VW stellt offenbar wegen E-Fokus drei Marken in Frage
Volkswagen stellt im Zuge seiner Neuausrichtung hin zu mehr Skaleneffekten bei der Massenproduktion von Elektroautos laut einem Medienbericht die Zukunft seiner Marken Lamborghini, Bugatti und Ducati auf den Prüfstand. Eine Entscheidung könnte es im kommenden Monat geben.
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Wie Reuters aus hochrangigen Unternehmenskreisen erfahren haben will, wird sich das Volkswagen-Management bei einem Treffen im November mit der künftigen Strategie des Konzerns befassen und an einer neuen „To-Do-Liste“ arbeiten, da das Unternehmen versucht, seinen Wert bis 2025 auf 200 Milliarden Euro mehr als zu verdoppeln.
Die Zukunft von Ducati im VW-Konzern wurde in der Vergangenheit immer wieder bezweifelt, da die Synergien zwischen den Autos und Motorrädern sowohl in der Entwicklung als auch im Marketing überschaubar ausfielen. Bewahrheitet haben sich die Gerüchte aber bisher nicht.
Beschlossen ist das Aus bzw. der Verkauf der Marken auch dieses Mal noch nicht, sondern eine von mehreren Möglichkeiten. Für die Marken Lamborghini, Bugatti und Ducati prüfe Volkswagen mehrere Optionen, zu denen Technologiepartnerschaften, Umstrukturierungen, aber auch der Verkauf der Marken gehören, so Reuters. Dazu würde auch ein Bericht passen, wonach Bugatti an die kroatische E-Fahrzeug-Schmiede Rimac verkauft werden soll und Porsche im Gegenzug seinen Rimac-Anteil von 15,5 Prozent auf 49 Prozent erhöhen wolle. Rimac gilt bei Hochleistungs-Elektroantrieben als gut aufgestellt.
Reuters führt die Verkaufspläne für die drei Marken unter anderem auch darauf zurück, dass die Gewerkschaft Diess’ Vorhaben zu extremeren Kostensenkungen blockiert habe. Daher müsste der VW-Chef nach neuen Wegen suchen, „ um Geld für die Abkehr von Verbrennungsmotoren freizusetzen“.
In einem offenbar am Rande der digitalen Hauptversammlung geführten Interview wollte sich VW-Chef Herbert Diess nicht einzeln zu der Zukunft der Hochleistungsmarken äußern, betonte aber den Aufwand, den der Konzern bei der Entwicklung elektrischer und autonomer Fahrzeuge für seine Pkw- und Lkw-Marken treibe. „Wir überprüfen ständig unser Markenportfolio. Dies gilt insbesondere in der Phase des grundlegenden Wandels in unserer Branche“, so Diess. „Angesichts der Marktstörung müssen wir uns konzentrieren und uns fragen, was die Transformation für die einzelnen Teile der Gruppe bedeutet.“
Dabei deutete der VW-Chef strenge Kriterien für einen Verbleib der Marken im Konzern an. „Marken müssen an neuen Anforderungen gemessen werden. Durch Elektrifizierung, Reichweite, Digitalisierung und Konnektivität des Fahrzeugs“, sagte Diess gegenüber Reuters. „Es gibt einen neuen Handlungsspielraum und jede Marke muss ihren neuen Platz finden.“
Aktuell liegt VW bei einer Marktbewertung von 78 Milliarden Euro, Diess peilt aber 200 Milliarden Euro an. Seiner Logik nach werde die Bewertung des Konzerns steigen, sobald der Markt erkenne, wie rentabel seine Elektrofahrzeuge sind. „Volkswagen ist stark unterbewertet, wenn man seine technologische Kompetenz und seine globale Positionierung sieht und vielleicht auch berücksichtigt, dass wir im Vergleich zur Konkurrenz die besten technologischen Voraussetzungen haben“, so der VW-Chef.
Update 15.12.2020: Der Aufsichtsrat erteilte Überlegungen eine Absage, wonach Lamborghini und Ducati verkauft werden könnten. „Einigkeit besteht im Gremium darüber, dass Lamborghini und Ducati Bestandteil des Volkswagen Konzerns bleiben. Im Zuge der Neuorganisation wurde des Weiteren beschlossen, dass die Marke Bentley zum 1. März 2021 in die Managementverantwortung der Marke Audi gegeben wird, um im Rahmen der Elektrifizierungsstrategie der beiden Premiummarken Synergien heben zu können“, so VW in einer Mitteilung.
reuters.com, volkswagen-newsroom.com (Update)
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