Vorübergehender Bestellstopp für VW e-Up
Volkswagen hat einen vorübergehenden Bestellstopp für den e-Up verhängt. Nachdem die Nachfrage mit der Innovationsprämie stark angestiegen war, haben die Wolfsburger den E-Kleinwagen vorerst aus dem Programm genommen. Ähnliches dürfte für die Schwestermodelle Seat Mii electric und Škoda Citigo e iV gelten.
Zunächst aber zu VW, wo der Bestellstopp bereits bestätigt ist. „Aufgrund der sprunghaft gestiegenen Anfrage nach E-Fahrzeugen haben wir uns entschieden, unser Angebot in Deutschland anzupassen und den Kleinwagen e-Up! mit aktuellen Lieferzeiten von 16 Monaten vorübergehend aus dem Bestellangebot zu nehmen“, bestätigte ein Sprecher gegenüber electrive.net. „Im Sinne unserer Kunden legen wir stattdessen den Fokus auf schnell verfügbare E-Fahrzeuge.“ Dabei verweist der Sprecher auf den ID.3 und diverse PHEV-Modelle.
Der Verkaufsstopp hatte sich bereits abgezeichnet. Gegenüber dem Fachportal „kfz-betrieb“ hatte VW-Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann angegeben, dass in Deutschland für kein anderes Modell mehr Aufträge eingegangen seien als für den e-Up. „Es war fast so, als ob alle e-Up-Interessenten gleichzeitig auf den Bestellknopf gedrückt haben“, so Stackmann. Im Juli habe man so viele e-Ups verkauft „wie sonst etwa in einem Dreivierteljahr“.
Auf LinkedIn teilte Stackmann zudem mit: „Da wir mittelfristig die Kapazität nicht in der Größenordnung erhöhen können, die für eine kürzere Lieferzeit nötig wäre, schließen wir zum 7. September 2020 vorübergehend die Bestellsysteme. Der Grund dafür ist einfach: Kunden rechnen heute fest mit der Förderung von 9.000 Euro. Doch diese gilt nur für Lieferung bis Ende 2021.“ Sprich: Würde ein heute bestellter e-Up erst im Januar 2022 ausgeliefert, könnten die Kunden – bei aktueller Förder-Lage – keinen Umweltbonus mehr erhalten. Das Fahrzeug würde für sie also deutlich teurer als kalkuliert.
Angesichts der Lieferzeit von 16 Monaten – also ungefähr bis Anfang 2022 – ist fraglich, ob der e-Up überhaupt noch einmal in den Handel kommen wird. 2023 will Volkwagen wohl einen neuen Elektro-Kleinwagen auf Basis eines verkürzten MEB auf den Markt bringen. Der ID.1 dürfte dann das deutlich modernere Auto sein. Allerdings gab es bereits Berichte, wonach sich der ID.1 um zwei Jahre verzögern könnte und erst 2025 auf den Markt kommen soll – in diesem Fall wäre die Produktionspause lang und VW könnte den e-Up noch etwas länger anbieten. Und ganz ausschließen will Jürgen Stackmann eine Bestellöffnung auch nicht: „Falls wir ein Lieferdatum bis Ende 2021 wieder ermöglichen können, wird der e-up! wieder bestellbar sein.“
Aktuell kostet der e-Up mit 16 Prozent Mehrwertsteuer noch 21.421,01 Euro vor Förderung. Über den Umweltbonus mit der Innovationsprämie gehen davon nochmals 9.480 Euro ab, was einen Endkundenpreis von 11.941 Euro bedeutet – oder entsprechend niedrige Leasingraten.
Der attraktive Preis trifft auch auf die Schwestermodelle Seat Mii electric und Škoda Citigo e iV zu, sie sind sogar noch ein paar Euro günstiger als der VW. Während in Wolfsburg offiziell von einem vorübergehenden Bestellstopp die Rede ist, scheint im Falle des Škoda der Verkaufsstopp ein dauerhafter zu sein. Gegenüber dem britischen Magazin „Autocar“ gab Verkaufs- und Marketing-Vorstand Alain Favey an, dass sich der Hersteller auf größere Modelle konzentrieren wolle. „Der Citigo ist weg – was Europa betrifft, sind wir ausverkauft“, sagte Favey. „Es wird keinen Ersatz für den Citigo geben und wir haben nicht die Absicht, in Zukunft ein Auto dieser Größe zu haben.“
Das Aus bestätigt auch ein Sprecher von Škoda Deutschland gegenüber electrive.net. „Als erstes batterieelektrisches Fahrzeug von Škoda hat der Citigo e iV sehr großes Kundeninteresse und sehr viele Bestellungen bei unseren Škoda-Partnern ausgelöst“, so der Sprecher. „Daher sind die vorhandenen Produktionskapazitäten nun ausgeschöpft und das Modell nicht mehr bestellbar.“ Auf der Homepage von Škoda Deutschland ist der Citigo samt der E-Variante bereits nicht mehr aufgeführt.
Bei Seat wird der Mii electric auf der Homepage zwar noch aufgeführt, ist aber nicht bestell- oder konfigurierbar. „Das erste vollelektrische Fahrzeug von Seat hat eine sehr große Nachfrage erzeugt und wird deshalb für das Jahr 2020 nicht mehr verfügbar sein“, heißt es dort in einem Hinweis. „Aus diesem Grund kann der Seat Mii electric nicht mehr ab Werk bestellt werden. Das Fahrzeug ist voraussichtlich ab 2021 wieder verfügbar.“ Gegenüber electrive.net wiederholte eine Sprecherin von Seat Deutschland die Aussage, dass der Mii electric ab 2021 wieder bestellbar sein soll.
Bereits ohne die Innovationsprämie hatte die Nachfrage nach den VW-Drillingen das Angebot überstiegen. Alleine in den ersten drei Monaten des Jahres wurde der e-Up 20.000 Mal bestellt – wie ein VW-Sprecher im April gegenüber der Redaktion angab, war das bereits die geplante Menge für das Jahr 2020. Der Seat Mii electric war bereits zu diesem Zeitpunkt für 2020 ausverkauft, der Škoda damals aber noch bestellbar – wenn auch mit einer Lieferfrist bis teilweise Anfang 2021.
kfz-betrieb.vogel.de, autocar.co.uk
Redaktionelle Mitarbeit: Daniel Bönnighausen
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