Plant der VW-Konzern ein exklusives Schnellladenetz?

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Bild: Volkswagen

Volkswagen plant einem Medienbericht zufolge ein eigenes Schnellladenetz in ganz Europa. Entsprechende Vorbereitungen sollen derzeit innerhalb des Audi-Projekts Artemis laufen. Geplant ist offenbar ein exklusives Netz, das zunächst nur Audi- und Porsche-Fahrern offensteht.

Das will der „Spiegel“ aus Projektkreisen erfahren haben. Konkret sollen erstmal allein Audi-Kunden von dem neuen Premium-Schnellladenetz profitieren, später dann auch Porsche-Fahrer. Ob später auch andere Konzernmarken oder gar Wettbewerber zugreifen können, sei noch unklar, heißt es in dem Bericht weiter. Ebenso offen sei, ob die Säulen eher entlang von großen Verkehrsadern oder in Stadtzentren entstehen sollen.

Durch den geschlossenen Charakter des Netzes könnten Kunden die Ladesäulen vorab reservieren, auch Einkaufs- und Unterhaltungsangebote könnten im Umfeld der Infrastruktur entstehen. Grundsätzlich ist das Vorhaben laut „Spiegel“ aber noch in einem frühen Planungsstadium. Näheres könnte dazu im Herbst kommuniziert werden.

Praktiziert wird der Betrieb eines geschlossenen Ladenetzes bekanntlich bereits seit Jahren von Tesla. Die Schnellladenetz-Offensive von Ionity, an der Volkswagen ja ebenfalls beteiligt ist, verfolgt dagegen einen offenen Ansatz: An den künftig 400 Standorten können Elektroautos sämtlicher Hersteller nachladen. Kunden der Joint-Venture-Partner profitieren allerdings preislich – was Kunden von Fremdmarken zwar nicht ausschließt, aber doch in gewisser Weise abschreckt.

Volkswagens Ideenschmiede für das Netzprojekt soll im Audi-Projekt Artemis angesiedelt sein. Kern des im Mai angeschobenen Vorhabens ist die Entwicklung neuer Technologien rund um das elektrische, hochautomatisierte Fahren. Erster Auftrag an die von Audi-Chef Markus Duesmann neu geschaffene Hightech-Taskforce ist die Entwicklung eines „hocheffizienten Elektroautos, das bereits 2024 auf die Straße kommen soll“ und die Schaffung eines Ökosystems samt neuer Geschäftsmodelle rund um das Auto herum.

Wir konstatieren: In letzteren Punkt ließe sich der Aufbau eines Volkswagen-Ladenetzes durchaus hineininterpretieren. Allerdings schließt die deutsche Ladesäulenverordnung eine Exklusivität eigentlich aus – zumindest im öffentlichen Raum. Auf Privatgrundstücken wäre so ein Plan schon eher umsetzbar, aber auch dort sicher mit komplizierten Rahmenbedingungen verbunden. Insofern sind aktuell mehr Frage- als Ausrufezeichen mit dem Thema verbunden.
spiegel.de

7 Kommentare

zu „Plant der VW-Konzern ein exklusives Schnellladenetz?“
exi
18.07.2020 um 16:15
Um die Elektromobilität weiter voran zu bringen brauchen wir eines ganz sicher NICHT. Eine weitere Fragmentierung des Ladenetzes. Das zeigt mir nur, daß man in Wolfsburg den Ernst der misslichen Lage, in der sich das Weltklima befindet, nicht begriffen hat. :'(
Simon Maier
19.07.2020 um 11:53
Ich denke nicht dass sich ein Autokonzern ernsthaft um die Umwelt oder das Klima schert - allein wenn man sich die Widerstände der Vergangenheit gegen diverse technische Massnahmen an Verbrennern (Kat Einführung, Partikelfilter, SCR Kats) anschaut ging es immer nur ums Geld. Ein Fahrzeug ist nie so sauber wie es sein könnte, es ist immer so dreckig wie es gerade noch sein darf (und wenn das immer noch nicht reichte, dann musste eine Betrugssoftware her). Es geht immer nur ums Geld, und um Marktanteile. Das zeigt auch der SUV Boom, eine Fahrzeuggattung, die mehr Ressourcen verbraucht als normale Autos, dem Durchschnittskunden aber keine Vorteile bringt, aber die den Kunden von der Industrie schmackhaft gemacht wurde, weil die Gewinnspannen dieser Fahrzeuge für die Industrie höher sind.
JD
19.07.2020 um 09:48
Das Weltklima? Ernsthaft? Darum geht es weder Tesla, noch VW wirklich. Es geht um einen Markt der Mobilität und um Kunden. Mein Tesla ist sicherlich grüner als ein vergleichbarer Verbrenner aber das Design des Fahrzeuges fußt sicher nicht auf der Rettung des Weltklimas. VW versucht ein Alleinstellungsmerkmal zu kopieren, nachdem sie die Angebote zur Teilhabe ausgeschlagen haben. Es geht hier nur um Monetarisierung des Marktes.
Ralf Wagner
18.07.2020 um 17:56
Die A-Locations sind fast alle vergeben, wo will VW denn noch bauen?Tesla hatte angeboten Ihr System zu öffnen, es wollte sich aber kein Unternehmen beteiligen.Aus den Erfahrungen mit Ionity sollte doch klar sein, dass der Bau von Hochleistungsladern sehr teuer ist, warum dann exklusiv bauen?
TL431
19.07.2020 um 13:35
Was für ein Unsinn. Wäre schön wenn die Politik dem ein Riegel vorschiebt. Wobei dabei die exklusiven Tesla SuC auch gleich mit verboten werden müssten (was für die E-Mobilität auch nicht schlecht wäre).
Markus R
20.07.2020 um 11:15
Ich denke hier geht es auch um Druck auf Tesla zu machen. Denn Tesla darf ja weiterhin exklusiv bleiben auch bei neuen Standorten trotz Ladesäulenverordnung.
gerd
23.10.2020 um 08:32
SchuKo überall, an Bahn und Supermarktparkplätzen, da wo man immer steht eben, das ist hyperfastcharging ohne Umweg ohne Zeitverlust.

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