V2G-Projekt mit E-Bussen in London gestartet
In einem Busdepot im Norden Londons wurde jetzt ein großes Vehicle-to-Grid-Projekt mit Elektrobussen gestartet. Das von SSE Enterprise geleitete und von der britischen Regierung geförderte Projekt Bus2Grid erprobt mit zunächst 28 E-Doppeldeckerbussen V2G-Systeme, mit denen mehr als 1 MW Energie in das Netz zurückgeführt werden können.
Das Projekt ist auf drei Jahre angesetzt, im Laufe der Zeit soll der Versuch offenbar auf bis zu 100 E-Busse ausgedehnt werden. Neben SSE Enterprise sind das Büro des Londoner Bürgermeisters, Transport for London, der Busbetreiber Go Ahead beteiligt. Finanziert werden die Forschungen unter anderem vom Ministerium für Unternehmens-, Energie- und Industriestrategie (BEIS) und dem Amt für emissionsarme Fahrzeuge (OLEV).
In dem Projekt werden E-Busse von BYD-ADL eingesetzt. Das Joint Venture des chinesischen E-Bus-Herstellers BYD und Alexander Dennis Limited hat mit dem Envrio400EV eine E-Version des ikonischen roten Doppeldecker-Busses im Angebot, auch die einstöckige Variante Envrio200EV wird von Go Ahead und anderen Busbetreibern in London eingesetzt.
Der potenzielle Hebel für das Projekt ist groß: In London sind rund 9.000 Busse unterwegs, die zunehmend auf E-Antriebe umgestellt werden.Theoretisch könnten die Fahrzeuge genug Energie liefern, um mehr als 150.000 Haushalte zu versorgen, heißt es in britischen Medien. Dabei handelt es sich freilich um einen theoretischen Wert, da die Busse kaum gleichzeitig mit dem Netz verbunden sein werden. Das Potenzial, welche Energie in den Batterien der Bussen gespeichert ist, wird aber deutlich.
„Die Elektrifizierung des Verkehrs wird enorme Vorteile für die Luftqualität in Städten und für die Erfüllung unserer Verpflichtungen zum Klimawandel haben“, sagt Stephen Hall von der University of Leeds, die das Projekt wissenschaftlich begleitet. „Große Elektrofahrzeuge wie diese können ebenfalls das Energiesystem unterstützen. Dies bedeutet jedoch, neue Arbeitsweisen zwischen Energieversorgern, Netzmanagern und Transportunternehmen zu schaffen.“ Das Projekt solle neue Geschäftsmodelle dafür schaffen.
Gegenüber V2G-fähigen Elektroautos sieht Ian Cameron, Leiter Innovation bei UK Power Networks, bei den E-Bussen einen großen Vorteil: Die planbaren Routen mit ihren vorhersehbaren Lade-Bedarfen und -Zeiten. „Das heißt, wir können leicht vorhersagen und planen, wie wir die von ihnen angebotenen freien elektrischen Kapazitäten nutzen können“, so Cameron. „Zum Beispiel könnten wir sie als Energiespeicher verwenden, die die Kapazität erhöhen und uns helfen könnten, das Volumen der in das Netz exportierten erneuerbaren Energie zu erhöhen, wenn das Angebot andernfalls die Nachfrage übersteigen könnte.“
Erst vor wenigen Tagen hatten auch Nissan und E.On ein V2G-Projekt in England gestartet. Die beiden Partner fokussieren sich aber auf Pkw und Unternehmensflotten. Auch diese stehen oft planbar auf den Mitarbeiter-Parkplätzen der Unternehmen und können so netzdienlich eingesetzt werden. Dabei wollen Nissan und E.On auch testen, welche Einnahmen Unternehmen aus dem netzdienlichen Laden ihrer Firmenflotte erzielen können.
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