Q3-Zahlen: Tesla hat sich in der Gewinnzone eingerichtet

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Im dritten Quartal 2020 ist Tesla so produktiv gewesen, wie in keinem anderen Quartal zuvor. Das spiegelt sich in den Geschäftszahlen wider: Der kalifornische Elektroautobauer hat es sich in der Gewinnzone eingerichtet – mit neuen Quartals-Rekordwerten bei Profit und Umsatz.

Alles andere als ein Gewinn wäre eine Überraschung gewesen: Nach der Veröffentlichung der vielversprechenden Auslieferungs- und Produktionszahlen für das dritte Quartal Anfang des Monats präsentiert Tesla jetzt die dazugehörigen Geschäftszahlen. Und die sind ein Ausrufezeichen. Der fünfte Quartalsgewinn in Folge schlägt für Tesla-Verhältnisse weit nach oben aus: auf 331 Millionen US-Dollar. Das entspricht einer Verdreifachung des Q2-Ergebnisses (104 Millionen Dollar) und ist das beste Quartals-Ergebnis in der Firmengeschichte. Einzig im zweiten Quartal 2018 ging es mit 312 Millionen Dollar schon einmal in ähnliche Höhen.

„Das dritte Quartal war das beste in unserer Geschichte“, sagt Tesla-CEO Elon Musk in der Telefonkonferenz mit Analysten. Mit einem bereinigten EBITDA von 1,8 Milliarden Euro will Tesla eine EBITDA-Marge von 20,6 Prozent erreicht haben, im operativen Geschäft liegt die Marge bei 9,2 Prozent.

Der zwischen Juli und September erwirtschaftete Umsatz von 8,77 Milliarden Dollar (davon 7,61 Milliarden Dollar aus dem Auto-Geschäft) ist darüber hinaus ein deutlicher Indikator für Teslas Wachstum. Denn der Wert übersteigt nicht nur den Umsatz des zweiten Quartals 2020 um deutliche 45 Prozent, sondern auch den aller anderen Quartale zuvor. Erreicht worden sei diese Marke hauptsächlich durch einen erheblichen Anstieg der Fahrzeugauslieferungen sowie durch ein Wachstum in anderen Geschäftsbereichen, teilt Tesla mit. Neben dem Umsatz stiegen auch die liquiden Mittel des Elektroautobauers im dritten Quartal deutlich – und zwar um 5,9 Milliarden auf nun 14,5 Milliarden Dollar. Ein Umstand, der allen voran der jüngsten Kapitalerhöhung im Umfang von 5 Milliarden Dollar geschuldet ist.

Grundstein der guten Geschäftszahlen sind insgesamt 139.300 in Q3 ausgelieferte Fahrzeuge – 48.650 mehr als im zweiten Quartal des Jahres. Produziert wurden von Juli bis einschließlich September 145.036 Tesla-Fahrzeuge. Sowohl bei den Auslieferungen als auch der Produktion sind das Rekordwerte. Damit hat der kalifornische Autobauer nach Corona-bedingten Rückgängen bei der Produktion im zweiten Quartal wieder kräftig zugelegt.

In den ersten drei Quartalen des Jahres zusammen kommt Tesla nunmehr auf 329.980 gebaute Fahrzeuge. Ausgeliefert wurden 318.350 Teslas. Damit liegt der E-Autobauer nach neun Monaten nur noch knapp hinter dem Gesamtjahr 2019, seinerzeit wurden 367.500 Fahrzeuge ausgeliefert. Heißt aber auch: Für das vor der Corona-Krise formulierte Ziel von 500.000 Fahrzeugen in 2020 bräuchte Tesla mit 181.650 Fahrzeugen ein weiteres Rekordquartal zum Jahresabschluss. Die Kalifornier halten das weiterhin für machbar: „Wir haben die Kapazität installiert, um in diesem Jahr 500.000 Fahrzeuge zu produzieren und auszuliefern. Auch wenn es schwieriger geworden ist, dieses Ziel zu erreichen, bleibt die Auslieferung einer halben Million Fahrzeuge im Jahr 2020 unser Ziel“, heißt es im Geschäftsbericht. Allerdings komme es darauf an, die Produktion des Model Y und die Fertigung in Shanghai zu steigern sowie Verbesserungen bei der Logistik- und Liefereffizienz bei höheren Volumina zu erzielen.

Was die Erweiterung von Produktionskapazitäten angeht, hat sich im dritten Quartal sowohl in Fremont als auch in Shanghai einiges getan. Am US-Standort ist laut Tesla kürzlich die Kapazitätssteigerung von 400.000 auf 500.000 Einheiten der Volumenmodelle Model 3 und Model Y pro Jahr gelungen. Für Ende dieses Jahres oder Anfang nächsten Jahres sagt das Unternehmen zudem die Ausschöpfung der vollen Fertigungskapazität für das Model Y voraus.

In Shanghai ist die Produktionskapazität jüngst von 200.000 auf 250.000 Einheiten des Model 3 pro Jahr gestiegen. Tesla erwähnt in diesem Zusammenhang den Einbau „preiswerterer Batterien“ (LFP-Batterien von CATL, Anm. d Red.) in die in China gefertigten Modelle. Vor kurzem sei zudem eine dritte Produktionsschicht in der Gigafactory 3 eingeführt worden. Noch scheint dagegen die Erweiterung des Werks für die Model-Y-Fertigung nicht abgeschlossen zu sein. Dies sollte im Oktober oder November der Fall sein.

Nun deutet sich an, dass es mit ersten Model Y Made in China in der Q4-Statistik knapp werden könnte. Denn Tesla gibt bekannt, dass man in den Gigafactorys in Shanghai, Berlin und Texas aktuell an Fertigungskapazitäten für das Model Y arbeite und von allen Standorten aus ab 2021 mit Auslieferungen zu rechnen sei. So oder so: Teslas Ausblick auf die kommenden Monate fällt im aktuellen Bericht kürzer aus als sonst.

„Als würde man Tesla mit einem Schreiner vergleichen“

In der anschließenden Webkonferenz gab Elon Musk einen Ausblick – wenn auch nur für ein Modell. Die Fertigung des Cybertrucks hänge stark vom Baufortschritt der Giga Texas ab. „Es hängt von der Fertigstellung dieser Fabrik ab und es gibt einige neue Technologien mit dem Exoskelett mit hoher Härte“, so Musk. „Dies wurde noch nie zuvor gemacht, daher wird es wahrscheinlich einige Herausforderungen geben.“ Es werde wohl Ende 2021 die ersten Auslieferungen geben, man solle aber nicht vor 2022 mit einer Serienfertigung in größeren Stückzahlen rechnen. Zudem sei der Cybertruck seit seiner Vorstellung im November 2019 überarbeitet worden. „Es gibt viele kleine Verbesserungen im Vergleich zu dem, was enthüllt wurde“, fügte Musk hinzu. „Ich denke, es wird besser als das, was wir gezeigt haben.“

Während Musk beim Cybertruck sehr sachlich blieb, lieferte er an anderer Stelle der Webkonferenz eines seiner sehr selbstbewussten Zitate: „Wir haben mit einem traditionellen Autokonzern vielleicht zehn Prozent gemeinsam“, so Musk in der Konferenz. „Sie bauen Teile von Zulieferern zusammen und geben sie an Autohändler weiter. Das ist, als würde man Tesla mit einem Schreiner vergleichen.“

Bleibt der Blick auf die anderen Geschäftsbereiche: Im Solar-Geschäft konnte Tesla ebenfalls das schwächere zweite Corona-Quartal hinter sich lassen. Die installierte Solar-Leistung im Q3 lag bei 57 MW, 111 Prozent mehr als die 27 MW im Q2. Zudem ist das der beste Wert der vergangenen zwölf Monate – im Vergleich zum Vorjahresquartal liegt der Zuwachs bei 33 Prozent. Die Strategie mit den überarbeiteten und günstigeren Solarmodulen (1,49 Dollar pro Watt) scheint zu greifen, auch die Installationen sollen immer schneller gehen – auch wenn der von Tesla erwähnte Rekord von 1,5 Tagen einer sehr eigenen Zählweise zuzuschreiben ist: Das alte Dach war bereits entfernt und die Unterlage des neuen Dachs gelegt. Der Hausbesitzer dürfte aber eher an der Dauer der gesamten Bauarbeiten interessiert sein.

Bei den saisonal weniger schwankenden Energiespeichern wurden 759 MWh aufgebaut, was 81 Prozent mehr als im Q2 und 59 Prozent mehr als im Q3 2019 entspricht.

33 Prozent mehr Supercharger als vor einem Jahr

Bei den Superchargern legten die Werte für die Stationen und Ladepunkte gegenüber dem Q2 um jeweils sieben Prozent zu. Tesla steht hier nun weltweit bei 2.181 Supercharger-Stationen mit 19.437 Ladepunkten – rund ein Drittel mehr als vor einem Jahr. Dabei ist der im September eröffnete innerstädtische V3-Standort in Berlin am Euref-Campus bereits mitgezählt, die 20 Supercharger-Ladepunkte am Kreuz Hilden jedoch noch nicht: Diese Station wurde erst im Oktober eröffnet und zählt damit bereits zum vierten Quartal.

Zurück zum Kerngeschäft, den Autos: Hier gab Elon Musk noch bekannt, dass in der Nacht die Beta-Versionen der „Full-Self-Driving“-Funktion für eine kleine Zahl von Nutzern freigeschaltet werden soll. Das System werde „extrem langsam und vorsichtig“ sein. Die genauen Funktionen des „Full-Self-Driving“ gab Tesla nicht bekannt. Es wird aber erwartet, dass der verbesserte Autopilot nun auch Kreuzungen selbstständig überqueren kann. Dazu muss er die Verkehrssituation genauer beobachten und interpretieren können.

Der Autobauer lässt das fünfte Gewinnquartal in Folge für sich sprechen. Mit der vorgelegten Bilanz ist es dem Hersteller nach dem überraschend robusten Ergebnis im zweiten Quartal endgültig gelungen, das Corona-Schreckgespenst abzuschütteln. Gut möglich, dass der kalifornische Elektroautobauer Kurs auf sein erfolgreichstes Geschäftsjahr nimmt.
ir.tesla.com

Redaktionelle Mitarbeit: Sebastian Schaal

7 Kommentare

zu „Q3-Zahlen: Tesla hat sich in der Gewinnzone eingerichtet“
Releit
22.10.2020 um 08:09
„... günstigeren Solarmodulen (1,49 Dollar pro kW) “ wo gibt´s die? Die will ich auch haben, bei uns kostet das kW Solarmodul noch rund 300 Euro.
Sebastian Schaal
22.10.2020 um 08:49
Hallo, dabei hat es sich leider um einen Tippfehler gehandelt, es sind 1,49 Dollar pro Watt. Dabei geht es aber nicht um PV-Module per se, sondern die integrierten Solar-Dachschindeln, die Tesla in den USA anbietet.Viele Grüße Sebastian Schaal
Udo
22.10.2020 um 10:07
Da sieht man das es bei Tesla vorangeht und Visionen umgesetzt werdenDas vermisse ich in der deutschen Automobilindustrie einfach mal machen und nicht ständig ein Projekt nach dem anderen starten
Paul
22.10.2020 um 11:23
Da sollte man etwas kritischer sein. Das Ergebnis ist zwar wieder ein neuer Rekord, jedoch auf niedrigem Niveau. Der Gewinn in Q3/2018 war fast genauso hoch - mit nur einer Fabrik und ohne Umweltzertifikate. Die offenen Forderungen gegenüber Lieferanten und Kunden sind förmlich explodiert. Rechnet man diese und die Zertifikate heraus, hat Tesla einen Verlust von 370 Millionen erzielt. Vermutlich war daher auch die Kapitalerhöhung notwendig.
Erwin
23.10.2020 um 09:52
Aber wer achtet schon auf die Details... bei electrive ist die Darstellung eben immer sehr einseitig
Christian R
22.10.2020 um 23:08
Das was du betreibst ist schon besonders kreative Buchhaltung. Offene Forderungen sind in der P&L berücksichtigt und somit erfolgswirksam verbucht. Wenn du die Umweltzertifikate rausrechnest dann kannst auch die Aktien Kompensation berücksichtigen.
Peter
22.10.2020 um 16:58
Aha habe gar nicht gewusst das du ein Insider bist Andere Firmen würden sich freuen wenn sie die Menge der Fahrzeuge abliefern Aber wie hört man immer wieder Tesla macht bald Pleite Haben ja keine Ahnung vom Autobau

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