Elektrobusse erobern die Innenstädte in Deutschland
Die vierte Online-Konferenz „electrive.net LIVE“, moderiert von Chefredakteur Peter Schwierz, widmete sich elektrischen Nutzfahrzeugen – ganz konkret elektrischen Stadtbussen – und füllte damit eine thematische Lücke der mit Spannung erwarteten, aber leider Corona-bedingt abgesagten IAA Nutzfahrzeuge.
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Rund 400 Teilnehmende verfolgten vormittags im ersten Panel, was Sven Schulz von AKASOL, Hermann Pyschny von P3 und Dr.-Ing. Markus Dietmannsberger von der Hamburger Hochbahn AG zu den aktuellen Entwicklungen im Elektrobus-Bereich zu berichten hatten. Im Anschluss informierten Ronald Köhler von Ekoenergetyka, Sebastian Winner von Heliox und Eric Nöh von PSI Transcom über Ladeinfrastrukturlösungen für elektrische Stadtbus-Flotten. Dass die Elektrifizierung der Stadtbusse aktuell enorm Fahrt aufnimmt, bestätigten alle Referenten in ihren Präsentationen. Ob im Chat, den Vorträgen oder den folgenden Paneldiskussionen – mehrfach wurde der Wunsch nach konstruktiver Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure innerhalb der Branche geäußert.
Über die Gründe für den großen Elektrobus-Boom informierte Hermann Pyschny von der Unternehmensberatung P3 gleich zu Beginn der Online-Konferenz. Er stellte auch die neuen Modelle der verschiedenen Hersteller vor, die in diesem und dem nächsten Jahr auf den Markt kommen. Pyschny wagte auch eine spannende TCO-Analyse und verglich Batterie-elektrische Busse mit den klassischen Diesel-, aber auch Brennstoffzellen-Fahrzeugen. Für ihn ist der Durchbruch der Elektrobusse im städtischen Umfeld im Moment nur eine Frage der Zeit. Sobald die Hersteller ihre Lieferkapaziäten hochfahren, würde es kein Halten mehr geben. Das untermauerte eine Übersicht der großen Bestellungen in Deutschland und den Nachbarländern.
Einen gedanklichen Schritt weiter ging im Anschluss Sven Schulz. Der CEO des Batteriesystem-Herstellers AKASOL stellte das Thema „2nd Life & Recycling von Busbatterien“ in den Fokus seiner Präsentation. Darin sieht Schulz nämlich einen wichtigen Aspekt, um die Wirtschaftlichkeit von Elektrobussen weiter zu erhöhen. Nach ihrem ersten Leben im Fahrzeug könnten die Traktionsbatterien nämlich als Pufferspeicher etwa in Schellladestationen zum Einsatz kommen – für die ÖPNV-Betreiber ein wichtiger Punkt, sind die Akkus schließlich ein großer Wertgegenstand.
Mit Hochspannung erwartet wurde der Vortrag von Dr.-Ing. Markus Dietmannsberger. Der Gesamtprojektleiter Elektrobus bei der Hamburger Hochbahn AG berichtete aus dem Realbetrieb in der Hansestadt. Von den ersten Erfahrungen mit der bestehenden Flotte über die Herausforderungen beim Skalieren (auch im Hinblick auf die Ladeinfrastuktur) bis hin zur Fokussierung auf die Nachhaltigkeit bei der Wertschöpfungkette. Die Hochbahn hat dafür einen eigenen Kriterienkatalog entwickelt und nimmt die Hersteller, aber auch deren Zulieferer in die Pflicht, um die Umstellung auf elektrische Stadtbusse so nachhaltig und CO2-arm wie nur möglich zu gestalten.
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