-Kleinwagen bauen etablierte Hersteller inzwischen auch, und das günstiger und zum Teil mit besseren technischen Daten. Hier führt Schuh immer wieder die strengeren Zertifizierungsvorschriften der Zulieferer an, die diese in der Folge des Dieselskandals etabliert hätten. Oder den geplatzten Deal mit Opel im Jahr 2017, der e.GO Mobile den Zugriff auf über 200 Komponenten ermöglicht hätte – mit dem Verkauf von Opel an PSA wurde die Vereinbarung aber hinfällig.
e-go-mobile.com, aachener-zeitung.de, berliner-zeitung.de
4 Kommentare