Tesla will neue 4680-Zellen in Brandenburg bauen

Elon Musk hat auf Twitter nähere Details zu den Plänen Teslas in der kommenden Fabrik in Brandenburg verraten. Diese soll nicht nur die selbst entwickelten Batteriezellen im neuen 4680-Format bekommen, sondern auch eine völlig neue Gussrahmen-Struktur – nicht ganz ohne Risiko.

Diese und andere Neuerungen stellen laut Musk ein „erhebliches Produktionsrisiko“ dar. Dass zu viele Neuerungen auf einen Schlag den Produktionsanlauf deutlich komplizierter machen können, hatte Tesla selbst beim Model 3 erlebt: Die Fertigung der damals neuen 2170-Zellen und Elektromotoren-Montage in der Gigafactory 1 in Nevada zusammen mit der neuen, hochautomatisierten Karosserie-Produktion in Fremont hatten das Unternehmen an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht, wie Musk im Nachgang selbst zugab.

Die neuen 4680-Zellen hatte Musk auf dem Battery Day im September vorgestellt. Sie sollen nicht nur Reichweite und Leistung der E-Autos verbessern, sondern pro Kilowattstunde günstiger ausfallen und auch die Investitionskosten in ihre Fertigung deutlich senken.

Für das in Deutschland produzierte Model Y sollen aber nicht nur die neuen Zellen verwendet werden, sondern auch das Fahrzeug selbst wird im Vergleich zu den Exemplaren aus der US-Produktion oder der chinesischen Gigafactory geändert. Mit den insgesamt acht als „Giga-Pressen“ bezeichneten Druckgussmaschinen in Grünheide sollen der Front- und Heckrahmen jeweils aus einem Teil gegossen werden.

Bei den US-Model-Y besteht der Heckrahmen derzeit aus zwei Gussteilen, die miteinander verbunden werden. Im Vergleich zum Model 3 ist aber auch das ein großer Fortschritt: Dort wird der Heckrahmen aus 70 Stanz-Teilen zusammengefügt. Von den Teilen aus der Giga-Presse erhofft sich Tesla eine schnellere Produktion und auch Kostensenkungen.

Aber: Beide Änderungen zusammen – Batterie und Rahmen-Fertigung – bergen im (bei Tesla bekannt zügigen) Produktionsanlauf Fehlerpotenziale. Zudem will Tesla in Grünheide offenbar ein neues Lackier-System verwenden, das grundsätzlich die Qualität verbessern soll – aber im Produktionsanlauf ebenfalls eine weitere potenzielle Störquelle ist.

Einen großen Unterschied zum Produktionsanlauf des Model 3 gibt es jedoch: Dieses Mal hat er womöglich eine Art Plan B. Während beim Model 3 alles auf der Kippe stand, verfügt Tesla 2020 über weitere Produktionsstätten. So gab es kürzlich Gerüchte, wonach Tesla nicht nur das Model 3 künftig aus China statt aus den USA nach Europa exportieren könnte, sondern konkret auch ab Dezember 2020 Model Y, die in Shanghai produziert wurden – das berichtet „Tesmanian“ unter Berufung auf eine Quelle. Die China-Model-Y (womöglich mit LFP-Zellen von CATL) sollen offenbar nur so lange in Europa verkauft werden, bis die Produktion in Grünheide sauber angelaufen ist. Das gibt etwas mehr Spielraum, wenn relativ einfach der Import aus der Volksrepublik verlängert werden könnte.

Das Werk in Shanghai steht offenbar kurz davor, mit der Produktion des Model Y in dem Ausbau-Komplex zu beginnen. Laut „Tesmanian“ sollen die ersten Exemplare Ende Oktober oder Anfang November gebaut werden, die Produktion in größeren Stückzahlen solle offenbar im Dezember anlaufen. In diesem Fall müssten die Fahrzeuge dann aber schon per Bahn statt per Schiff nach Europa gebracht werden, wenn sie noch im Dezember ausgeliefert werden sollen.

So oder so: Die zusätzliche Model-Y-Produktion in China wird die globalen Produktionszahlen von Tesla im vierten Quartal weiter anschieben. Um das Ziel von 500.000 produzierten Fahrzeugen noch zu erreichen, müsste Tesla im Schlussquartal 181.650 Fahrzeuge bauen. Eine Zahl, die Tesla offenbar noch für möglich hält, auch wenn der bisherige Produktionsrekord im Q3 2020 bei rund 145.000 E-Autos liegt. Das geht aus einer bekannt gewordenen neuen E-Mail an Mitarbeiter von Musk hervor. Die Marke von 500.000 produzierten Fahrzeugen könnte erreicht oder sogar übertroffen werden, so Musk.

Unterdessen hat Tesla mit der Aufforstung in Brandenburg begonnen. Bis Jahresende sollen auf rund 50 Hektar 183.000 Baumsetzlinge und 22.000 Sträucher gepflanzt werden. 50.000 Setzlinge sind offenbar bereits in der Erde.
teslamag.de (Grünheide), tesmanian.com (Model-Y-Import), electrek.co (Mitarbeiter-Mail), nfg-brandenburg.de (Aufforstung)

3 Kommentare

zu „Tesla will neue 4680-Zellen in Brandenburg bauen“
E-Ride
09.10.2020 um 08:37
"Beide Änderungen zusammen – Batterie und Rahmen-Fertigung – bergen im (bei Tesla bekannt zügigen) Produktionsanlauf Fehlerpotenziale."Das werden die Jünger von Tesla sicher hinnehmen.It's a feature, not a bug.
Peter Lustig
09.10.2020 um 15:54
Du hast recht Die anderen machen alles besser grad die deutschen Da werden Fahrzeuge ausgeliefert die bis zu 22 Probleme aufrufen Mal bei Next move vorbeischauen ,wo der id3 vorgestellt wird
Rini
19.10.2020 um 08:58
Einen Tesla, der in China produziert wurde, werde ich definitiv nicht bestellen - schade :-(

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