CO2-Pool: Volkswagen tut sich mit SAIC und Ford zusammen
Der chinesische Autokonzern SAIC ist mit seinen Marken MG Motor und SAIC Motors Europe dem CO2-Pool des Volkswagen-Konzerns in der EU beigetreten. Das geht aus einem offiziellen Dokument der Europäischen Kommission hervor.
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Das sogenannte CO2-Pooling ist eine umstrittene Methode, um mit Blick auf den zunehmend strengen, von der EU vorgegebenen CO2-Flottenwert Strafzahlungen zu umgehen.
Wie das konkret funktioniert, haben Fiat Chrysler und Tesla vergangenes Jahr vorgemacht: Da FCA bei Weitem nicht genug CO2-arme Autos verkauft, sicherte sich der Konzern Kredite von Tesla, um die Differenz auszugleichen. Im Prinzip schließen Hersteller ihre Flotten in einem CO2-Pool zusammen, der dann als Ganzes unter dem Grenzwert liegt. Dafür fließen große Summen zwischen den Herstellern, die aber freilich die drohenden Strafzahlungen unterschreiten. Im Fall des FCA-Tesla-Deals sind es 1,8 Milliarden Euro.
Der Volkswagen Konzern geht solch einen CO2-Pool nun offenbar mit den SAIC-Marken MG Motor und SAIC Motors Europe ein. Auch Ford will sich in Sachen CO2-Pooling mit Volkswagen zusammenschließen, wie ein Konzernsprecher gegenüber Bloomberg erklärte. Hier geht es um den Bereich der leichten Nutzfahrzeuge. Der Schritt könnte darauf hindeuten, dass Volkswagen Hilfe bei der Einhaltung der Grenzwerte braucht. Eigentlich galten die Wolfsburger als ausreichend gut gewappnet, um die Schwelle von 95 Gramm CO2 pro Kilometer im durchschnittlichen Flottenverbrauch in diesem Jahr im Alleingang zu unterschreiten.
Ob und wie viel Geld zwischen Volkswagen und dem chinesischen respektive amerikanischen Konzern fließt, ist nicht publik. Sämtliche europäischen CO2-Pools müssen übrigens bis Ende des Jahres deklariert werden. Es ist also gut möglich, dass uns in den kommenden Wochen und Monaten noch weitere Meldungen zu ähnlichen Zusammenschlüssen erreichen.
Und zum Schluss noch ein Hinweis auf die bevorstehende Veräußerung einer Volkswagen-Tochter. Die Wolfsburger wollen offenbar ihre Marke Bugatti an die kroatische Elektrofahrzeug-Schmiede Rimac verkaufen, wie Brancheninsider Georg Kacher berichtet. Porsche wolle im Gegenzug seinen Rimac-Anteil von 15,5 Prozent auf 49 Prozent erhöhen. Bugatti gehört seit 1998 zum VW-Konzern und hat seinen Sitz im Elsass.
Update 19.10.2020: Die neue CO2-Bande zwischen dem Volkswagen-Konzern und dem chinesischen Partner SAIC wird enger und erstreckt sich künftig auch auf die leichten Nutzfahrzeuge. Wie aus einem neuen Dokument der EU-Kommission hervorgeht, wurde auch hier ein entsprechender CO2-Pool gebildet. Die genaue Zusammensetzung der Marken bzw. Unternehmen überrascht jedoch etwas. Neben dem „Pool Manager“ MAN Truck & Bus SE und den SAIC-Unternehmen SAIC Europe S.A.R.L., SAIC Motor Europe B.V. und MG Motor UK Ltd. sind auch die Audi AG, die Audi Sport GmbH, Audi Hungaria ZRT., Seat S.A. und Skoda Auto A.S. Teil des CO2-Pools.
Die Volkswagen AG selbst ist wie oben angedeutet Teil eines anderen Pools – und zwar mit Ford. Die Ford-Werke GmbH als „Pool Manager“ haben neben der Volkswagen AG noch die Ford Motor Company, Ford Motor Company Australia und die CNG Technik GmbH, eine Ford-Tochter. Bei den N1-Nutzfahrzeugen bringt VW seine Modelle Caddy und Crafter also in einem Pool mit Ford Transit, Tourneo und Co. ein.
Zudem wurde noch ein dritter Pool bei den leichten Nutzfahrzeugen angemeldet. Aktuell besteht er aber nur aus Renault – die Franzosen haben damit ihre Bereitschaft signalisiert, andere Interessenten in den Pool aufzunehmen. Die Frist hierfür ist bei Renault der 18. November 2020.
schmidtmatthias.de, circabc.europa.eu (PDF), automobilwoche.de (Ford), news.bloombergenvironment.com (Bezahlschranke), sueddeutsche.de (Bugatti), circabc.europa.eu (Update, PDF mit N1-Pools)
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