Ehang zeigt Feuerwehr-Drohne
Der chinesische Hersteller Ehang hat eine spezielle Version seiner elektrisch angetriebenen Passagierdrohne Ehang 216 vorgestellt, die speziell für die Brandbekämpfung in Hochhäusern konzipiert wurde. Zudem gibt es Neuigkeiten zur Produktion von Ehang.
Die als Ehang 216F bezeichnete Spezial-Version der Drohne kann laut dem Hersteller bis zu 600 Meter hoch fliegen und bis zu 150 Liter Löschschaum sowie sechs „Feuerlöschbomben“ transportieren. Im Einsatz soll die Drohne mit einer Wärmebildkamera den Brandherd lokalisieren, und dann von der im Schwebeflug genau eingehaltenen Position einen „Fensterbrecher“ abfeuern. Danach sollen die „Feuerlöschbomben“, die vermutlich das von Pulver-Feuerlöschern bekannte Pulver verteilen sollen, den Brand löschen. Anschließend mit dem Feuerlöschschaum eventuell vorhandenen Glut- und Brandnestern den Sauerstoff entziehen und ein erneutes Aufkommen des Brandes verhindern.
Diese Fähigkeiten soll die 216 F im Juli bei einer Veranstaltung in Yunfu demonstriert haben. Um ein größeres Feuer schneller zu löschen, sollen laut Ehang auch mehrere Drohnen eingesetzt werden können. Zudem sollen die Drohnen, die mehr oder weniger Luftlinie zum Einsatzort fliegen können, die Reaktionszeit der Feuerwehr erheblich verkürzen. Selbst wenn die Drohne den Brand nicht vollständig löschen kann, würden die Löschtrupps bereits vor dem Eintreffen wichtige Informationen erhalten, so Ehang.
Das Problem bei Bränden in Hochhäusern ist oft der Zugang zum Brandherd, wenn bei dem Notfall die Aufzüge nicht genutzt werden können. Zudem muss die Wasserversorgung für die Löschtrupps – nachdem sie oftmals per Treppe das richtige Stockwerk erreicht haben – sichergestellt sein. Ob die Brandbekämpfung per Drohne mit dem „Fensterbrecher“ und den „Feuerlöschbomben“ jedoch die Lösung ist, werden wohl erst echte Praxiseinsätze zeigen können – eine Demonstration unter gestellten Bedingungen reicht hier nicht aus.
Laut einem von electrive.net kontaktierten Feuerwehr-Experten seien so kleine Löschsysteme bei der Bekämpfung von Entstehungsbränden sinnvoll – also bevor etwa die ganze Wohnung in Flammen steht.„Wenn man diese Brände frühzeitig und verlässlich lokalisiert und dort dann einen fliegenden Feuerlöscher hinschickt, dann kann man mit relativ geringem Wasserschaden einen großen späteren Folgeschaden durch Feuer oder Rauch vermeiden“, so der Experte. „Oder man kann zumindest die Ausbreitung so lange stoppen, bis weitere Kräfte mit größeren Mengen Wasser vor Ort sind.“ Denkbar sei ein Einsatz von Löschdrohnen in der Logistik (etwa als fliegende Sprinkleranlage in Hochregallagern) oder bei der Überwachung größerer Flächen, wo eine Löschdrohne potenzielle Entstehungsbrände erkennen und bekämpfen könnte, um etwa Waldbrände zu vermeiden oder einzudämmen.
Huazhi Hu, Gründer und CEO des Unternehmens, bezeichnete das Potenzial der AAV-Technologieplattform (Autonomous Air Vehicle) als „grenzenlos“. „Der Anwendungsfall für Hochhausbrände unterstreicht die praktische Anwendung unserer AAV-Plattform für Passagiere auf verschiedene Anforderungen des Smart City Managements“, so Hu. „Wir werden mehr Luftlösungen und Anwendungsfälle untersuchen und entwickeln, um intelligente Städte zu stärken.“
Zudem gab Ehang bekannt, in Yunfu eine neue Produktionsanlage zu errichten. In der Stadt in der Provinz Guangdong sollen dann bis zu 600 Einheiten pro Jahr gefertigt werden können. Das Investment, das von der lokalen Regierung unterstützt wird, beziffert Ehang mit 42 Millionen Yuan, umgerechnet 5,1 Millionen Euro. Neben dem Werk soll auch ein Forschungs- und Entwicklungszentrum sowie ein Schulungszentrum entstehen.
Die Ehang 216 ist ein Zweisitzer mit 16 Elektromotoren und Propellern, einer Leermasse von 360 Kilogramm und einer Nutzlast von 260 Kilogramm. Die Reichweite soll bei 35 Kilometern liegen, die Höchstgeschwindigkeit bei 130 km/h. In Norwegen hat der chinesische Hersteller in diesem Jahr bereits die Betriebsgenehmigung der Zivilluftfahrtbehörde erhalten. Eingesetzt werden soll die Passagierdrohne testweise unter anderem im Lieferdienst und bei der Inspektion von Windkraftanlagen.
ehang.com (Feuerwehr-Drohne), ehang.com (Produktionsanlage)
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