ElectReon und Eurovia planen Trassen für induktives Laden

Das auf die induktive Ladung von E-Fahrzeugen spezialisierte israelische Unternehmen ElectReon Wireless hat mit dem Straßenbauunternehmen Eurovia eine Vereinbarung zum Bau von drahtlosen elektrischen Straßensystemen in Deutschland, Frankreich und Belgien unterzeichnet.

Damit strebt ElectReon neben seinen Projekten in Israel und Schweden eine weitere Verbreitung seiner Technik in Europa an. Im Bereich des dynamischen induktiven Ladens gehört das Unternehmen bekanntlich zu den Innovationstreibern.

Die Israelis haben eine Lösung entwickelt, um E-Fahrzeuge über in die Fahrbahn eingelassene Spulen während der Fahrt zu laden. Die acht Zentimeter unter der Oberfläche befindlichen Spulen werden nur in dem Moment aktiviert, in dem ein Fahrzeug über sie hinweg fährt. Die Lösung sei kompatibel mit allen Arten von E-Fahrzeugen, einschließlich Bussen, Lkw und Pkw, wobei Letztere maximal mit einem 12 kg-Rezeptor ausgestattet werden könnten, während Schwerfahrzeuge in der Lage seien, größere Einheiten zur Optimierung des Ladevorgangs mitzuführen, heißt es aus der Unternehmenszentrale.

Bei der neuen Vereinbarung mit Eurovia, einer Tochter des Baukonzerns Vinci, handelt es sich um eine zunächst für fünf Jahre gültige Absichtserklärung. In dem Papier haben die Partner das Ziel fixiert, die „induktive elektrische Straße“ technisch weiterzuentwickeln und Projekte mit Flotten- und Netzbetreibern zu akquirieren. Eurovia verpflichtet sich, Möglichkeiten der kommerziellen Integration der Ladelösung zu erörtern und bei etwaigen Projekten alle baulichen Aspekte zu übernehmen. ElectReon sagt wiederum zu, neben seiner Ladelösung selbst auch die Genehmigung, die Installation und den Betrieb der Spulen zu verantworten. Außerdem übernimmt das Unternehmen Garantieleistungen und will Hilfe bei der Geschäftsentwicklung leisten.

In Israel hat ElectReon aktuell zwei Straßenabschnitte mit seiner Technologie präpariert: Ein 20 Meter langes Stück in der israelischen Siedlung Beit Yanai am Mittelmeer, auf dem 2019 Tests mit einem Renault Zoe absolviert wurden. Und eine 600 Meter lange Strecke in Tel Aviv, die das Herzstück eines erst vor wenigen Tagen begonnenen Pilotprojekts mit der Dan Bus Company ist. Technische Daten zu der induktiven Ladelösung in Tel Aviv gehen aus den israelischen Medienberichten zum Projektstart übrigens nicht hervor. Es ist also nicht bekannt, wie viel Energie die E-Busse während der 600 Meter über den Induktionsspulen aufnehmen.

In Europa ist die Technologie von ElectReon ansonsten bereits in Schweden in der Erprobung. 2019 wurde im Zuge eines öffentlich-privaten Projekts der Bau einer 1,6 Kilometer langen Teststrecke zwischen dem Flughafen und dem Zentrum der Stadt Visby an der Westküste der schwedischen Ostseeinsel Gotland begonnen. Diesen Herbst läuten die Partner nun bereits die nächste Projektphase ein. Demnach wollen sie nun eine 4,1 km lange Strecke mit Spulen ausstatten. Die Spulen selbst messen bis zu 1,6 Kilometer. Statt eines bis dato erprobten 40-Tonners soll in der nächsten Phase ein elektrischer Shuttlebus unterwegs geladen werden, der zwischen Innenstadt und Flughafen verkehrt.
en.globes.co.il, xinhuanet.com, electreon.com (PDF)

5 Kommentare

zu „ElectReon und Eurovia planen Trassen für induktives Laden“
Peter Weber
07.10.2020 um 13:41
Sehr interessantes Thema. Auf den ersten Blick sinnvoller als Tausende Kilometer Oberleitung auf Autobahnen. Wäre das nicht auch was für Züge?! Im Gleisbett lässt sich so etwas doch noch leichter integrieren.
Jörg
07.10.2020 um 20:02
Zahlen wären schön. Was kostet hier ein Kilometer? Was kostet zum Vergleich ein Kilometer Oberleitung? Wieviel Leistung kann übertragen werden?
Michael
07.10.2020 um 20:22
Oberleitungen kosten halt nur einen Bruchteil und Pantografen sind vermutlich auch billiger. Das wird der Knackpunkt sein.
Philipp Eisele
08.10.2020 um 09:44
Interessante Kooperation für die Entwicklung einer interessanten Technologie.Hat aber ElectReon nicht schon ein Projekt in Deutschland in Zusammenarbeit mit der EnBW in Karlsruhe?
Hans Herbert
08.10.2020 um 13:09
Die Ladeeffizienz kann nur schlecht sein. Das würde sich keinesfalls als zusätzliches Ladeinstrument rechnen, sondern nur als Alternative zur voluminösen Batterie. Dann wiederum wären die Fahrzeugbetreiber auf allgemeine Verfügbarkeit angewiesen, sowie auf den Goodwill der Versorgungsgesellschaften. Der Schluss kann also nur sein: Ein Weg ins Abseits, ein Weg in Kontrolle und Abhängigkeit!

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