Tesla entlässt wohl Grünheide-Projektleiter Horetsky
Tesla hat laut einem Medienbericht den Gesamtprojektleiter für den Bau der Gigafactory in Grünheide, Evan Horetsky, entlassen. Zu den Gründen für die Entscheidung gibt es unterschiedliche Angaben.
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Das zumindest will der rbb aus Branchenkreisen erfahren haben. Von Tesla gab es gegenüber dem rbb keine Auskunft, man würde Personalien generell nicht kommentieren.
Offiziell war Evan Horetsky „Head of Engeneering, Procurement and Construction“. Horetsky verfügt über viel Tesla-Erfahrung, er war unter anderem am Bau der Gigafactory 1 in Nevada und der Gigafactory 3 nahe Shanghai beteiligt. Zudem war er zwischenzeitlich für die Vorbereitung der Produktion im Stammwerk Fremont zuständig. Sein Erfahrungsspektrum erstreckt sich also nicht nur über den Bau ganzer Fabriken, sondern auch der Produktionslinien, der Werkslogistik und so weiter.
Nach rbb-Informationen soll die Personalie aber vorerst keinen Einfluss auf den Austausch mit den brandenburgischen Behörden haben, dieser laufe dem Vernehmen nach „in den eingespielten Bahnen“ – die Planung und das Genehmigungsverfahren seien nicht gefährdet. Wie der rbb aber schreibt, soll die Entlassung Horetskys nach seinen Informationen für Verunsicherung auf der Baustelle geführt haben – das wird allerdings nicht weiter ausgeführt.
Als Grund für die Entlassung soll laut Brancheninsidern der Streit um die nicht bezahlten Wasserrechnungen gelten. Tesla hatte eine Rechnung für das Bauwasser nicht bezahlt, deshalb hatte in der vergangenen Woche der Wasserverband Strausberg Erkner nach Ablauf der Frist der Baustelle das Wasser abgedreht. Als Tesla die Rechnung beglich, lief das Wasser wieder.
Unterdessen hat Tesla weiter mit Qualitätsproblemen bei seinen Fahrzeugen zu kämpfen: In China ruft der Elektroauto-Hersteller laut der dortigen State Administration for Market Regulation (SAMR) rund 48.000 importierte Model S und Model X wegen sicherheitsrelevanter Probleme mit der Radaufhängung zurück. Davon sind ältere Fahrzeuge betroffen, die zwischen 2013 und 2018 produziert wurden. Im Zuge der Aktion werden offenbar Teile der Radaufhängung vorne als auch hinten ersetzt.
Wie Electrek berichtet, hat sich mittlerweile Elizabeth H. Mykytiuk, Managing Counsel, Regulatory bei Tesla, zu dem Fall geäußert. Zwar sei Tesla mit der Ansicht der SAMR/DPAC nicht einverstanden, werde einen Rückruf nur für den chinesischen Markt aber nicht anfechten. Tesla habe zudem keinen Defekt festgestellt, weder am hinteren Querlenker der Vorderradaufhängung noch am oberen Querlenker der Hinterradaufhängung. Darüber hinaus sieht Tesla die Schuld bei den Fahrern.
In den Niederlanden erwartet Tesla derweil eine Sammelklage unzufriedener Besitzer seiner Autos wegen diversen Qualitätsproblemen. Insgesamt 100 niederländische Tesla-Fahrer haben sich laut einem Medienbericht der „Tesla Claim Foundation“ angeschlossen, die eine Sammelklage vorbereitet.
Laut der Stiftung behaupte Tesla fälschlicherweise, eine serviceorientierte Marke mit Autos zu sein, die praktisch wartungsfrei sind. Nach dem Kauf eines Tesla mit großen Hoffnungen aufgrund dieser Behauptungen „müssen Tesla-Fahrer häufig mit allen Arten von Mängeln umgehen und wissen kaum, wie sie den Hersteller für Reparaturtermine erreichen können“, so Sieger Suurbier von der Stiftung. Dabei soll es etwa um Probleme mit Antriebswellen, Türen, Geräuschentwicklungen, Vibrationen, Wasserlecks, Lackschäden und auch die Batterien gehen.
Update 26.10.2020: Inzwischen hat der RBB seinen Artikel aktualisiert. Demnach soll Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) gesagt haben, dass die unbezahlten Wasserrechnungen nicht zu Horetskys Entlassung geführt hätten. „Das sollte nicht als Makel an ihm hängenbleiben, die Entlassung hat andere Gründe, die muss aber der Arbeitgeber erläutern, das werde ich nicht kommentieren“, so Steinbach.
Das passt auch zu Informationen des „Business Insider“: Nach Informationen des Portals soll Elon Musk persönlich hinter Horetskys Entlassung stehen. Als Grund wird dort der enorme Druck und die Erwartungen gewesen sein, denen der Gesamtprojektleiter nicht gewachsen gewesen sein soll. So solle es „zu zahlreichen kleineren Problemen auf der Baustelle“ gekommen sein. Die Nachfolge will Tesla demnach offenbar intern regeln.
rbb24.de (Horetsky), gasgoo.com (China), electrek.co (Statement von Tesla), nltimes.nl (Niederlande), businessinsider.de (Update)
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