TU Graz kreiert elektrische Kompostwendemaschine
Wissenschaftler der TU Graz entwickeln im Rahmen des Forschungsprojekts ANTON (Autonomous navigation for tracked compost turners) gemeinsam mit dem Unternehmen Pusch & Schinnerl eine autonom fahrende, elektrisch angetriebene Kompostwendemaschine.
Das selbstfahrende Modell soll den Wendeprozess in der industriellen Kompostierung künftig ohne Personal bewältigen – und das obendrein umweltfreundlich: Die Maschine wird mit einem Batterie-Antriebskonzept betrieben, das in vorgelagerten Forschungsprojekten bereits erfolgreich getestet wurde. Ziel des Vorhabens ist laut einer Mitteilung der TU Graz außerdem, autonomes Fahren für Ketten-getriebene Arbeitsmaschinen salonfähig machen.
Zum Hintergrund: Das Wenden und Durchmischen großer Komposthaufen sind bei der Kompostierung wichtige Arbeitsschritte, um den Verrottungsprozess zu beschleunigen. Zurzeit werden dazu mehrheitlich Traktor-gezogene Wendemaschinen oder Diesel-betriebene Kompostwender mit Kettenfahrwerk verwendet. Das Bedienpersonal dieser Maschinen ist dabei aufgrund der langsamen Fahrgeschwindigkeiten von 50 bis 300 Meter pro Stunde, der hohen Umgebungstemperaturen, der freigesetzten Gase und der auftretenden Geruchsbelastung recht unangenehmen Bedingungen ausgesetzt.
ANTON soll Abhilfe schaffen. In das Forschungsprojekt sind die Institute für Technische Logistik und für Geodäsie der TU Graz eingebunden. Das steirische Unternehmen Pusch & Schinnerl plant zudem als Projektpartner die spätere industrielle Umsetzung. Als die beiden hauptsächlichen Innovationen der neuen Kompostwendemaschine nennen die Initiatoren des Projekts die robuste Steuerarchitektur und ein leistungsfähiges Navigationsmodul zur präzisen Positionsbestimmung, das dafür sorgt, dass die Maschine den Kompost gezielt ansteuern und richtig wenden kann. Nähere Details zum E-Antrieb nennt das Team nicht.
Vielfältige Funktionstests absolvierte die Maschine per virtueller Simulation. Ebenfalls ein Novum: „Die dynamische Beschreibung autonom fahrender Kettenfahrzeuge in virtuellen Modellen war bislang bei weitem nicht so etabliert wie jene von selbstfahrenden Pkws. Hier leisten wir mit unserer Forschung Pionierarbeit“, so Christian Landschützer vom Institut für Technische Logistik. Seinen Worten zufolge werden in Österreich in über 400 Kompostieranlagen jährlich über eine Million Tonnen Biomüll verarbeitet. Außerdem spiele die Kompostierung eine große Rolle in Ländern ohne fruchtbare Erde. „Das Interesse und die Nachfrage nach einem autonomen Kompostwender sind groß“, konstatiert er.
Die TU Graz strebt an, die Entwicklungsphase Ende des Jahres abzuschließen und noch 2021 einen Prototyp zur Serienreife zu bringen. Gefördert wird ANTON im Zuge des Austrian Space Applications Programme (ASAP) der Österreichischen Forschungsgesellschaft FFG. Verankert ist es an der Technischen Universität in den Bereichen „Mobility & Productions“ und „Sustainable Systems “, zwei von fünf strategischen Forschungsschwerpunkten der Grazer Universität.
tugraz.at
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