Nfz-Umrüster Quantron will zum Komplett-Anbieter werden

Die Quantron AG hat im Rahmen einer Pressekonferenz nähere Details zu ihren Zukunftsplänen verraten. Das umfasst die Weiterentwicklung des Unternehmens vom Nutzfahrzeug-Umrüster zum Full-Range-Anbieter elektrifizierter Komplettlösungen. Zudem will das Unternehmen an die Börse.

Organisiert werden soll das Unternehmen in den Geschäftsbereichen Q-Aftersales, Q-as a service, Q-Bank und Q-Versicherung. Über all diese Geschäftsbereiche gesehen rechnet die Quantron AG mit einem Umsatz von 1,2 Milliarden Euro in den nächsten fünf Jahren. Der Vorstand plant den Börsengang der Quantron AG bis Ende 2021. Genauere Anganben hierzu macht das Unternehmen aber noch nicht.

Quantron selbst wurde 2019 gegründet, die Idee für das Unternehmen wurde in dem Gersthofener Iveco-Vertragspartner und Nutzfahrzeugspezialisten Haller geboren. Am Anfang gab es auf Hybrid- oder E-Antriebe umgerüstete Varianten des Iveco Daily. Das Geschäft wuchs aber schnell über die Umrüstungen (auch von Lkw und Bussen) hinaus: Bereits im November 2019 wurde mit dem türkischen Bus-Hersteller Karsan eine exklusive Vereinbarung zum Vertrieb der E-Busse Jest Electric und Atak Electric in Deutschland abgeschlossen. In diesem April wurde Quantron – keine 12 Monate nach seiner Gründung – zum Vertriebs- und Aftersales-Partner für Nutzfahrzeuge und Industrieanwendungen für CATL in Europa.

Heute bietet Quantron nach eigenen Angaben E-Nutzfahrzeuge von 3,49 bis 44 Tonnen an, dabei sollen Kunden vor der Umrüstung individuell beraten werden. „Im Vorfeld analysieren wir unter anderem exakt, welche Reichweite im täglichen Einsatz wirklich benötigt wird, um eine Überdimensionierung der Batteriekapazität und somit unnötige Kosten für den Kunden zu vermeiden“, sagt Quantron-Vorstand Andreas Haller.

Derzeit verfügt das Unternehmen mit Stammsitz in Augsburg über die Kapazität, rund 5.000 Nutzfahrzeuge pro Jahr umzurüsten. Nun wird ein Ausbau auf 8.000 Fahrzeuge angestrebt, unter anderem durch eine eigene Produktion in Augsburg und den Aufbau von Microfactories. Diese sollen im jeweiligen Land errichtet werden und laut dem Vorstand Quantron die Möglichkeit geben, größere Kundenaufträge vor Ort schnell und ohne Transportkosten abzuwickeln.

Den neuen Fokus auf die Bereiche Aftersales und Service begründet Haller mit den Erfahrungen aus der E-Mobilität. „Wir können den Kunden nicht nur ein e-Fahrzeug vor die Tür stellen“, so Haller. „Bei der Integration der e-Mobilität gibt es einiges zu beachten. Deshalb bieten wir unseren Kunden einen voll umfassenden Service.“ Das soll künftig auch beinhalten, dass Kunden – etwa zur Abwicklung kurzfristiger Verträge – neben dem Fahrzeug auch den Fahrer über Quantron beziehen können. „Dadurch wird der Einstieg in die e-Mobilität und die Integration von e-Fahrzeugen in den Unternehmensfuhrpark erheblich vereinfacht. Abgerechnet wird dann über die verbrauchten kWh“, erklärt der Vorstand der Quantron AG. Die Pläne zu „Quantron as a Service“ hatte das Unternehmen gegenüber electrive.net erstmals bei der Vorstellung des schweren Brennstoffzellen-Lkw im Juni 2020 erwähnt.

Die Bereiche Q-Bank und Q-Versicherung sind jedoch noch nicht so konkret, hier „plane“ Quantron die Gründung, wie es in der Mitteilung heißt. Beide Gesellschaften befänden sich aber bereits im Aufbau. Mit speziellen E-Fahrzeug-Versicherungen und -Finanzierungen will Quantron laut Haller nicht nur die eigenen Kunden bedienen, sondern auch „über den Tellerrand schauen und zielen auf eine Betreuung aller e-Mobility-Kunden am Markt ab“. „Es ist nicht nötig, dass hier ein amerikanisches Unternehmen den Vertrieb von Versicherungen für e-Fahrzeuge in Europa anstrebt“, so Haller.

Zudem wurde Quantron-Elion als neues Produkt vorgestellt, für das ab sofort europaweit der Vertrieb durch die Quantron AG übernommen wird. Angesiedelt in der Micro-Klasse bis 3,5 Tonnen, gibt es den von MUP Technologies hergestellten Elion in zwei Varianten: die T-Serie als Transporter und die M-Serie als Geräteträger. Beide Fahrzeuge können mit zahlreichen An- und Aufbauten ausgestattet werden.

Anlass für die Pressekonferenz war übrigens das Ende eines vierwöchigen Praxistests des von Quantron umgerüsteten Abfallsammelfahrzeugs auf Basis des Mercedes Econic bei der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES). Laut der FES soll das Fahrzeug mit seiner „leisen und emissionsfreien Arbeit“ überzeugt haben – und der hohen Restladung am Ende eines Arbeitstags, die bei rund 50 Prozent gelegen haben soll.
Quelle: Info per E-Mail

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