Nio will noch 2021 nach Europa expandieren

Das chinesische Elektroauto-Startup Nio will seine Expansionspläne schneller umsetzen als ursprünglich geplant. Unter anderem sollen schon in der zweiten Jahreshälfte 2021 die ersten Fahrzeuge des bis dato ausschließlich im Reich der Mitte agierenden Herstellers in Europa angeboten werden.

Diese Ansage machte Firmenchef William Li jetzt gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Bis 2023/2024 soll die Marke demnach auf den wichtigsten globalen Märkten vertreten sein. In Europa will Nio zunächst in einzelnen Ländern antreten – welche das sind, ist noch nicht bekannt.

In Zusammenhang stehen könnten die beschleunigten Expansionspläne mit zuletzt ermutigenden Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2020. Die Bilanz ist deutlich positiver ausgefallen als erwartet: Der Absatz wurde im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 190 Prozent gesteigert, der Umsatz legte um fast 150 Prozent zu.

Gut möglich ist, dass Nio seine Modelle – bisher sind der ES8, ES6 und EC6 in China im Handel – in Europa besonders günstig anbieten könnte. Denn dieser Tage hat das Startup ein „Battery as a Service“-Paket geschnürt, sodass die Nio-Fahrzeuge optional ohne Akku gekauft werden können – was sie merklich günstiger macht. Die Batterie wird stattdessen inklusive Batterie-Dienstleistungen gemietet. Zur Umsetzung des neuen Angebots hat Nio zusammen mit CATL und zwei weiteren Partnern ein eigenes Unternehmen namens Battery Asset Company gegründet. Die neue Firma wird die Batterien kaufen und sie über das BaaS-Geschäftsmodell vermieten.

Laut Li ist das BaaS-Angebot seit Langem in Verbindung mit Nios Wechselakku-Strategie geplant. Bekanntlich setzt das Unternehmen auf standardisierte Batterien, die – sobald sie leer sind – an Wechselstationen des Herstellers innerhalb von drei Minuten gegen volle ausgetauscht werden können. Nach aktuellen Angaben hat Nio inzwischen 143 solcher Wechselstationen in 64 chinesischen Städten eingerichtet. Ob Nio diese Strategie auch international umsetzen will, ist unklar.
automobilwoche.de

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4 Kommentare

zu „Nio will noch 2021 nach Europa expandieren“
Rosengarten Philipp
25.08.2020 um 08:37
Laden durch Wechseln bei Nio in 3 Minuten ist mehr als 10 Mal schneller als ein Tesla Supercharger - ein echter USP, oder?
Chris
26.08.2020 um 07:30
In einem Gastbeitrag für Nextmove auf YouTube wurde gezeigt, dass der Wechselvorgang 12-15 min dauert und durch einen Nio-Mitarbeiter begleitet werden muss, der die Autos in die Stationen fährt. Wenn man Kosten für Personal und Station betrachtet, wird Nio hier nicht mehrere Stationen nebeneinander betreiben in Europa. Bis Nio also eine ansatzweise flächendeckende Versorgung an Wechselstationen aufgebaut hat laden die neuen E-Autos alle schon mit 350kw die Autos in 15 min 80% voll. Und normalerweise hat man ja mehrere 350kw Stationen zur Auswahl. Wechselstationen wird es daher in Deutschland nicht geben, da bin ich mir sicher!
Hans Herbert
25.08.2020 um 11:03
Sie wollen es wissen, das ist erstmal zu bewundern. Der Einstieg wird sicher schwierig, denn sie konkurrieren in einem Feld mit hervorragend ausgebauter Servicestruktur. Selbst wenn die Qualität stimmt, was wir nicht wissen, müssen sie mit dem Preis herunter, um Anreize zu bieten.Konkurrenz ist im Prinzip zu begrüßen, ein Feldversuch mit dem Batterietausch wird interessant sein. Immerhin eine Alternative zum leidigen H2. Ganz marktwirtschaftlich wird es bei dem Eindringling wohl nicht zugehen, aber auch einheimischen Anbietern, wenn man ehrlich ist, quellen inzwischen die Staatsbeihilfen aus den Taschen. Den Kunden kann der Neuling freuen.
Karl M.
25.08.2020 um 17:02
Zum Stichwort "nicht ganz marktwirtschaftlich": Die staatlich gelenkte Wirtschaft in der Volksrepublik China ist der entscheidende Grund gewesen, wieso die E-Auto-Revolution weltweit doch noch zustande gekommen ist. Es war China das den globalen Automobilherstellern durch die NEV-Quote gesagt hat, ihr produziert ab sofort E-Autos oder ihr verschwindet vom größten Automarkt der Welt. Nur das ist der Grund wieso die Deutschen, Franzosen, US-Amerikaner (außer Tesla natürlich), Japaner und Südkoreaner plötzlich panisch angefangen haben nicht nur Konzeptstudien zu produzieren, sondern Serienautos, die dann auch (zuerst in der PRC) hergestellt und verkauft wurden und nun auch in anderen Märkten angeboten werden. Die "nicht-marktwirtschaftliche" CO2-Regelung der EU hat da ebenfalls geholfen, aber die alleine wäre von der deutschen Industrie völlig entschärft worden, wäre da nicht die Regelung in China gewesen wo die westlichen Autobonzen nichts zu melden haben. Was Merkel natürlich nicht davon abgehalten hat es doch zu versuchen, als sie im Auftrag eben jener nach Peking geflogen ist um dort auf eine Verschiebung der chinesischen NEV-Quoten zu drängen. Wie auch beim Mobilfunk-Roaming, das uns über 20 Jahre lang geschröpft hat, hat sich gezeigt dass nur eine staatliche Intervention das Marktversagen beendet kann. Wer an die "unsichtbare Hand des Marktes" glaubt, der glaubt auch an wohlwollende Geister im Himmel und an das funktionierende Schnellladenetz das der Markt von ganz alleine in Deutschland errichten wird.

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