ZF entwickelt E-Antriebs-Baukasten für Nutzfahrzeuge
ZF hat angekündigt, bis spätestens 2023 einen modularen Elektroantriebsbaukasten mit Achs- sowie Zentralantrieben für Busse und Lkw bis 44 Tonnen aufzubauen. Dieser werde wie andere E-Systeme von ZF technologieoffen sein, sich also beispielsweise mit Batterie oder Brennstoffzelle kombinieren lassen.
Das gab der Automobilzulieferer mit Sitz in Friedrichshafen im Rahmen eines digitalen Presseevents bekannt. Neben einem allgemeinen Ausblick lieferte ZF in diesem Rahmen Details zu seinen geplanten Elektrifizierungsaktivitäten im Nutzfahrzeugbereich. Dabei nannte das Unternehmen besagten modularen Elektroantriebsbaukasten, aber auch eine Weiterentwicklung des eTrailers – eines Sattelaufliegers mit integriertem Elektromotor. Den Prototypen eines solchen Trailers hatte Wabco 2018 präsentiert.
ZF gibt nun an, seine Kompetenz beim eTrailer auf das Gesamtgespann auszuweiten. „Dieser Trailer (…) verwandelt jeden konventionellen Lkw in ein Hybridfahrzeug, das bis zu 16 Prozent weniger Kraftstoff verbraucht“, so ZF. Darüber hinaus verbesserten sich mit dem eTrailer die Traktion und Beschleunigung, während Geräuschpegel und Bremsenverschleiß sinken.
Als Weltpremiere rückte ZF darüber hinaus einen Sattelzug-Technologieträger ins Rampenlicht, der Leichtbau und Aerodynamik mit einem bauraumoptimierten Chassis kombiniert. Dieses Chassis beschreibe einen wichtigen Ansatz, allen künftigen Elektrifizierungsarten Platz zu bieten, teilt ZF in einer begleitenden Pressemitteilung mit. Auch der Technologieträger geht auf den Zusammenschluss mit Wabco zurück. Ende Mai hatte ZF den US-amerikanischen Zulieferer aufgekauft und ihn in seine neue Division Commercial Vehicle Control Systems überführt. Die neue Sparte hat etwa 12.000 Mitarbeiter an weltweit 45 Standorten und ist eng mit der bestehenden Division Nutzfahrzeugtechnik, der Division Aftermarket und dem globalen Entwicklungsteam verzahnt.
„In nur vier Monaten nach der WABCO-Übernahme haben wir erste Entwicklungsprojekte realisiert, die unsere komplementären Kompetenzen auf Systemebene verdeutlichen. Geht es um Lösungen für die Transformation und für nächste Nutzfahrzeuggenerationen, sind wir mit voller Kraft unterwegs“, bekräftigt Andreas Moser, Leiter der Division Nutzfahrzeugtechnik.
Unabhängig von der Übernahme hat ZF im Nutzfahrzeugbereich bereits seit mehreren Jahren die elektrische Achse AxTrax AVE auf dem Markt. Und noch in diesem Jahr startet der Konzern die Serienproduktion eines zweiten Antriebs für den öffentlichen Nahverkehr: des elektrischen Zentralantriebs CeTrax. Als einen der ersten Kunden gilt der polnische Hersteller Solaris, der den CeTrax künftig in sein neues Modell Urbino 15 LE electric verbauen will. Laut einer früheren Mitteilung von Solaris wird der Antrieb die mittlere Achse mit einer Leistung von 300 kW antreiben.
Unterdessen ist ZF mit Blick auf die Verkehrswende auch im Pkw-Bereich am Umstrukturieren. Im Sommer beschloss der Aufsichtsrat des Automobilzulieferers die Gründung einer neuen Division für elektrifizierte Pkw-Antriebe aus den bisherigen Bereichen Pkw-Antriebstechnik und E-Mobility. Ziel ist es, den Kunden elektrifizierte Antriebslösungen aus einer Hand anzubieten. Die neue Struktur soll unter anderem die strategische Entscheidung des Konzerns vom Bodensee widerspiegeln, künftig keine Komponenten mehr für rein verbrennungsmotorische Antriebe zu entwickeln.
zf.com
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