Weniger Vorbestellungen für den Cybertruck als vermutet

Die Anzahl der Reservierungen für Teslas Cybertruck ist offenbar deutlich geringer als bislang angenommen. Während Fans anhand der Analyse von Reservierungsnummern von über 700.000 Vorbestellungen ausgegangen waren, nannte Elon Musk nun eine deutlich niedrigere Zahl.

In einem Interview mit „Automotive News“ gab Musk an, dass die Zahl der Reservierungen für den elektrischen Pickup-Truck bei „über 200.000“ liege. Das ist überraschend, denn Elon Musk hatte bereits wenige Tage nach der Präsentation des Cybertruck im November 250.000 Vorbestellungen vermeldet. Es gab also offenbar reichlich Stornierungen.

Seit der Angabe zu den 250.000 Vorbestellungen haben Tesla oder Musk keine weiteren Zahlen mehr genannt. Im Januar hatte Musk lediglich gesagt, dass die Nachfrage „unglaublich“ sei. Der „Cyber Truck Owner’s Club“ legt seinen Zahlen angeblich die Bestellnummern zugrunde – jeder, der 100 Dollar oder in Europa 100 Euro anzahlt, erhält eine solche Nummer. Ob Tesla bereits 700.000 Bestellnummern vergeben hat, stellte Musk nicht klar.

Dafür gab der Tesla-Chef bei Twitter an, dass eine kleinere Version des Cybertrucks – etwa für Europa – „sehr wahrscheinlich“ sei. Bereits im November 2019, also kurz nach der Vorstellung des normalen Cybertrucks, hatte Musk angedeutet, dass es „langfristig wahrscheinlich sinnvoll“ sei, auch eine kleinere Version des Cybertrucks anzubieten. Die aktuell gezeigte Version ist 5,66 Meter lang und bietet sechs Sitzplätze. Um wie viel kleiner das Modell ausfallen würde, skizzierte Musk auch dieses Mal nicht.

Unterdessen verdichten sich die Hinweise, dass Tesla einen eigenen Stromtarif plant. Wie „Teslamag“ berichtet, führte Tesla kürzlich unter ausgesuchten Kunden in Deutschland eine Umfrage über Energie-Tarife, das Aufladen von Elektroautos, Akku-Speicher für zuhause und Photovoltaik durch. Dabei soll es „sehr konkrete Fragen“ gegeben haben, die offenbar bei einigen der Teilnehmer den Eindruck erweckt haben, dass Tesla einen groß angelegten sowie ganzheitlichen Einstieg auf den deutschen Strom-Markt vorbereite. Vermutlich sei die Offensive sogar „europäisch oder weltweit“, so Teslamag.

Dabei soll es unter anderem um Smart Charging gegangen sein, aber auch sehr konkret, ob sich die Kunden vorstellen könnten, bei Tesla ein „Energiepaket“ zu buchen, das mit Photovoltaik, Powerwall-Heimspeicher, Wallbox und Strom aus erneuerbaren Energien eine Stromlösung aus einer Hand bieten solle. Möglich ist neben dem Einstieg in den Strommarkt, dass Tesla auch die Chancen für die Solar-Dächer in Europa ausloten will. Andere Medien spekulierten zudem, ob Tesla mit seinem Supercharger-Ladetarif auch das Laden zu diesen Konditionen an den Ladesäulen anderer Betreiber ermöglichen will – und somit zu einem Mobility Service Provider würde.

Dazu passt auch, dass Tesla im Juni in Großbritannien offiziell als Stromerzeuger zugelassen wurde. Selbst nach der Genehmigung des Anfang des Jahres gestellten Antrags bleib unklar, was Tesla mit der Einstufung als Energieunternehmen genau plant. Als möglich galt auch hier die Expansion des Solar-Angebots. Oder dass mehrere Heimspeicher zu einem „virtuellen Kraftwerk“ zusammengeschaltet werden könnten. Vor dem Hintergrund der womöglich internationalen Umfrage erscheint der Antrag in einem anderen Licht. Weitere Infos erhofft sich Teslamag übrigens von dem im September angesetzten Batterietag.

Deutlich langfristiger als September dürfte eine andere Aussage von Musk aus dem Interview mit der „Automotive News“ zu sehen sein. Musk deutete an, dass es in den USA eine dritte Gigafactory nach Nevada und der im Bau befindlichen Giga Texas geben könnte. „Ich denke, irgendwann wird es eine dritte Gigafactory [in den USA] geben“, erklärte Musk. „Ich würde mir vorstellen, dass Sie höchstwahrscheinlich näher im Norden, Nordosten ist.“ Allerdings schob Musk als „grobe Schätzung“ hinterher, dass es wohl in vier Jahren so kommen könnte.

Genau genommen wäre es schon die vierte Gigafactory in den USA: Das frühere SolarCity-Werk im US-Bundesstaat New York wird inzwischen als Gigafactory 2 bezeichnet.
teslamag.de (Cybertruck-Bestellungen), twitter.com (kleiner Cybertruck), teslamag.de (Umfrage), electrek.co, ofgem.gov.uk (beide Stromerzeuger im UK), teslarati.com (Gigafactory)

2 Kommentare

zu „Weniger Vorbestellungen für den Cybertruck als vermutet“
HAF
05.08.2020 um 11:04
Bei den 100$ / 100€ Anzahlung waren bestimmt auch viele Spaßbestellungen dabei, die nach dem Ausnüchtern dann wieder storniert wurden. Aber selbst 200.000 Vorbestellungen sind für Tesla eine Menge Autos und die müssen erstmal gebaut werden, wenn dann einige auf den Straßen unterwegs sind, dann wird die Nachfrage von alleine kommen (gerade in den USA). Ich bin echt gespannt was am Ende dabei rauskommt.
Paul
06.08.2020 um 10:06
So kennt man es ja von Tesla. Finde es hochgradig unseriös, absichtlich falsche (zu hohe) Bestellnummern zu vergeben und dann die von einer Vorfeldorganisation publizierten und von zahlreichen Medien völlig unkritisch übernommenen Fantasiezahlen nicht zeitnah öffentlich richtigzustellen.

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