Plant Tesla V4-Supercharger mit bis zu 350 kW?
Tesla plant offenbar bereits eine 4. Generation seiner Supercharger, die Ladeleistungen von rund 350 kW erlauben soll. Das geht aus Äußerungen von Teslas Automotive-Chef Jerome Guillen hervor. Die ersten Modelle, die solche Ladeleistungen erreichen können sollen, stehen offenbar bereits fest.
Die Zitate von Guillen bezogen sich eigentlich auf die geplanten „Megacharger“ fürs den Tesla Semi, bei denen „die 350 kW, die wir möglicherweise für Autos anstreben“ nicht ausreichen werden – entweder ein Versprecher oder ein wohl platzierter Nachsatz, der seine Wirkung nun entfaltet. Analyst Gene Munster von Loup Ventures hatte die Frage nach dem Stand beim Megacharger offenbar in einem Call nach den Geschäftszahlen für das dritte Quartal gestellt, auf die Guillen dann antwortete: „Wir setzen die Entwicklung des Semi fort. Und insbesondere bei dem Megacharger haben wir festgestellt, dass die 350 Kilowatt, die wir möglicherweise für Autos anstreben, für Semi nicht ausreichen werden.“
Eine Aussage, die viel Spielraum lässt. Klar – und wenig überraschend – scheint aber, dass Tesla bereits so kurz nach dem Launch der V3-Supercharger mit bis zu 250 kW bereits an der nächsten Generation arbeitet. Während in Europa derzeit nur das Model 3 und Model Y die volle Ladeleistung des V3 Superchargers ausnutzen können (in Nordamerika und China können auch das Model S und X nach entsprechenden Updates im Juni bzw. August die 250 kW ausnutzen), werden die nächsten Modelle von Tesla über größere Batterien verfügen als das Model 3 bzw. Y. Um Fahrzeuge wie das Model S Plaid oder den Cybertruck – wegen des höheren Verbrauchs – ebenfalls mit bis zu 1.600 Kilometern pro Stunde aufladen zu können, wäre eine noch höhere Ladeleistung nötig.
Genau jenen Modelle werden nun in Spekulationen bereits Ladeleistungen von bis zu 350 kW unterstellt. Tatsächlich hatte Elon Musk bei der Vorstellung des Cybertrucks im November 2019 bereits in einer Folie der Präsentation angedeutet, dass der E-Pickup eine Ladeleistung von mehr als 250 kW haben werde. Zusammen mit der aktuellen Aussage von Jerome Guillen liegt nun der Schluss nahe, dass es bis zu 350 kW werden könnten.
Tesla hatte seine V3-Supercharger im März 2019 vorgestellt und in der Folge die ersten Einheiten in Nordamerika installiert. Ende 2019 wurde die erste V3-Anlage in Europa aufgebaut.
Neben den Spekulationen um die Ladeleistungen der Pkw-Modelle, die Guillen mit seiner Anspielung ausgelöst hat, ist zudem interessant, wie seine Antwort zu den Megachargern weiterging. „Wir suchen also nach etwas viel Stärkerem, das es ermöglicht, den Semi während einer vorgeschriebenen Pause im Wesentlichen aufzuladen, damit Sie bis zur nächsten Pause fahren können. Es wird also keine nutzbare oder effiziente Zeit für das Aufladen des Semi verschwendet“, so der Automotive-Chef. Tesla hatte die Megacharger zusammen mit dem Semi bereits 2017 angekündigt.
Inzwischen wurden auch die ersten Prototypen des Elektro-Lkw in den USA gesichtet. An Supercharger-Stationen wurden die Fahrzeuge aber mit einer Art „Verlängerungskabel“ geladen, welches an mehrere Stalls parallel angeschlossen wurde. Eine Lösung, die nicht besonders praktikabel ist. Deshalb arbeitet Tesla laut Guillen an einer „Standardinfrastruktur, die für alle Kunden bereitgestellt werden kann“. Interessant: Dabei arbeite man „mit anderen Parteien zusammen“. „Das ist wahrscheinlich alles, was ich an dieser Stelle sagen kann“, so Guillen. Er ließ dabei offen, ob es sich bei den anderen Parteien um Partner aus dem Bereich der Ladeinfrastruktur handelt, oder um andere Fahrzeugbauer – und das Lkw-Megacharger-Netz womöglich nicht Tesla-exklusiv wäre.
Tesla hatte im vergangenen Jahr neben ABB, paXos, Stäubli und der Volkswagen-Tochter Electrify America Vorschläge für einen Lade-Standard mit mehr als einem Megawatt bei der CCS-Initiative CharIN eingereicht. Wie „Electrek“ nun schreibt, habe CharIN „anscheinend“ einen der Entwürfe ausgewählt und validiere diesen nun.
teslarati.com, electrek.co
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