Auf Borkum stromert die Polizei zur Einsatzstelle
Die Polizei auf der Insel Borkum ist bis auf wenige Ausnahmen nur noch elektrisch unterwegs. Wir haben mit Hendrik Große Hokamp, Leiter Mobilität der Polizeidirektion Osnabrück, darüber gesprochen, wie „polizeitauglich“ Elektroautos heute schon sind – und natürlich, wie sich der Alltag der Beamten auf der Nordseeinsel jetzt darstellt.
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Borkum, das ist die westlichste und mit knapp 31 Quadratkilometern größte der Ostfriesischen Inseln. Zehn Kilometer lang, sieben Kilometer breit – das Einsatzgebiet von Jörg Heitner, Leiter der Inselpolizeistation, und seiner kleinen Crew ist übersichtlich. Rund 5.500 Einwohner leben auf Borkum, dazu kommen Tausende Touristen. Im Jahr 2017 waren es gut 300.00o Menschen, die zum Urlauben mit der Fähre auf die Insel übersetzten.
Die Inselpolizei war bis dato mit einem diesel-betriebenen VW Passat und einem älteren VW e-Golf ausgestattet, außerdem mit einem Pedelec und einem E-Motorrad der Marke Zero. Die zwei Streifenwagen hat die Polizei kürzlich gegen zwei Opel Ampera-e eingetauscht – und die Flotten-Elektrifizierung damit fast abgeschlossen. Das einzige jetzt noch verbliebene Flottenmitglied ohne Elektroantrieb ist ein Spezialfahrzeug für den Strand, ein Pritschenwagen des Typs VW T6.
Das Insel-Szenario erleichtere den Einsatz von Elektroautos natürlich, erzählt uns Hendrik Große Hokamp, Leiter Mobilität der Polizeidirektion Osnabrück, zu der die Borkumer Inselpolizei gehört. „Es sind deutlich weniger Einsatzkilometer zu absolvieren als anderswo – täglich etwa 70 bis 100 Kilometer.“ Das können die elektrisch betriebenen Opel mit ihrer Reichweite von 380 Kilometern nach WLTP ohne Weiteres leisten.
Ständige Bereitschaft
Dennoch sind einige spezielle Vorkehrungen zu treffen, um die ständige Bereitschaft zu gewährleisten. So hat die Polizei für zwei E-Autos vier Ladepunkte installiert: zwei Wallboxen à 11 kW in der Garage und zwei identische Ladegeräte auf dem Hof. „Im Regelfall werden die Streifenwagen auf dem Hof geladen, um schnell ausrücken zu können“, so Große Hokamp. Das Abstellen in der Garage biete sich unter anderem im Winter an. Um auf das Tagespensum von bis zu 100 Kilometern zu kommen, müssen die Opel Ampera-e fünf Stunden laden. Absolut machbar. Der Netzanschluss für die Ladeinfrastruktur ist bei einer Flotte dieser Größenordnung ebenfalls ausreichend. Für das Motorrad gibt es neben den vier genannten Ladepunkten ein separates Ladegerät.
Apropos: Mit der Maschine kam die Inselpolizei Borkum vor drei Jahren schon einmal in die Schlagzeilen. Die Zero mit Blaulicht war 2017 bundesweit die Erste ihrer Art, die in Dienst genommen wurde. Das E-Motorrad bewährte sich im unwegsamen Gelände zwischen Stränden und Dünen. „Und wir konnten Erfahrung sammeln und die Erkenntnisse aus dem Inseleinsatz auf Städte übertragen“, sagt Große Hokamp. Mit Erfolg: Dieses Jahr beschaffte allein die Polizeidirektion Hannover acht Elektro-Motorräder. 2018 flotteten bereits die Beamten in Osnabrück und Leer je ein E-Motorrad ein. Die Polizeidirektion Osnabrück, zu der diese beiden Dienststellen gehören und für die Große Hokamp vor allem sprechen kann, reicht vom Teutoburger Wald bis zu den Ostfriesischen Inseln und verfügt alles in allem bereits über 21 Elektro-Pkw, 13 Pedelecs und besagte drei E-Motorräder. Weitere Highlights sind ein E-Quad auf der Insel Juist sowie Niedersachsens erster Wasserstoff-Streifenwagen in Osnabrück. Grundsätzlich gilt die Polizei Niedersachsen, zu der sowohl die genannte Polizeidirektion Hannover als auch die Polizeidirektion Osnabrück gehören, als besonders aufgeschlossen gegenüber neuen Antriebstechnologien.
Planbare Fahrten
Sowohl für Elektro-Motorräder als auch -Autos im Polizeieinsatz spricht laut Große Hokamp, dass der Dienst nicht nur aus 24/7-Bereitschaft besteht. „Es gibt viele Einsatzbereiche mit planbaren Fahrten: etwa die Begleitung bei Demos oder bei Fußballspielen.“ Mit Blick auf weitere Details zur „Polizeitauglichkeit“ von Elektroautos verweist er auf einen Projektbericht, der bald veröffentlicht werden soll. Dabei handelt es sich um den Abschlussbericht zu einem groß angelegten Forschungsprojekt namens „lautlos und einsatzbereit“ der TU Braunschweig und der Polizei Niedersachsen. Drei Jahre lang haben beide Partner einen Leitfaden zur Steigerung von Elektromobilität bei Fahrzeugflotten erarbeitet, die Extrembedingungen ausgesetzt sind. Dem Leitfaden liegt ein großer Feldversuch mit 50 E-Autos (Hybrid- und Elektroautos) bei der Polizei Niedersachsen zugrunde.
Laut Große Hokamp ist die Elektrifizierung der Flotten bei der Polizei ein Thema mit zunehmender Relevanz: „Da passiert gerade sehr viel.“ Die polizeieigenen Werkstätten erhalten Hochvolt-Schulungen, gleichzeitig entwickeln sich in den verschiedenen Direktionen Pilotprojekte und gemeinsame Beschaffungsinitiativen. Viele andere Bundesländer informieren sich in Niedersachsen.
Grundsätzlich setzen viele Standorte bei der Elektrifizierung aktuell auf Plug-in-Hybride wie den VW Passat GTE, aber laut Große Hokamp ist es je nach Einsatzszenario durchaus das Ziel, mehr rein elektrische Fahrzeuge zu integrieren. Dabei ist sich die Polizei ihrer Vorbildfunktion bewusst. Bestärkt fühlen sich die Beamten vor diesem Hintergrund auch durch viel positives Feedback aus der Bevölkerung: „Gerade wenn wir bei Veranstaltungen eskortieren, fällt der Unterschied stark auf“, so Große Hokamp. Ohne die lauten Motorgeräusche könne man sich mit den Menschen besser austauschen. „Das macht viel aus!“
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