ADAC weist auf teils erhebliche Ladeverluste hin
Der ADAC hat die Ladeverluste von aktuellen Elektroautos untersucht. Die Tester verglichen 15 Elektro-Modelle im Hinblick auf ihren realen Verbrauch an der Ladesäule im Vergleich zur Angabe im Bordcomputer. Ergebnis: Je nach Fahrzeug weichen die Angaben zehn bis 25 Prozent voneinander ab.
Dabei wurden nicht direkt die Ladeverluste ermittelt, sondern die Differenz der geladenen und gemessenen Strommenge mit der Anzeige des Bordcomputers. Bei Elektroautos lassen sich die Unterschiede zwischen den Bordcomputer-Angaben und dem realen Verbrauch größtenteils auf die Ladeverluste zurückführen, es kommen laut dem ADAC noch andere Faktoren hinzu, die nichts mit Ladeverlusten zu tun haben – etwa der Rollwiderstand der Reifen. Die Auswertung der Elektroautos war Teil eines größeren Tests von Bordcomputern über alle Antriebsarten hinweg.
In dem Test kam einzig der Kia e-Niro mit der 64-kWh-Batterie unter die Marke von zehn Prozent – mit 9,9 Prozent aber nur knapp. Sprich: Die geladene und damit bezahlte Energiemenge beim Wechselstromladen ist 9,9 Prozent höher als der vom Bordcomputer angegebene Verbrauchswert. Die Messsysteme im Auto können die beim Aufladen anfallenden Verluste nicht erfassen. Ladeverluste entstehen beim Laden in der vorgelagerten Elektroinstallation und der Ladestation, im Bordladegerät des Fahrzeuges und in der Antriebsbatterie.
Nach dem e-Niro kamen der BMW i3 120 Ah und der Kia e-Soul (64 kWh) mit 12,2 Prozent auf die nächstbesten Werte – knapp gefolgt vom Hyundai Ioniq Elektro mit 12,3 Prozent. Die Premium E-SUV Audi e-tron (14 Prozent Abweichung), Mercedes EQC 400 (15,9 Abweichung) und Jaguar I-Pace (17,4 Abweichung) landen nur im Mittelfeld.
Beliebte Volumen-Elektroautos wie der Renault Zoe liegen mit 19 Prozent Abweichung (bzw. 18,4 Prozent mit dem R110-Motor) nur auf den hinteren Plätzen. Der Nissan Leaf schneidet mit 17,6 Prozent kaum besser ab. Auffällig sind die Werte bei den eigentlich Baugleichen Seat Mii electric und dem VW e-Up: Während der VW mit 15,8 Prozent im Mittelfeld landet, hat der ADAC bei dem Seat-Pendant mit 20,8 Prozent den zweithöchsten Wert überhaupt ermittelt. Die erst auf den zweiten Blick ersichtliche Erklärung: Bei dem getesteten e-Up handelt es sich um das 2018er Modell mit der 18,7-kWh-Batterie. Der Mii Electric ist jedoch aktuelleren Baujahres und verfügt über die 36-kWh-Batterie – und lädt nun mit 16 Ampere zweiphasig (7,2 kW) statt einphasig wie der e-Up vor der Modellpflege.
Schlusslicht ist in der ADAC-Auswertung das Tesla Model 3, bei dem der tatsächliche Strombedarf 24,9 Prozent über dem Bordcomputer-Wert liegt. Allerdings nur in der Variante mit Long-Range-Batterie. Für das Tesla Model 3 SR+ hat der ADAC eine Abweichung von 18 Prozent ermittelt.
Zu den genauen Messverfahren und dem Versuchsaufbau, etwa der verwendeten Ladestation, sowie zu den Umgebungsbedingungen hat der Autoklub in der Mitteilung keine Angaben gemacht. Wenn der ADAC die Bordcomputer-Werte und die realen Stromverbräuche nach seinem EcoTest-Verfahren gemessen hat, handelt es sich um einem Prüfstandswert. Dort wird mit einem vollständig geladenen Akku der spezielle Elektrozyklus so oft wiederholt, bis der Ladestand der Batterie unter 50 Prozent fällt oder der Zyklus sechs Mal durchlaufen wurde. Anschließend wird per Typ-2-Kabel mit 22 kW Wechselstrom bzw. der maximal möglichen Ladeleistung vollständig nachgeladen und dabei die Energie gemessen – bei 23 Grad Umgebungstemperatur.
Das bedeutet allerdings, dass bei den 15 Fahrzeugen unterschiedliche Ladeleistungen verglichen werden – der Mercedes EQC schafft etwa 7,4 kW AC, der BMW i3 und das Tesla Model 3 11 kW und die Zoes 22 kW. Bei einigen Modellen, etwa dem Jaguar I-Pace und dem Kia e-Niro wurden in den vergangenen Monaten neu dreiphasige 11-kW-Lader verbaut. Der ADAC gibt hier nicht an, welche Versionen getestet wurden. Zudem können die getesteten Fahrzeuge bei anderen Ladeleistungen (etwa einer 3,7-kW-Wallbox in der heimischen Garage) zu anderen Ergebnissen kommen.
Als Folgerung aus den eigenen Messwerten fordert der ADAC von den Herstellern, nicht nur die Verbrauchswerte, sondern auch die Ladeverluste in Prozent bei den technischen Angaben mitaufzuführen. Nur so könnten Verbraucher eine vollständige Übersicht über den Stromverbrauch erhalten, so der Klub. Außerdem sollten die Hersteller bei der Entwicklung nicht nur auf effiziente Antriebe, sondern auch auf Ladesysteme mit niedrigen Verlusten achten.
adac.de, adac.de (EcoTest-Messmethoden als PDF)
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