Neue Initiativen zur Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen
18 europäische Unternehmen und Organisationen haben mit der European Clean Trucking Alliance (ECTA) eine Koalition ins Leben gerufen, die die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs in der EU fordert. In den USA formt sich eine ähnliche Initiative – jedoch von einigen Bundesstaaten getrieben.
Zunächst aber nach Europa: Zu den Gründungsmitgliedern der ECTA gehören unter anderem die Deutsche Post DHL, Geodis, IKEA, Nestlé und Unilever. Die Konzerne fordern einen „verlässlichen“ EU-Plan, wie der Warentransport auf der Straße bis 2050 dekarbonisiert werden kann. Nach eigenen Angaben setzen die 18 Mitgliedsunternehmen 325 Milliarden Euro um und beschäftigen zusammengerechnet 1,6 Millionen Menschen.
Mit dem europäischen „Green Deal“ hat die EU-Kommission zwar einen groben Fahrplan entworfen, wie Europa bis 2050 kilimaneutral werden soll. In dem „Green Deal“ wurden für verschiedene Branchen auch Investitionen und Förderungen in Aussicht gestellt, das Gesamtvolumen könnte bis zu dreistelligen Milliarden-Beträgen umfassen.
Der ECTA fehlen aber noch konkrete Maßnahmen und Förderprogramme, damit die Unternehmen verlässlich in eine grünere Logistik mit elektrifizierten Lkw investieren können – wegen der sich ändernden Nachfrage und dem Online-Handel gehen die Unternehmen nach eigenen Angaben davon aus, dass sich der Lkw-Verkehr in den kommenden drei Jahrzehnten verdoppeln werde. Deshalb fordert die Initiative die EU-Kommission auf, bis spätestens in zwei Jahren einen Vorschlag für die CO2-Standards im Lastwagenverkehr vorzulegen. Zudem fordert die ECTA Förderungen für den Straßengüterverkehr, Subventionen beim Bau von Ladestationen in Depots und Kaufzuschüsse für emissionsfreie Nutzfahrzeuge. Zudem soll die Lkw-Maut für emissionsfreie Fahrzeuge „bedeutsam“ gesenkt werden.
„Wie schnell wir Fortschritte bei der Dekarbonisierung des Logistiksektors erzielen, hängt weitgehend davon ab, wie gut Technologie und Infrastruktur den Anforderungen der Branche entsprechen“, sagt Torsten Albig, bis 2017 Ministerpräsident von Schleswig-Holstein und heute Vizepräsident Unternehmensvertretung Brüssel bei Deutsche Post DHL, zu den Forderungen.
Da die EU-Kommission mit dem „Green Deal“ grundsätzlich ähnliche Ziele verfolgt, ist die erste Reaktion auf die neu gegründete Allianz durchaus positiv. „Mit dem europäischen Green Deal als Kompass kann die Allianz die Entwicklung hin zu einem emissionsfreien Güterverkehr für eine gesündere Zukunft und eine stärkere Wirtschaft beschleunigen“, sagt Frans Timmermans, Vizepräsident der EU-Kommission und Kommissar für Klimaschutz. Zu den konkreten Forderungen der ECTA machte Timmermans aber noch keine Angaben.
In der Mitteilung der ECTA kommt auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer zu Wort. „Der Klimawandel verändert unsere Welt, und wir müssen uns der enormen Herausforderung stellen und die Mobilität überdenken“, so Scheuer. „Zu diesem Zweck brauchen wir einen engen Austausch von Ideen und Erfahrungen in Europa.“ Hier könne die European Clean Trucking Alliance „zu einem wichtigen Katalysator werden“.
US-Bundesstaaten wollen emissionsfreien Lkw-Verkehr bis 2050
Ähnliches erhofft sich eine andere Initiative in den USA: Dort haben sich 15 Bundesstaaten und der District of Columbia zusammengeschlossen, um gemeinsam den Markt für elektrische mittelschwere und schwere Nutzfahrzeuge voranzutreiben. Ziel ist es sicherzustellen, dass alle neuen mittelschweren und schweren Nutzfahrzeugen bis 2050 emissionsfreie Fahrzeuge sind, mit einem Zwischenziel von 30 Prozent bis 2030.
Staaten, die diese Absichtserklärung nun unterzeichnet haben, sind Kalifornien, Connecticut, Colorado, Hawaii, Maine, Maryland, Massachusetts, New Jersey, New York, North Carolina, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, Vermont und Washington. Auf diese Staaten entfällt rund ein Drittel aller Lkw-Zulassungen in den USA. Kalifornien hatte Ende Juni eine eigene Regelung verabschiedet, die ab 2024 sukzessive ansteigende Quoten von elektrisch angetriebenen Lastwagen, Transportern und Pickups vorsieht.
Die Staaten wollen nun eine Task Force aufsetzen, die in den kommenden sechs Monaten einen ZEV-Aktionsplan (Zero Emission Vehicle) entwerfen soll. Offen ist, wie sehr sich dieser Aktionsplan an der kalifornischen Quoten-Regelung orientieren wird.
Anfang Juli hatten 37 Unternehmen und Investoren eine Erklärung an die 15 Gouverneure und den Bürgermeister von DC gesendet, in der sie ihre Unterstützung für ein solches Nutzfahrzeug-Programm signalisiert hatten. Zu den Unterzeichner gehören neben PepsiCo auch DHL, Ikea North America und Unilever.
handelsblatt.com, clean-trucking.eu (Gründung), clean-trucking.eu (Forderungen), clean-trucking.eu (Mitglieder), truckinginfo.com (US-Initiative)
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