VW-Markenchef Brandstätter: „Der ID.4 wird ein echtes Weltauto“
Kurz vor der Weltpremiere des ID.4 haben sich VW-Markenchef Ralf Brandstätter und Volkswagens eMobility-Vorstand Thomas Ulbrich Fragen der Journalisten gestellt. Dabei nennen die Manager einige interessante Zahlen zu dem E-SUV, aber leider nicht alle.
Mit dem ID.3 hat VW vor wenigen Tagen das erste Modell seiner E-Offensive auf den Markt gebracht, am vergangenen Freitag wurden in Wolfsburg und Dresden die ersten Exemplare an Kunden übergeben. Wie Markenchef Ralf Brandstätter jetzt in einem Skype-Call angab, seien die 25.000 ID.3 der 1ST Edition „in den Märkten und gehen in den nächsten Tagen in Kundenhand“.
Der ID.3 bildet quasi aber nur die Vorhut für ein deutlich wichtigeres Modell – alleine schon wegen seiner Karosserieform als Kompaktwagen ist der ID.3 global gesehen eingeschränkt, in den USA wird er etwa gar nicht angeboten. Das soll bald der ID.4 ändern, der in der kommenden Woche final vorgestellt wird – „als erstes 100 Prozent elektrisches SUV unserer Marke und als Weltauto ausgelegt“, so Brandstätter. Die ersten ID.4 sollen noch in diesem Jahr an die Kunden gehen.
Wie wichtig der ID.4 werden soll, ergänzte eMobility-Vorstand Thomas Ulbrich. Bis 2025 will VW bekanntlich 1,5 Millionen Elektroautos verkaufen. Davon sollen 500.000 ID.4 sein – also ein Drittel aller MEB-Verkäufe soll auf den „Elektro-Tiguan“ entfallen. „ Ich denke, mit dem ID.4 wird es gelingen, die E-Mobilität aus der Nische zu holen“, so Ulbrich.
Gebaut wird das E-SUV derzeit in drei Werken, neben Zwickau in China in den Werken Foshan und dem komplett neu gebauten MEB-Werk Anting. 2022 soll dann noch die Produktion im Passat-Werk Emden anlaufen, zudem werden dann im US-Werk Chattanooga die ersten ID.4 für den dortigen Markt gefertigt.
Der ID.4 ist zwar als Weltauto ausgelegt, wird aber mit einigen „landesspezifischen Anpassungen“ auf die jeweiligen Märkte kommen. „In diesem Punkt sind wir aus der Verbrenner-Welt geübt“, sagt Brandstätter mit einem Schmunzeln. „Die Schnittmenge der Gemeinsamkeiten ist aber auch beim ID.4 in allen Kernmärkten gegeben. Die Kunden wollen eine starke Technologie, hohe Reichweite, schnelle Ladezeiten.“
Die Konkurrenz zu Teslas Model Y als kompaktes E-SUV scheut Brandstätter nach eigenen Angaben nicht. „Der ID.4 ist außen kürzer als ein Model Y, aber im Innenraum größer“, so der Markenchef. „Ich denke, dass wir mit dem Auto in dem Preissegment, in dem wir es positionieren werden, punkten können.“ Die Preise selbst will VW aber erst in der kommenden Woche bei der Weltpremiere und dem darauf folgenden Bestellstart nennen.
Wie hoch der Deckungsbeitrag ausfallen wird, wollen weder Brandstätter noch Ulbrich verraten. In dem Webcast wiesen beide Manager aber mehrmals darauf hin, dass man mit dem ID.4 wichtige Skaleneffekte erzielen werde.
ID.4 wird ab Start mit allen Funktionen ausgeliefert
Das Problem bei dem ID.3, dass die ersten Fahrzeuge nicht mit der vollen Funktionalität ausgeliefert werden und diese per Software-Update nachgereicht werden muss, soll es beim ID.4 nicht geben. „Natürlich haben wir auch die Kritikpunkte gelesen, wir prüfen das sehr genau“, sagt Ulbrich zum ersten ID.3-Feedback. “Bei der Software haben wir immer gesagt, dass er das erste echte Update-fähige Auto bei VW wird. Das erste Update wird vor Ende des Jahres kommen.“ Auf dem Stand dieses Updates, bei dem unter anderem der Fernbereich des Head-up-Displays nachgereicht wird, sollen auch alle ID.4 sein, wenn sie ausgeliefert werden.
Ein anderer Punkt wird sich nicht so einfach per Software-Update nachreichen lassen: die Batteriespannung. Der MEB setzt bekanntlich auf die etablierte Systemspannung von 400 Volt, Hyundai bringt mit dem Ioniq 5 im kommenden Jahr ein E-SUV mit 800-Volt-System ins Volumensegment – weitere 800-Volt-Stromer von Hyundai und Kia werden dank der E-GMP genannten Plattform folgen. „Wir haben uns nach langen Diskussionen bei der Erstauslegung des MEB für eine 400-Volt-Architektur entschlossen“, sagt Ulbrich. „Derzeit überlegen wir eher, wie wir aus der 400-Volt-Technologie mehr für den Kunden herausholen können. Da ist in den kommenden drei bis vier Jahren viel möglich.“ Natürlich sei in kommenden Revisionen ein neuer Ansatz möglich, aber „aktuell sehen wir uns gut aufgestellt“.
Noch nicht gut aufgestellt ist Volkswagen derzeit bei den Elektro-Kleinwagen. Für den e-Up musste VW kürzlich einen Bestellstopp verhängen, weil der erhöhte Umweltbonus für einen Auftrags-Boom gesorgt hat. Die Lieferzeit ist auf 16 Monate gestiegen, eine kritische Zahl: Wird das heute bestellte Fahrzeug erst 2022 ausgeliefert, erhalten die Kunden keinen Umweltbonus mehr, da dieser bis 31.12.2021 befristet ist – die rund 9.500 Euro waren aber seitens des Kunden einkalkuliert. Ein Nachfolger auf MEB-Basis ist hier noch nicht in Sicht. Zuletzt gab es sogar Gerüchte, wonach sich der vermutlich ID.1 genannte Kleinwagen von 2023 auf 2025 verzögern könnte. Nun kündigte Ulbrich aber an, dass es dazu „in Kürze“ neue Informationen geben werde.
Quelle: Skype-Call von Volkswagen
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