Faraday Future plant baldigen Börsengang
Faraday Future strebt an die Börse. Das Elektroauto-Startup hatte diesen Schritt bereits vor rund einem Jahr mit der Bekanntgabe seiner neuen Strategie angekündigt, nun wird es offenbar bald konkret.
Wie CEO Carsten Breitfeld gegenüber Reuters erklärte, will Faraday Future wie zuletzt einige andere Elektrofahrzeug-Hersteller über eine Fusion mit einem Investmentunternehmen an die Börse gehen. „Wir arbeiten an einem solchen Deal und werden hoffentlich bald etwas bekannt geben können“, so Breitfeld. Er lehnte es aber ab, Auskünfte über den Verhandlungspartner oder einen genaueren Zeitraum für einen Abschluss zu nennen.
Dafür wurde Breitfeld etwas konkreter, was den Zeitplan der Serienproduktion betrifft: Rund neun Monate nach der Finanzierung solle der erste FF 91 ausgeliefert werden, weitere drei Monate später sollen größere Stückzahlen erreicht werden. Als Faraday Future im September 2019 die neue Strategie und die Pläne für den Börsengang ankündigte, wurde der Finanzbedarf für den Start des FF 91 mit 800 bis 850 Millionen Dollar (680 bis 720 Millionen Euro) beziffert.
Zunächst soll das E-SUV, das bereits 2017 vorgestellt wurde, im kalifornischen Hanford von Faraday Future selbst gebaut werden. Später soll ein Auftragsfertiger in Asien für die Produktion zuständig sein, wie Breitfeld angab. Eine Vereinbarung hierfür sei bereits unterzeichnet, aber auch bei dem Produktionspartner nannte der Faraday-CEO keine Namen.
Klar ist, dass bei dem Neuanfang Unternehmensgründer Jia Yueting keine Rolle bei Faraday Future mehr spielen wird. Laut Breifeld besitzt Jia keine Anteile mehr, das Unternehmen sei über einen Mitarbeiterbeteiligungsplan zu mehr als der Hälfte im Besitz der Mitarbeiter. Jias frühere Beteiligung habe das Anwerben neuer Investoren blockiert, so Breitfeld. Unter Jia hatte Faraday mehr als zwei Milliarden Dollar verbrannt. „Aufgrund der Geschichte und manchmal der schlechten Nachrichten des Unternehmens vertraut uns nicht jeder wirklich“, sagte Breitfeld nun gegenüber Reuters. „Sie wollen sehen, dass wir ein stabiles Unternehmen geworden sind.“
Den Weg des Börsengangs über eine Fusion mit einer bereits börsennotierten Investmentgesellschaft ist in den vergangenen Monaten in der eMobility-Branche stark in Mode gekommen. Der inzwischen in die Kritik der Investoren geratene angehende E-Lkw-Bauer Nikola Motor hatte sich mit VectoIQ für den Börsengang zusammengetan. Im August kündigten Lordstown Motors (mit DiamondPeak Holdings) und Canoo (mit Hennessy Capital) ähnliche Deals an. Auch das US-Ladeunternehmen ChargePoint will per Fusion mit Switchback Energy an die Börse, der Feststoffbatterie-Spezialist und Volkswagen-Partner QuantumScape ist eine solche Vereinbarung mit Kensington Capital eingegangen.
Die Investmentgesellschaften wurden meist genau zu diesem Zweck gegründet und werden deshalb auch als „special-purchase acquisition company“ (SPAC) bezeichnet. Mit einem solchem SPAC-Deal lassen sich bei einer Fusion die sonst üblichen Abläufe eines eigenen Börsengangs enorm beschleunigen, da die SPAC bereits börsennotiert ist. In den USA kann ein klassischer Börsengang bis zu zwei Jahre dauern.
reuters.com
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