Münsteraner Unternehmen stellt modulares E-Leichtfahrzeug eBussy vor

Die Firma emobs aus Münster hat mit dem eBussy ein elektrisch angetriebenes modulares Leichtfahrzeug (Klasse L7e) angekündigt, das sich für viele Einsatzzwecke eignen soll. Im zweiten Halbjahr 2021 soll die Serienfertigung bei einem Dienstleister in Heinsberg beginnen.

Die auffälligste der gezeigten Varianten dürfte wohl der kleine Campervan sein, der optisch an einen VW Bulli erinnert. Der eBussy soll aber auch als Kastenwagen, Transporter mit Kofferaufbau, Pritschenwagen oder gar als kleiner Bus angeboten werden. Zwei Fahrgestelle – Offroad und City – sollen insgesamt zehn verschiedene Aufbauten tragen können.

Die Antriebstechnik befindet sich in der 3,65 Meter langen Plattform, die Aufbauten sollen relativ einfach getauscht werden können – nach dem „Lego-Prinzip“, wie es auf der Website heißt. So soll das Fahrzeug etwa werktags als Transporter genutzt werden können, am Wochenende als Bus für die Familie und im Urlaub als Campervan – mit nur einem Grundfahrzeug. Da eine Karosserie, die auch Insassen eine sichere Fahrt ermöglichen soll, vermutlich nicht mal so eben von Amateuren getauscht werden kann, ist unklar, wie groß der Aufwand (und die Kosten) beim Karosseriewechsel wirklich sind.

Derartige fahrbare Plattformen mit wechselbaren Aufbauten wurden in den vergangenen Jahren von einigen Unternehmen vorgestellt – etwa Schaeffler, Rinspeed gemeinsam mit ZF oder Mercedes mit dem Vision Urbanetic. In die Serie geschafft hat es trotz der finanzstarken Unternehmen im Hintergrund noch keines der Konzepte.

Das will emobs nun schaffen und hat sehr ambitionierte Pläne: In den ersten fünf Jahren nach Produktionsstart sollen bereits 150.000 eBussy gebaut werden. Um den Marktstart zu beschleunigen, planen die Münsteraner wie erwähnt kein eigenes Werk, sondern nutzen einen Auftragsfertiger.

Allerdings gibt es zu den genannten Karosserie-Wechsel-Konzepten der anderen Unternehmen einen großen Unterschied: Das waren allesamt autonom fahrende Plattformen, während der eBussy noch von einem Menschen gefahren werden soll. Zumindest die Hürde der autonomen Fahrtechnik umgehen die Macher so. Dennoch haben sie nicht die technisch einfachste Lösung gewählt: In einem Video auf der Website ist zu sehen, dass die Lenkung per Drive by Wire erfolgen soll. Die Lenkrad-Einheit im Cockpit ist somit nicht mit einer mechanischen Lenksäule, sondern nur per Elektronik mit den Rädern verbunden. Die Lenkrad-Einheit soll auch einfach verschoben werden können – etwa zum Mittelsitz oder auf die Beifahrerseite. Ein innovatives Feature, aber in dem engen Zeitplan auch eine potenzielle Fehlerquelle.

Die Plattform selbst integriert die für das Fahren wichtige Technik – als Leichtfahrzeug sind die technischen Daten auch kaum mit jenen der größeren Konzeptstudien vergleichbar. Der E-Antrieb leistet gerade einmal 15 kW, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 90 km/h beschränkt. Die Batterie ist modular in Paketen zu je 1,25 kWh aufgebaut, so sollen je nach Anwendung zwischen 10 und 30 kWh in das Fahrgestell eingebaut werden können. Die Zellen in den maximal 24 Akkupaketen stammen von Samsung SDI und Sanyo. Die Reichweite soll je nach Gewicht und Aufbau zwischen 200 und 800 Kilometern liegen. Dabei sollen auch Solarzellen am Fahrzeug helfen, die laut dem Unternehmen bei sonnigem Wetter bis zu 13 kWh Strom am Tag erzeugen sollen.

Das Basisfahrzeug, also als Kabine mit Fahrgestell, soll ab 15.800 Euro erhältlich sein. Der spätere Campervan soll bei 28.800 Euro starten. Zumindest beim Basisfahrzeug wäre der eBussy damit etwas günstiger als etwa der Tropos Able XR, der L7e-Transporter ist ab rund 18.000 Euro netto zu haben. Der Unterschied: Der Able wird bereits in Herne gebaut. Das muss emobs erst einmal schaffen – die Vorgänge rund um StreetScooter, e.GO Mobile und die Verzögerungen bei Sono Motors zeigen, wie schwer es E-Auto-Startups in Deutschland haben.

Beim Vertrieb will emobs mit etablierten Händlern zusammenarbeiten. Einige nicht näher genannte Händler, die derzeit Autos von Hyundai und Opel verkaufen, wollen angeblich auch den eBussy in ihren Showroom aufnehmen. Das Unternehmen peilt dabei rund 80 Händler in Deutschland an – ein Netz, auf das teilweise so manch seit vielen Jahren aktive Importmarke kaum kommt.
auto-motor-und-sport.de, autonotizen.de, electricbrands.de

6 Kommentare

zu „Münsteraner Unternehmen stellt modulares E-Leichtfahrzeug eBussy vor“
Peter Weber
09.07.2020 um 10:06
Na ja...Das Frontdesigne erinnert stark an den Honde e.Das Fahrzeug hätte auch viel Potential im Innerbetrieblichen Werksverkehr grosser Firmen/Werke. Dort fehlt es an solchen innovativen Lösungen. Und genau wie beim Sion würde das Fahrzeug mit Solar nicht immer leer rumstehen, wenn mal wieder die Kollegen vergessen haben zu laden.
exi
09.07.2020 um 13:08
Jup - Honda e Transformer war auch mein erster Gedanke... : )
Richie
09.07.2020 um 22:19
Da sage ich: Nein. Das kann nicht klappen. Ich meine finanziell. Du brauchst eine superbillige Plattform und einen riesigen Markt. Die Plattform haben nur Konzerne. Und den riesigen Markt hat keiner.
Michael Schöning
10.07.2020 um 20:31
Wir sind ähnlich unterwegs, aber mit grösserem Fahrzeug (cityfreighter.com) Drive by Wire ist in D zulassungsmässig eine echte Hürde. Du brauchst eben redundancy und viel Geduld - ist in anderen Märkten wie in USA schon einfacher..., das Thema kenne ich. Da gibt es aber auch noch andere Hürden und zeitraubende Challenges. Modular ist jedenfalls Zukunft. Ich wohne übrigens auch in Heinsberg. Bin dan nah dran:)
Dr. Wolfgang Hoppe
03.06.2021 um 20:24
Im Prinzip geht die Entwicklung in die richtige Richtung. Da elektrische Energiespeicher nicht die Energiedichten erreichen, wie Kraftstofftanks, muss ein downsizing stattfinden, bezüglich der Gesamtmasse, der Abmessungen, der Antriebsleistung , der Höchstgeschwindigkeit etc. Die mehreren 100 KW der VW ID-Buzz Lösung gehen noch voll in die falsche Richtung. 15 KW kann man dagegen auf 4 leichte Radnabenmotoren aufteilen und kommt mit 20 - 30 KWh Batterien bereits mehrere 100 km weit. Durch die Radnabenmotoren ist der Innenraum von der Antriebstechnik befreit und das Fahrzeug wird von den Außenabmessungen kleiner, damit sinkt die Masse, was wiederum kleinere Batterien erfordert. Ein Solardach macht dann Sinn, und man braucht keine Ladestationen mit MW-Output.Da es aber momentan lediglich ein Holz-Mockup gibt, ist ein Produktionsstart in 2021 vollkommen unrealistisch, und eher 2026 vielleicht möglich. Dies kommt für mich als Rentner dann leider zu spät.Eigentlich könnten nur Automobilkonzerne so etwas entwickeln. Die blockieren dies jedoch leider, der hohen Verdienstmargen in der SUV-Klasse wegen.In asiatischen Ländern ist der Druck jedoch höher, in diese Richtung zu gehen, und deshalb müsste von dort so etwas zu erwarten sein.
Kurt Atzert
05.07.2021 um 12:58
Hallo, das Stimmt nicht was Sie da Schreiben. Der Start mit der Produktion ist schon angelaufen, Italien hat schon ueber 300 Stueck bestellt. Was Schreiben Sie da denn. !!! MFG K.A.

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